Crash der High-Tech-Aktien?
Droht den High-Tech-Aktien Ungemach? Es ist kein Geheimnis, dass viele High-Tech-Aktien wieder ein ambitioniertes Bewertungsniveau - vergleichbar mit der Börseneuphorie im Frühjahr 2000 - erreicht haben. Das durchschnittliche KGV des Nasdaq 100 ist weit davon entfernt, als preiswert bezeichnet werden zu können.
Anhand des Commitment of Trader-Reports (CoT) wird deutlich, dass die Commercials immer noch bedeutende Netto-Shortpositionen im Nasdaq 100 aufgebaut haben. Leider kann man bei den CoT-Daten nicht erkennen, ob es sich primär um eine reine Absicherung vorhandener Longpositionen handelt, oder eher um „echte“ Leerverkäufe (diese Interpretation wäre als besonders bärisch einzustufen). Die aktuellen Zahlen deuten auf eine leichte Entspannung der Situation hin, dennoch sollten die sich insgesamt häufenden Warnsignale zur Vorsicht mahnen.
Die zukünftige Behandlung von Aktienoptionen ist ein weiterer Stolperstein und möglicher Katalysator für eine Korrektur. Nach langen kontroversen Debatten zeichnet sich bereits heute ab, dass Aktienoptionen bald als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst werden müssen. Das Thema dürfte speziell für amerikanische Unternehmen an Brisanz gewinnen. Die exzessive Ausgabe von Aktienoptionen war ein bedeutender Faktor für die Kursübertreibungen in den 90er Jahren, die schließlich bei Firmen wie Worldcom oder Enron in einer wirtschaftlichen Katastrophe gipfelten.
Bei den High-Tech-Schwergewichten wie Cisco Systems, Dell Computer oder IBM, die über einen hohen Optionsbestand verfügen, wird die Berücksichtigung als Kosten in der Bilanz zu einem deutlichen Rückgang des Gewinns pro Aktie führen. Bei Firmen wie Yahoo oder Siebel Systems könnte sich sogar der Gewinn bzw. Verlust pro Aktie um ein Vielfaches verschlechtern.
Die Ankündigung von Microsoft, alle bestehenden Aktienoptionen als Aufwand zu verbuchen, ist ein schwerer Schlag für die Verfechter der bisherigen Verfahrensweise. Die Anleger sollten sich darauf vorbereiten, dass die Verbuchung von Aktienoptionen als Aufwand zum Standard wird. Ob der Markt die (bekannten) Konsequenzen tatsächlich schon gebührend verinnerlicht hat, ist fraglich.
Fazit: Eine Korrektur nach den Kursgewinnen der letzten Monate ist normal. Dennoch müssen die eingepreisten hohen Erwartungen durch hervorragende Fundamentaldaten bald bestätigt bzw. übertroffen werden, damit es nicht zu einer größeren Enttäuschung der Anleger kommt.
Autor: Heiko Aschoff, 09:31 29.09.03