Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Europa

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 01-08-2003, 14:31   #1
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
Lightbulb Bernd Niquet - Alles Quatsch!!!

Freitag, 1. August 2003 | 13:47 Uhr


Ich weiß natürlich, dass die Standardlehrbücher, die Spezialisten, die veröffentlichte Meinung, also schlichtweg jeder es anders sieht. Man muss wissen, was die Gesellschaften machen, deren Aktien man kauft, sagen sie uns alle. Man muss verstehen, man muss sich hineindenken, man muss ... Ich hingegen sage: DAS IST ALLES QUATSCH. Auch auf die ganzen Monats- und Quartalsdaten zu hören, diese ganzen dümmlichen Veröffentlichungstermine zu beachten, ist reiner Blödsinn. Vergessen Sie einfach die Berichte von Intel und Nokia. Denn erstens sind diese Mosaiksteine nur selten schlüssig zusammen zu setzten, und zweitens sind auf dem dabei entstehenden Bild nur Äpfel zu sehen, obwohl an den Börsen doch unzweifelbar Birnen gehandelt werden.

Für mich hat das, was hier getrieben wird, außer mit dem Füllen von Druckpapier und Sendezeit eher so etwas mit dem Versuch zu tun, eine (gedankliche) Kontrolle über etwas zu erlangen, was sich niemals, auch gedanklich nicht, in den Griff bekommen lässt. Mir fällt hierzu nur die fernöstliche Wahrheit ein: Man kann nicht nur nicht zwei Mal in den selben Fluss stiegen, man kann es nicht einmal einmal. Denken Sie einmal über diesen Satz nach!

Hinzu kommt, dass es neben der Kontrollillusion auch noch eine Wissens- oder Theorieillusion gibt. Ich habe das ausführlich in meinem ersten Buch "Der Crash der Theorien" aufgezeigt. Wir alle, oder zumindest die meisten, glauben, der Aktienmarkt würde nach irgendwelchen fundamentalen Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Doch auch das ist schon von der Logik her unhaltbar: Denn ein Mechanismus, der sich selbst erkennt, wäre plötzlich nicht mehr der selbe Mechanismus, sondern ein neuer und völlig anderer.

Hintergrund dieses quasi-religiösen Glaubens ist die Vorstellung, dass die Aktien eines Unternehmens in irgend einer Weise den Wert des Unternehmens widerspiegeln würden. Diese Vorstellung ist natürlich völlig lächerlich. Das wissen auch die Analysten und sprechen daher stets von Über- oder Unterbewertungen, was natürlich ebenso lächerlich ist. Doch an irgend etwas muss der Mensch sich ja festhalten. Irgendetwas Absolutes braucht er. Für die einen ist dies Gott, für die anderen ein absoluter Aktienwert und für noch andere vielleicht eine Flasche Absolut-Wodka. Im Endeffekt ist der Unterschied allerdings äußerst marginal.

Was bleibt anlässlich dieser Malaise noch übrig? Eine ganze Menge, finde ich. Nämlich die Tatsache, dass wir Menschen sind und dass Aktienkurse ebenfalls von Menschen gemacht werden. Aktienkurse richten sich niemals nach Fakten, sondern immer nur nach dem, was die Menschen von diesen Fakten glauben. Sind die Menschen optimistisch, dass nehmen sie primär die guten Nachrichten wahr und verleugnen die schlechten. Sind sie pessimistisch, machen Sie es genau umgekehrt. Ein erfolgreicher Börsianer ist also nicht derjenige, der gut rechnen und Zahlen analysieren kann, sondern jemand, der sich in Menschen hineinfühlen kann. Was sind deren Motive, was sind die Wünsche und die Ängste. Mit Rationalität hat das natürlich wenig zu tun. Doch es sind ja auch nur die Börsenanfänger und die Betonköpfe, die glauben, der Börse mit Rationalität beikommen zu können.

Alle anderen wissen – zumindest implizit – dass die wirklich guten Entscheidungen meistens diejenigen waren, die aus dem Bauch heraus kamen. Wirklich gutes Aktienmanagement ist emotionales Investment – Investment By Emotions. Das wird natürlich niemand öffentlich zugeben, da niemand einem Schöngeist, der seine Zeit damit verbringt, Emotionen auszugucken, Geld anvertrauen würde. Geld verdienen, so unsere puritanische Erziehung, hat vielmehr etwas mit Fleiß und harter Arbeit zu tun. Deswegen kaufen die Menschen ja auch Fonds von Managern, die 10, 12 oder gar 14 Stunden am Tage Zahlen wälzen, um sich ihre Misserfolge schließlich wenigstens richtig verdient zu haben.

berndniquet@t-online.de
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02-08-2003, 16:02   #2
saida
Gast
 
Beiträge: n/a
der gute bernie....er gefällt mir ja immer besser

Zitat:
Man kann nicht nur nicht zwei Mal in den selben Fluss stiegen, man kann es nicht einmal einmal
und wieder einmal zeigt sich, das mein wissen wohl sehr begrenzt ist, was soll damit ausgedrückt werden....?
  Mit Zitat antworten
Alt 03-09-2004, 23:35   #3
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Freitag, 03.09.2004, 17:25 ]
Vom Grundvertrauen in unsere Welt
Von Bernd Niquet

Warum sind eigentlich manche Menschen so pessimistisch bezüglich der Aktienmärkte, der Zukunft unseres Landes und gar hinsichtlich des Schicksals des Welt-Finanzsystems? Warum sehen viele hier beinahe zwangsläufig den Zusammenbruch auf uns zukommen – und warum sind andere bei der selben Frage hingegen sehr optimistisch?

Wissen die einen hier mehr als die anderen?

Aus meiner Sicht ist es der größte Trugschluss, dem man in dieser Welt aufsitzen kann, den Untergangs-Philosophen einen Wissensvorsprung zu unterstellen. In der heutigen Zeit sind alle Informationen für jedermann frei zugänglich. Doch die Welt ist so komplex und heterogen, die Informationen sind so vielfältig, dass zu jedem Zeitpunkt stets mindestens ein optimistisches und ein pessimistisches Szenario in voller Übereinstimmung mit den Tatsachen abzuleiten ist.

Unsere Entscheidung, ob wir optimistisch oder pessimistisch sind, kann damit also nichts mit den Informationen zu tun haben. Sie hat nichts mit der Welt an sich zu tun, sondern spiegelt ausschließlich das wider, was wir selbst tun – nämlich eine Entscheidung zu treffen. Der Grund dafür, ob wir optimistisch oder pessimistisch sind, liegt also zu hundert Prozent in uns selbst.

Betrachten wir die Welt mit Optimismus, dann werden wir immer genügend Gründe dafür finden, zumal der Optimismus (wie der Pessimismus) eine Zukunftskategorie und damit sowieso unabhängig von der Gegenwart ist. Optimistisch kann man nämlich auch in düstersten Zeiten sein.

Betrachten wir jedoch die Welt mit Pessimismus, dann werden wir auch für diese Einstellung stets so viele Beweise finden, dass wir nicht genötigt sein werden, unserem Pessimismus abzuschwören. Und selbst wenn augenblicklich die Engel singen, dann heißt das noch lange nicht, dass nicht morgen schon ein fürchterlicher Absturz kommen kann.

Schauen wir nur auf die Wortmeldungen am Aktienmarkt. Ein Gottfried Heller beispielsweise verliert auch im größten Crash niemals seinen auf ewig verinnerlichten Glauben an die Stabilität unserer Welt, wohingegen alle Leuschelies dieser Welt, die Konstanzer Kreise, Elliottwellen-Untergeher und alle sonstigen „abgespacten“ goldgehörnten Inflation-Deflation-völlig-egal-Hauptsache-es-knallt-Tieftaucher in jeder schlechten Nachricht bereits den Fingerzeig des Jüngsten Gerichtes erblicken.

So ist es eben. Das muss man wissen. Das ist das Wichtigste. Alles andere ist dabei völlig zweitrangig. Wie hat doch der US-Börsianer David Dreman, der unter dem Pseudonym „Adam Smith“ viele Bücher veröffentlicht hat, so unübertrefflich geschrieben: „Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, dann ist die Börse ein kostspieliger Ort, es zu lernen.“ Dem bleibt nichts hinzuzufügen.


Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06-09-2004, 22:41   #4
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
Der Grundstein für Börsengewinne
09:55 06.09.04



Der beste Spruch, der aus meiner Sicht jemals über die Börse gemacht wurde, stammt von dem US-Börsianer David Dreman, der unter dem Pseudonym „Adam Smith“ viele Bücher veröffentlicht hat, und lautet: „Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, dann ist die Börse ein kostspieliger Ort, es zu lernen.“

Keine Aussage über die Börse trifft den Kern des Ganzen besser. Keine Aussage ist mehr Geld wert als diese. Allerdings wird auch keine Aussage mehr unterschätzt als diese.

Die meisten Leute, die an der Börse spekulieren, glauben, dass die anderen mehr wissen als sie selbst. Das ist ein fataler Fehlschluss. Ein noch fatalerer Fehlschluss ist es jedoch, zu glauben, dass man über das Beschaffen von Informationen klüger wird über die Zukunft. Denn das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Selbstreflexion, wie man selbst diese Informationen intern verarbeitet – im Besonderen die Meinungen von anderen. Diese Seite zu vernachlässigen wäre das Gleiche wie mit geschlossen Augen durch die Welt zu gehen und sich nur auf das Gehör zu verlassen. Doch wie leicht erleidet man dabei einen Unfall.

Ich bekomme derzeit viele Mails von besorgten Lesern, die glauben, dass wir bald den Untergang unseres abendländischen Finanzmarktes erleben werden. Ich verstehe diese Ängste durchaus, denn auch mich haben sie lange Zeit dominiert. Doch mittlerweile merke ich, dass meine Anfälligkeit für derartige Ängste nicht mit den real erhältlichen Informationen, sondern vielmehr mit meiner innerlichen Befindlichkeit korreliert. Und das zieht ihnen die Wurzel!

Was ich mir in der Kopf setze, das halte ich auch durch. Als Reagan in den USA in den Achtziger Jahren an die Macht kam, hielt ich das für positiv. Und hielt an meinen Dollarpositionen fest bis ich fast Pleite war. Mein Grundvertrauen in die Welt ist nicht erschüttert. Das passiert erst 1987. Jetzt denke ich auch an den Untergang – und werde diesen Gedanken nicht mehr los.

Doch bald erklimme ich die nächste Stufe der Reflexion und merke, dass meine inneren Befindlichkeiten keinesfalls Reaktionen auf die Außenwelt, sondern vielmehr ausschließlich Reaktionen auf meine eigene Innenwelt sind. Jetzt sind wir zu hundert Prozent im Bereich der Psychologie. And I´m not going to tell you what I found. Es ist jedoch immer die innere Prädisposition, die bestimmt, was wir in der äußeren Welt erwarten.

Wer damit großgeworden ist, dass alles immer wieder in Ordnung geht, der erwartet dies auch weiterhin. Bei wem jedoch Katastrophen aufgetreten sind, der wird sich aus Angst davor immer wieder nach Katastrophen sehnen - so platt und paradox sich das auch immer auf den ersten Blick anhört. Und wer beides erlebt hat, wird für beide Welten offen sein, wird hin- und herschwanken zwischen den Welten. Und genau diese innere Schwingung gilt es herauszuarbeiten. Sie sind allen Marktschwingungen vorgelagert. Die Analyse der Wellen an den Märkten alleine bringt daher gar nichts. Wirkliche tragfähige Erkenntnisse entstehen erst dann, wenn man weiß, auf welche innere Resonanz das stoßen wird, was man möglicherweise in der Welt der Märkte an Informationen finden wird.

Mit den besten Grüßen
Bernd Niquet
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07-09-2004, 04:42   #5
Börsengeflüster
TBB Family
 
Benutzerbild von Börsengeflüster
 
Registriert seit: Apr 2004
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 4.953
Sehr interessanter und guter Artikel!
__________________
Zitat:
.............................................

Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


<br>
Börsengeflüster ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08-09-2004, 20:44   #6
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
Die Kurse werden steigen
Von Bernd Niquet



Liebe Leser, seien Sie nicht traurig. Die nächste Hausse wird kommen! Sie wird genauso sicher kommen wie der nächste Sommer nach dem anstehenden Winter. Es ist nur einfach eine Frage der Zeit. Börsenhaussen sind in ihrem Eintreffen allerdings nicht ganz so verlässlich wie die Jahreszeiten.

Dass die Börse derzeit nicht richtig läuft, ist kein Wunder. Die Menschen sind noch verschreckt von den Verlusten der Baisse. Es muss erst einmal nachgeladen werden. Die Börse muss sich schön machen. Sie muss sich die Silikonscheiben unter die faltigen Brüste schieben, die Lippen aufblasen, das Make-up eintätowieren, die Falten spannen und den Hintern liften.

Die nächste Hausse wird kommen – so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn die Menschen sind dämlich wie die Schweine. Deswegen kann man ihnen auch alles verkaufen. Alles. Wenn es nur bunt ist, süß schmeckt, in Mode ist oder eben einfach geil macht. Man kann ihnen alles verkaufen – doch manchmal braucht es eben ein bisschen Zeit.

Wer an der Börse gewinnen will, muss daher in Zeiten wie diesen einsteigen. Und dann die Papiere vergessen. Wegschließen und nicht mehr beachten. Und wenn sich dann die schweinedumme Masse wieder einmal auf die Börse wirft, dann langsam anfangen zu geben.

Sie glauben mir nicht? Schauen Sie sich doch nur einmal das Fernsehen an. Schauen Sie aber nicht täglich, denn dann gewöhnen Sie sich an den Unsinn – und werden selbst schweinedumm. Schauen Sie ... vielleicht einmal im Monat! Und dann werden Sie mir sofort Recht geben. Man kann der schweinedummen Masse alles verkaufen. Wirklich alles. Und manchmal muss es nicht einmal bunt sein, süß schmecken oder in Mode sein. Manchmal reicht es schon aus, wenn es einfach nur geil macht.

Doch das braucht seine Zeit. Meistens ein paar Jahre. So viel Geduld muss man haben. Denn die dummen Schweine haben das nicht. Schweineleben sind nämlich kurz, genauso kurz wie das Gedächtnis der meisten Menschen.

Quelle: instock
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08-09-2004, 20:49   #7
Börsengeflüster
TBB Family
 
Benutzerbild von Börsengeflüster
 
Registriert seit: Apr 2004
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 4.953
Hahahaha grunz grunz

Herrlich klasse Artikel.
__________________
Zitat:
.............................................

Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


<br>
Börsengeflüster ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20-09-2004, 14:00   #8
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Montag, 20.09.2004, 11:49 ]
Vom Tiger gebissen

Von Bernd Niquet

Was um Gottes Willen ist nur los? Da bin ich einmal eine Woche weg – und plötzlich scheint sich alles geändert zu haben. Oder war ich länger weg? Oder hat sich alles schon länger geändert? Und ich habe es nicht gemerkt?

Am Freitag Abend wollte ich mich wieder einmal so richtig informieren. Und habe die n-tv Telebörse angeschaltet. Denn das heißt: Information, Information, Information. Und natürlich habe ich auch aufs Pushen gewartet. Denn wann will man pushen, wenn nicht jetzt? So phantastisch aufwärts in den letzten Wochen, kurz vor den 4.000 im Dax – also pushen, pushen, pushen. Wie soll der Markt sonst über die Hürde kommen? Das ist doch auch nicht anders als im Fußballstadion.

Doch an Stelle der Telebörse gibt es ein „Special“ über die Karnevals-Artisten „Siegfried und Roy“, wie sie vom Tiger gebissen werden. Dabei ist das doch schon eine ganz alte Geschichte. Das müssen Sie sich jetzt einmal bildlich vorstellen: Da will man Informationen über den Aktienmarkt – und statt dessen wird einem vom Tiger in Kopf gebissen. Ich meine das jetzt nicht nur persönlich. Denn wo wollen wir nur hinkommen, wenn jetzt statt Informationen über Aktien immer nur Berichte über Tiger gesendet werden, die in Köpfe beißen.

Irgendwann wird das dann auch einmal langweilig. Immer nur Tiger, die in Köpfe beißen. Bei den Aktien weiß man dagegen nie im Voraus, wen sie einmal beißen werden. Die Letzten sollen ja die Hunde beißen. Und die Ersten werden anscheinend vom Tiger gebissen. Es ist also derzeit nichts mit dem Pushen. Wir puschen uns lieber erst einmal in die Hose – und gucken uns an, wie es ist, vom Tiger gebissen zu werden. So wird der Markt sicherlich länger brauchen, die Hürde zu überwinden.


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21-09-2004, 12:30   #9
Tester32
TBB Family
 
Benutzerbild von Tester32
 
Registriert seit: Jan 2004
Beiträge: 2.210
Zitat:
Original geschrieben von Bernd Niquet
Die nächste Hausse wird kommen! Sie wird genauso sicher kommen wie der nächste Sommer nach dem anstehenden Winter. Es ist nur einfach eine Frage der Zeit.
Stimmt.

Zitat:
Dass die Börse derzeit nicht richtig läuft, ist kein Wunder. Die Menschen sind noch verschreckt von den Verlusten der Baisse. Es muss erst einmal nachgeladen werden. Die Börse muss sich schön machen. Sie muss sich die Silikonscheiben unter die faltigen Brüste schieben, die Lippen aufblasen, das Make-up eintätowieren, die Falten spannen und den Hintern liften.
Fragt sich, wie lange die Dame dafür brauchen wird. Wir wissen ja, wie lange Frauen für ihr Make-Up brauchen!

Zitat:
Die nächste Hausse wird kommen – so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn die Menschen sind dämlich wie die Schweine. Deswegen kann man ihnen auch alles verkaufen.
Aber nur einmal pro Generation, denn selbst Schweine sind lernfähig. Ih dieser Generation werden sie den Neuen Markt wohl nicht mehr kaufen.

Zitat:
Man kann ihnen alles verkaufen – doch manchmal braucht es eben ein bisschen Zeit.
Ja, so um die 20-40 Jahre.

Zitat:
Wer an der Börse gewinnen will, muss daher in Zeiten wie diesen einsteigen. Und dann die Papiere vergessen. Wegschließen und nicht mehr beachten.
Damit die Verluste nicht weh tun. Oder man nicht traurig ist, nach 25 Jahren nichts verdient zu haben.

Zitat:
Und wenn sich dann die schweinedumme Masse wieder einmal auf die Börse wirft, dann langsam anfangen zu geben.
I...t! In 25 Jahren werden ganz andere Papiere in Mode sein! Wer will schon heute den Technologiewert RSI aus Ende der 1920er?

Zitat:
Sie glauben mir nicht?
Doch! Wir glauben Dir! Wie die Schweine!

Zitat:
Schauen Sie sich doch nur einmal das Fernsehen an. Schauen Sie aber nicht täglich, denn dann gewöhnen Sie sich an den Unsinn – und werden selbst schweinedumm. Schauen Sie ... vielleicht einmal im Monat!
Nee, nee, nee, Bernd! so häufig fernzusehen kannst Du von mir nicht verlangen! Dafür werde ich nicht bezahlt!

Zitat:
Und dann werden Sie mir sofort Recht geben.
Oder auch nicht.

Zitat:
Man kann der schweinedummen Masse alles verkaufen. Wirklich alles. Und manchmal muss es nicht einmal bunt sein, süß schmecken oder in Mode sein. Manchmal reicht es schon aus, wenn es einfach nur geil macht.
Da spricht ein Wodka-Kenner! Schmeckt nicht süß und ist nicht in Mode. Hat aber eine geile Wirkung. Wie Geld, denn eigentlich ist das Barlose Geld ja auch nur eine Zahl auf einem tristen Konto-Zettel.

Zitat:
Doch das braucht seine Zeit. Meistens ein paar Jahre.
Nach Neuer Markt-Eurphiroen sogar Jahrzehnte.

Zitat:
So viel Geduld muss man haben.
Nö, das sehe ich nicht so. Kann man, muß man aber nicht.

Zitat:
Denn die dummen Schweine haben das nicht. Schweineleben sind nämlich kurz, genauso kurz wie
das Berufsleben eines Börsenschreiberlings?

Zitat:
Quelle: instock
Gelesen und kommentiert auf: TBB
Tester32 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30-09-2004, 10:15   #10
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Mittwoch, 29.09.2004, 15:45 ]
Martin Weiss und der Vulkanausbruch
Von Bernd Niquet


Martin Weiss ist ein Crash-Prophet mit ausgeprägter Vateridentifikation. Weil sein Vater nach 1929 in der Weltwirtschaftskrise mit einer konsequenten Cash-Strategie sein Vermögen gerettet hat, und dieser Vater immer noch übermächtigt in ihm drinsteckt, glaubt der Filius heute, dass ihm die Vorsehung ein identisches Schicksal auserkoren hat.

Die Wege, wie sich ihm diese Prophezeiung offenbart, sind abenteuerlich (und fast schon mit der Bibel vergleichbar). Ich habe den folgenden Beitrag aus dem „Investor´s Daily“ in meinem Ordner „Bauernfänger“ abgespeichert und zitiere ihn hier (Quelle: investor-verlag.de). Bilden Sie sich bitte ihr eigenes Urteil:

„Vor einigen Tagen blätterte ich mit meinem Neffen in einem Buch über Vulkane. Genau wie er war ich auf der Stelle fasziniert von den Bildern und schaurigen Erzählungen ...
Zum Beispiel der Geschichte vom Ausbruch des Vesuv. Pompeji, 24. August 79 n. Chr.: ein milder, sonniger Herbsttag in der römischen Hafenstadt. Auf den Straßen herrscht reges Leben – Händler preisen lautstark ihre Waren an, feilschen und machen gute Geschäfte. Im Hafen warten zahlreiche Schiffe darauf, beladen zu werden und auszulaufen.
Kaum eine Stelle in der Stadt, an der nicht gebaut wird – prachtvolle Anwesen, die den Reichtum selbstbewusst zur Schau stellen. Die Bevölkerung ist wohlhabend, denn das milde Mittelmeerklima sorgt für reiche Ernten an Obst, Wein und Gemüse. Ein ausgesprochen SCHÖNER TAG – niemand denkt in diesen Stunden an das schwere Erdbeben, das die Stadt vor 13 Jahren so schwer verwüstete.
Doch in den Tiefen des 1.800 Meter hohen Berges brodelt es gewaltig. Keiner ahnt, dass die Katastrophe vor 13 Jahren nur der Vorbote einer noch viel schrecklicheren TRAGÖDIE sein würde ...
Plötzlich – scheinbar aus dem Nichts und ohne jegliche Vorwarnung – ist es so weit: Ein Beben erschüttert den Boden, gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag. Eine ungeheure Explosion sprengt den Gipfel des Berges weg. Eine tiefdunkle Feuersäule steigt kilometerweit herauf. Tonnen von Steinen fliegen durch die Luft, eine Wolke von giftigen Gasen fegt über die Bewohner hinweg. Wer kann, versucht zu fliehen, doch es ist zu spät – alle Einwohner werden unter einer dicken Schlammschicht begraben.
Die Parallelen sind erschreckend: POMPEJI im Jahre 79 n. Chr. – die internationalen Finanzmärkte heute. Warum ich Ihnen das erzähle? Ganz einfach – weil dieses Bild perfekt die augenblickliche Lage an den Finanzmärkten darstellt. Entspannt, keine großen Ausschläge nach oben oder unten, ein angenehmes Klima für Geldanlagen. So jedenfalls der SCHEIN ...“


Vom Standpunkt der Logik her ist das wirklich bizarr. Weil einmal in der Geschichte „b“ aus „a“ gefolgt ist, wird geschlossen, dass eine beliebige Beobachtung von „b“ sofort den Schluss auf „a“ als Ursache zulässt. Also: Gibt es mittags Fisch, dann steigt die Börse. Gibt es hingegen Fleisch, dann muss man schnell besser verkaufen. Und ganz schlimm wird es dann, wenn es zum Nachtisch Ziegenkäse in der Aschenkruste gereicht wird.


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04-10-2004, 15:24   #11
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Montag, 04.10.2004, 16:03 ]

Die Hürde genommen
Von Bernd Niquet

Na bitte, jetzt sieht es ja gar nicht so schlecht aus an den Börsen. Die 4.000 im Dax sind geknackt, der neuralgische Börsenmonat September ist vorbei und die Fahrt nach oben erst einmal frei. Und ich kann mir nicht helfen, je länger ich dabei bin, umso mehr überzeugt mich all das, was André Kostolany in seinen Büchern geschrieben hat. Es hat mich schon immer überzeugt, doch richtig verinnerlichen kann man alle Dinge eben nur durch eigenes Erleben.

Dieses ewige Hin und Her nutzt nichts. Natürlich kann es immer Unvorhersehbares geben, doch wenn man überzeugt ist, dass prinzipiell nichts Schlimmes droht, dann muss man bei seiner Meinung bleiben. Das Problem dabei ist nur, dass immer und ständig Schlimmes droht. Doch auch das ist wiederum eine Erfahrenssache. Viele der Newcomer an der Börse, die in den letzten Jahren dazu gekommen sind, lassen sich von vielen Entwicklungen irritieren. Wer hingegen schon länger dabei ist, weiß, dass die Themen, die gegenwärtig als so tragisch angesehen werden, schon seit mehr als 20 Jahren existieren.

Am interessantesten finde ich dabei immer die Kostolany-Erfahrung, dass die besten Gewinne nicht aus kurzfristigem Handeln entstehen, sondern aus den Positionen, die man schlicht vergessen hat. Ich habe dieses Jahr ja extrem gegen meine eigenen Prinzipien verstoßen und meine Aktienquote deutlich herunter gefahren, als alle Welt von den 3.200 im Dax sprach. Und jetzt kaufe ich teurer wieder zurück. Doch die richtigen Gewinne stecken im Vergessenen. Die Biotechs beispielsweise haben etwa 40 Prozent dieses Jahr gemacht. Die alten Rüstungsaktien auch. Und selbst die Ölwerte, die ich zwischenzeitlich schon abgeschrieben=vergessen habe, machen in der Spitze genauso viel Plus.

Es geht also wirklich nur mit Geduld. Und mit Geld. Nur mit Geld kann man Geld machen. Ohne Geld werden nämlich nur Schulden zurück bleiben. Mit Optionsscheinen ist noch niemand reich geworden. Außer den Banken, die diese emittieren.


Am Mittwoch wird meine Kolumne ausfallen, so dass die nächste Kolumne am Freitag an dieser Stelle erscheinen wird.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11-10-2004, 20:15   #12
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Montag, 11.10.2004, 15:46 ]
Wie man es nicht macht

Von Bernd Niquet


Lernen kann man an der Börse und im Leben immer nur aus Fehlern. Aus eigenen und aus denen von anderen. Letzteres ist billiger, aber längst nicht so effektiv wie ersteres.

Am Wochenende schrieb mir jemand: „Sie sollten sich und Ihren Lesern die Kommentare ersparen. Bei mir tragen Ihre Beiträge zu meiner Belustigung bei. Entschuldigen Sie, aber Sie vermitteln den Eindruck, als ob Sie keine Ahnung hätten.“ Ich ahnte sofort, dass ich hier einen dicken Fisch an der Angel und Post von einem richtig erfolgreichen Börsianer bekommen habe, der seine Zeit nicht vertrödelt, sondern nur auf Basis von geldwerten konkreten Tipps handelt.

Ich habe mich herzlich für die Mail bedankt und geschrieben, dass ich mich gefreut habe, dass er meine Kommentare trotzdem liest, obwohl er sie gar nicht mag.

Daraufhin hat er zurückgeschrieben: „Dear Mr. Niquet, danke für die Links. (Er meint die Links zu meinen Kolumnen, die in der Signatur jeder Mail von mir zu finden sind.) Meinen gewonnenen Eindruck kann ich dennoch zur Zeit nicht revidieren. Ihre Kommentare waren mir bisher nicht aussagekräftig und zu allgemein. Es hat jedoch den Anschein, daß Sie sich im Markt schon etwas länger "tummeln". Ich hoffe mit Erfolg.“

So weit, so gut. Jeder muss sich sein eigenes Urteil bilden. Und dann wird er konkret: „Nun wollen wir doch einmal abwarten, ob der Dax morgen (also heute) sein gab (er meint „gap“) bei 3.996 schließen wird. Mit der Vorgabe aus NY und dem weiter anziehenden Ölpreis sollte dies der Fall sein. Mittlerweile laufen die Raffinerien auch in Deutschland leer und sind auf Produktensuche. Im Hinblick auf den bevorstehenden Winter kein gutes Zeichen. Ich frage mich zudem, wer bei dem hohen Ölpreis Bestände aufbaut. Immer mit der Angst im Nacken, es kommt zu einem Crash. Somit werden wir wohl mit weiterhin niedrigen US- und Europa-Beständen leben müssen. Kein gutes Zeichen für eine steigende Aktienbörse. Bisher ist es den Börsianer erfolgreich gelungen, die hohen Ölpreise zu verdrängen. Warten wir mal ab, ob dies bei $60,-- WTI auch noch der Fall sein wird. Größere Ölhändler können aufgrund ihrer Kreditlinie nicht mehr die Mengen an Öl bewegen wie in früheren Zeiten. Auch hier droht Ungemach. Mit Chance werden die Amis die Börse bis zum 2.11. stabilisieren. Obwohl der Markt dort schon technisch angeschlagen ist. Also, meine Empfehlung an Sie. Stopp-loss Orders setzen.“

Ich bin sicher, dass dieser Starbörsianer in ein paar Jahren, vielleicht auch schon in ein paar Monaten, nichts mehr mit der Börse zu tun haben wird. Wer so wenig über den Tellerrand schauen kann und immer nur nachplappert, was die anderen vorplappern – und sich dann auch noch etwas darauf einbildet – wird früher oder später zu Hundefutter und Krokodilstuhlgang verarbeitet. Dieses Schicksal ist zwangsläufig. Man kann ihm nur entkommen, indem man versucht, über die Aktualität hinaus zu denken – und dementsprechend zu handeln. Dann hat man eine gute Chance auf Erfolg, kann jedoch trotzdem scheitern. Aber man hat wenigstens die Chance, erfolgreich zu sein. Wer hingegen nur in die Suppenschüssel schaut, wird über kurz oder lang auch genau dort landen.


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11-10-2004, 21:15   #13
Börsengeflüster
TBB Family
 
Benutzerbild von Börsengeflüster
 
Registriert seit: Apr 2004
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 4.953
Hohes Niveau Herr Bernd Niquet

Ähnliche Erfahrungen habe ich ebenfalls schon gemacht! Es ist doch immer wieder das gleiche Spiel
__________________
Zitat:
.............................................

Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


<br>

Geändert von Börsengeflüster (11-10-2004 um 21:19 Uhr)
Börsengeflüster ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14-10-2004, 10:56   #14
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Mittwoch, 13.10.2004, 15:42 ]

Manipulativer Journalismus
Von Bernd Niquet

Gibt es eigentlich einen objektiven Journalismus? Den Versuch, die Welt vorurteilsfrei zu beobachten und darüber zu schreiben? Oder ist die Meinungshuberei – ob aus Zeitgeiststreben oder von einem Auftraggeber bezahlt – mittlerweile bis in die letzte Ritze des Geschriebenen vorgedrungen?

Kolumnen hingegen müssen subjektiv sein. Und so habe ich nie ein Hehl daraus gemacht, nichts vom Gold zu halten. Weil ich glaube, dass wir uns in stabil-disinflationären Zeiten befinden und daher keines der beiden fürs Gold so wichtige Szenarien aktuell ist.

Gestern hat die Tageszeitung „Die Welt“ einen Artikel der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ über das Gold abgedruckt. Ich werde im Folgenden den ersten Teil dieses Artikels wiedergeben und dabei kommentieren. Denn es handelt sich hier um ein treffliches Beispiel der Beeinflussung von unbedarften Lesern. Unter dem Deckmantel der Objektivität wird hier knallharte Meinungsmache betrieben. Meine Kommentare habe ich jeweils in Klammern gesetzt.

Gold bleibt wegen der hohen Ölkosten im Aufwind

Seattle - Der Goldpreis wird weiter steigen. (Ein unglaublich frecher Einstieg. Stellt dieser Satz eine gesicherte Information dar? Oder ist er Spekulation? Ein Wunsch? Und was wird damit bezweckt?) Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Händler rechnen auch für diese Woche mit einem Anziehen des Goldpreises – es wäre die sechste Woche in Folge. (Eine Händlerumfrage darf man nicht als Beleg für zukünftige Preise nehmen. Das ist entweder dumm oder geschieht mit der Absicht, ein Ziel damit zu erreichen.) Die Händler spekulieren darauf, dass die Nachfrage nach dem Edelmetall angesichts der hohen Treibstoffkosten steigen wird, da sich immer mehr Investoren gegen eine drohende Inflation absichern. (Diese Logik ist hingebogen und trägt nicht. Hohe Treibstoffkosten können zu gestiegenen Kosten führen. Eine Inflation ist aber stets ein kumulativer Prozess. Das weiß jeder Erstsemester-Student an der Universität.)

Zweiundzwanzig von insgesamt 43 befragten Händlern, Investoren und Analysten raten, Gold zu kaufen, 14 empfehlen den Verkauf und sieben sind neutral. Seit Anfang September kletterte der Goldpreis 5,5 Prozent, während der Ölpreis 21 Prozent bis auf 53,40 Dollar hochschnellte. Die steigenden Kosten für Heizöl, Dieselkraftstoff und Erdgas werden das Wirtschaftswachstum der USA voraussichtlich bremsen und die US-Notenbank Federal Reserve veranlassen, das Tempo bei den Zinserhöhungen zu drosseln. (Woher weiß der Autor das? Ersteres liegt sicherlich nahe, letzteres ist jedoch völlig ungewiss. Hier zu schreiben „werden ... die US-Notenbank Federal Reserve veranlassen“ ist eine falsche Tatsachenbehauptung. Hier darf man einen Marktteilnehmer nennen, der dies behauptet, oder man darf schreiben, dass man selbst der Meinung ist. Ein subjektives Statement dazu ist also erlaubt. Doch eine objektive Aussage ist eine Irreführung – bewusst oder unbewusst.)

"Höhere Ölpreise heizen ganz klar die Inflation an", sagt Stephen Leeb, Vermögensverwalter bei Leeb Capital Management. "Gleichzeitig zwingen sie die Fed, die Zinsen niedriger zu halten, als sie eigentlich wollte. Sie sind außerdem dafür verantwortlich, dass sich unser Handelsdefizit verschlimmert. Diese drei Punkte wirken sich alle unterstützend auf den Goldpreis aus." (Na bitte, das ist in Ordnung. Es wird jedoch durch die vorangeschobene Tatsachenbehauptung suggeriert, dass dieser Marktteilnehmer mit seiner Meinung auch Recht hat. Die eine Aussage stützt hier die andere. Eine gegenteilige Meinung wird nicht genannt. Das ist billig, ist kein Journalismus, sondern nicht mehr als Propaganda. Der Leser soll nicht informiert werden, sondern es wird eine vorgefertigte Meinung mit Nennung von Tatsachen unterfüttert. Es werden keine Informationen geliefert, damit der Leser sich ein Urteil bilden kann, sondern es werden Vorurteile gestützt.)


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

Quelle: boersego
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19-10-2004, 15:13   #15
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.693
[ Montag, 18.10.2004, 15:49 ]
Der Aufschwung - wo?
Von Bernd Niquet

Wo wir gerade schon bei den Journalisten waren. Machen sich wichtig, schwadronieren durch die Gegend, mauscheln herum, halten sich für wichtig, verbringen ihre Abende auf Kosten anderer mit diesem Wichtigsein – doch bis auf wenige Ausnahmen kommt dann nur Mist heraus. Können nicht verstehen, wollen nicht verstehen.

Die „Welt am Sonntag“ titelt ihre neueste Ausgabe „Aufschwung geht schon wieder zu Ende“. Welche Manpower und Kreativität hier wohl stundenlang zusammen gesessen hat, um dieses Geniestück zu Wege zu bringen? Oder ist das nur ein paar Vollalkoholikern durchgerutscht?

In keiner anderen Zeitung wird auf fast jeder Seite einmal über die Soziale Marktwirtschaft lamentiert und Ludwig Erhard gepriesen. Immer wieder Ludwig Erhard, die Soziale Marktwirtschaft und wie gut das alles war. Ludwig Erhard selbst hätte diese Schreiberlinge sicherlich in der Luft zerfetzt, denn Erhard wusste viel zu gut, dass die Wirtschaft fast ausschließlich Psychologie ist. Und welche Wirkung derartige Schlagzeilen auf das Abspringen der Binnenkonjunktur haben, kann sich jeder selbst beantworten. Ein Rattenpack.

Dabei ist es auch völlig falsch, was hier berichtet wird. Wir haben gar keinen Aufschwung gehabt, weshalb er auch nicht zu Ende gehen kann. Hier wird noch in den alten Kategorien der Inflationszeit gedacht. Im Zuge des Endes der Inflation ist aber auch der Konjunkturzyklus tot. Wir schwanken seit Jahren um ein Miniwachstum. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Doch ein „Anspringen“ der Konjunktur von einem Prozent Wachstum auf zwei Prozent ist genauso wenig ein Aufschwung wie ein Rückfall auf ein Prozent das Ende eines Aufschwunges darstellt.

Doch das muss man erst einmal begreifen. Und man muss es auch begreifen wollen. Wir befinden uns in einer völlig neuen Zeit, in der die Gesetzmäßigkeiten der jüngsten Vergangenheit keinen Bestand mehr haben. The trend was our friend. But now he is dead.


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


Quelle: instock
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 16:42 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Sie haben dieses Thema bewertet: