London – Die Briten sollen ein Volk von Nichtrauchern werden. Angesichts der hohen Schäden für die Gesundheit und die Volkswirtschaft fordert das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) Regierung, Gesundheitsbehörden, Ärzte und andere an der Krankenversorgung Beteiligte auf, die Raucherentwöhnung zu forcieren. In jedem Jahr sollten mindestens fünf Prozent aller Raucher Entwöhnungen angeboten werden. Ziel soll eine Erfolgsrate von 35 Prozent sein, fordert das NICE-Dokument.
Rauchen ist nach Einschätzung von NICE nicht nur die häufigste Ursache für eine vermeidbare Morbidität und für einen vorzeitigen Tod. Es sei auch der wichtigste Grund für die Unterschiede in der Lebenserwartung von Arm und Reich. Bei den Männern mache es in etwa die Hälfte der Klassenunterschiede aus, heißt es in der Leitlinie.
Zu den durch Rauchen ausgelösten Erkrankungen zählt NICE nicht nur Krebs, Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen, sondern auch Magen- und Duodenalulzera, die erektile Dysfunktion und Unfruchtbarkeit, Osteoporose, Katarakte, die altersbedingte Makuladegeneration und die Parodontose, ebenso Wundheilungsstörungen und postoperative Komplikationen.
Rauchen während der Schwangerschaft begünstige Fehlgeburten und schade den Neugeborenen, die ein im Durchschnitt 200 bis 250 Gramm niedrigeres Geburtsgewicht hätten als Neugeborene von Nichtraucherinnen. Die Neugeborenensterblichkeit sei um 40 Prozent erhöht.
Auch an den Gefahren des Passivrauchens bestehen für NICE keine Zweifel. Das Risiko von Atemwegserkrankungen, Asthma, langfristig auch Lungenkrebs, Herzerkrankungen und Schlaganfällen sei erhöht. Für die Behandlung der durch das Rauchen ausgelösten Erkrankungen müsse der staatlichen Gesundheitsdienst NHS jährlich 1,5 Milliarden Pfund ausgeben.
Angesichts dieser Kosten hält NICE vermehrte Anstrengungen zum Raucherentwöhnung für erforderlich und kosteneffektiv. Neben öffentlichen Kampagnen, jeder Menge Informationsbroschüren und einer kostenlosen Telefonberatung für Raucher sollen die Ärzte die Patienten zu einer Raucherentwöhnung motivieren. Als effektiv betrachtet NICE sowohl nicht medikamentöse Interventionen, von der Kurzinterventionen (Ermunterung in einem zehnminütigem Gespräch) bis hin zu regelmäßigen Gruppentherapien, als auch medikamentöse Ansätze.
Hierzu zählt NICE, das sowohl die Evidenz einer Therapie als auch Kosten-Nutzen-Aspekte berücksichtigt, die Nikotinersatztherapie (als Kaugummi, Pastille, Inhalation oder Nasenspray) sowie die Medikamente Vareniclin oder Bupropion.
Die Nikotinersatztherapie, nicht aber Vareniclin oder Bupropion, sollen die Ärzte auch ihren minderjährigen Patienten (ab 12 Jahre) anbieten, und dies obwohl Tabakrauchen in England, Schottland und Wales seit dem letzten Jahr erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Vorher lag die Altersgrenze bei 16 Jahren, was aber nicht verhindert hat, dass der Anteil der Raucher unter den 11 bis 15-Jährigen bei neun Prozent lag.
Quelle:
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=31520
Nikotinpflaster schon für Kinder
