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Alt 13-08-2010, 23:08   #1
Benjamin
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Die klassische Lohnarbeit hat ausgedient

Diskussion über Rente mit 67

"Die klassische Lohnarbeit hat ausgedient"
12.08.2010


Ist Deutschland überhaupt bereit für eine neue Arbeitswelt, wenn derzeit die meisten früher in Rente gehen, als es das bisher geltende Renteneintrittsalter von 65 Jahren vorsieht? Um das richtige Alter wird heftig gestritten: Parteien, Wirtschaftsforscher, Gewerkschaften und Sozialverbände sind sich uneins, ob es bei 65 Jahren bleiben - oder auf 67, gar 70 Jahre angehoben soll. tagesschau.de hat bei Zukunftsforscher Matthias Horx nachgefragt, was sich ändern müsste, damit mehr Menschen länger arbeiten können.

tagesschau.de:
Herr Horx, wer hat aus Ihrer Sicht Recht - Befürworter oder Kritiker der "Rente mit 67"?

Matthias Horx:
Die Debatte wird um die falsche Fragestellung geführt. Das Renteneintrittsalter ist unerheblich angesichts der Dimension gesellschaftlicher Veränderung. Arbeitsformen und -weisen verändern sich von der Industrie- zur neuen Wissensgesellschaft. Es verändern sich die Biografien: Die Lebenszeit verlängert sich, gleichzeitig entwickeln sich dabei andere Lebensphasen als früher. Es gibt Ältere, die mit 60 oder 70 Jahren neue Aufbrüche wagen. Manche reisen oder sind heute in einem Alter berufstätig, in dem man sich früher hinter dem Herd verkrochen hat.

tagesschau.de:
Wie müsste die Arbeitswelt von morgen aussehen, damit Menschen länger arbeiten können?

Horx:
Erst einmal müssen wir uns von der klassischen Lohnarbeit verabschieden, wie sie sich in der industriellen Gesellschaft 50 Jahre lang entwickelt hat, sie hat ausgedient. Manche Berufsgruppen müssen zwar bis heute schwer körperlich arbeiten - so dass man weder Lust hat noch es schafft, länger als bis 60 oder 65 zu arbeiten. Aber diese Menschen werden weniger. Noch 1980 betraf das die Hälfte aller Arbeitnehmer, heute sind es zwischen 10 und 20 Prozent.

Es muss sich ein neues Verständnis des "sich wandelnden Berufslebens" entwickeln. Dass ein Dachdecker bis 50 seinen Beruf ausübt und danach Ausbilder für Dachdecker wird oder auch andere Berufswege einschlagen kann - das ist eigentlich das Selbstverständlichste der Welt. Unsere Kinder werden drei, vier Berufe in ihrem Leben haben - und das als Bereicherung empfinden, nicht als Zwang.

"Wir führen eine reine Opferdebatte!"

tagesschau.de:
Das heißt, es müsste normal werden, mittels lebenslanger Weiterbildung Berufsbilder mal zu wechseln?

Horx:
Das lebenslange, auf eine ganz spezifische Tätigkeit konzentrierte Arbeitswesen ist heute bereits in der Erosion begriffen. Das liegt nicht nur an den anderen Anforderungen der Arbeitswelt - es gibt auch immer mehr Menschen, die etwas Neues ausprobieren, ihr Leben neu gestalten wollen. Diese individuellen Spielräume werden in der Diskussion grundlegend unter den Teppich gekehrt. Wir führen eine reine Opferdebatte, damit dreht sich die Diskussion immer im Kreis.

tagesschau.de:
Was wäre die Alternative?

Horx:
Wir müssen von der Zwangsdebatte "Rente mit 67 als Muss" umschalten auf eine ganz andere Debatte. Und zwar um die Frage, wie wir ein sinnerfüllteres Leben zwischen Beruf, Familie und persönlicher Entwicklung gestalten können. Arbeit ist ja nicht nur das, was uns quält, sie ist auch Sinn und Erfüllung. Es gibt viele Menschen, die ihren Beruf lieben und gar kein Interesse daran haben aufzuhören. Für die ist Arbeit auch mehr als reine Lohnarbeit. Solange Arbeit für jemanden nur Lohnarbeit ist, fremdbestimmt, monoton und sich wiederholend, haben Menschen auch ein Bedürfnis, so früh wie möglich auszusteigen. Wir wissen aber auch, dass Menschen, die sehr früh verrentet werden, auch früher sterben - weil Arbeit eben Teil eines erfüllten Lebens ist.

tagesschau.de:
Wie ließe sich eine solche Flexibilität in einem Sozialversicherungssystem von der Politik fair regeln?

Horx:
In vielen Ländern entwickelt sich heute das so genannte "Cappuccino-Prinzip": Der Staat zahlt nur eine Grundrente, während die "Sahne" eine privat angesparte, aber staatlich gesicherte Altersversicherung ist - und der "Kakao" eine weitere, rein private Versicherung. Wir könnten darüber hinaus neue Versicherungsformen finden, die den flexiblen Arbeitsbiografien entsprechen. Wenn Paare Familien gründen, haben sie einen höheren Zeitbedarf, jenseits der Lohnarbeit. In dem Fall kann man sich eine Versicherung vorstellen, die Transfers auf spätere Lebensphasen verschiebt, wenn man wieder mehr arbeiten kann. Wir müssen aus dem heute vorhandenen also ein sehr viel flexibleres und individuelleres Rentensystem schaffen.

tagesschau.de:
Kindererziehung, Alten- und Krankenpflege erfordern oft Teilzeitphasen - heißt das auch, dass man mit wachsender Gleichberechtigung auch das alte Prinzip eines bis zu 45-jährigen Vollzeit-Arbeitslebens in Frage stellen sollte?

"Wechselvolle Arbeitsbiografie heute schon Realität"

Horx:
Wir erleben heute schon eine Flexibilisierung von Arbeitsformen. Die guten Firmen bieten heute schon eine Vielfalt davon an und wissen sehr wohl, dass ein Mensch im Laufe seiner Arbeitsbiografie in sehr unterschiedliche Situationen geraten kann. Das Problem ist, dass wir eine Tradition der Bezahlung nach Anwesenheit in Büro oder Fabrik haben. Obwohl es heute schon viele Möglichkeiten von Heimarbeit gibt, um mehr Flexibilität in Bezug auf die Familie herzustellen.

"Wir müssen weg von der Zwangsdebatte "Rente mit 67 als Muss", sagt Horx.

Eine lebenslang wechselvolle Arbeitsbiografie ist heute schon die Realität von mindestens einem Drittel, wenn nicht gar der Hälfte der Menschen - und in den Medien wird das immer als eine Art Sicherheitsverlust dargestellt. In Wirklichkeit ist es ein Freiheitsgewinn für die eigene Lebensgestaltung.

tagesschau.de:
Gibt es Länder, die da schon weiter sind als wir?

Horx:
Die skandinavischen Länder treiben das ganz stark voran. Sie haben in Skandinavien heute längst eine Arbeitskultur, in der auch Führungskräfte nicht bis spät abends im Betrieb sind. Dort ist es ganz selbstverständlich, dass man in der Familienphase weniger arbeiten und trotzdem Karriere machen kann. In dem Moment, wo man flexible Arbeitsformen in Deutschland wählt, hat man meistens seine Karriere beendet. Das gilt besonders für Frauen. Für die Rentenhöhe ist das fatal, weil selbst hoch Gebildete dann eine geringe Rente bekommen.

tagesschau.de:
Und wie ließe sich das ändern?

Horx:
Man muss die Arbeitsgesellschaft insgesamt durchlässiger und das System atmender machen. Das ist eine gesellschaftliche Herausforderung, die mehr als eine Verordnung "Rente mit 67" erfordert. Wir müssen an allen Stellschrauben drehen, damit eine neue, humanere Arbeitswelt entsteht. Wir sollten nicht vergessen, dass die alten "Malocher-Sicherheiten" auch nicht immer das Gelbe vom Ei waren!

Das Interview führte Corinna Emundts, tagesschau.de.

Zur Person:


Matthias Horx ist Zukunfts- und Trendforscher mit eigenem Institut und Autor zahlreicher Bücher

"Das Buch des Wandels - Wie Menschen ihre Zukunft gestalten", 2009

"Wie wir leben werden: Unsere Zukunft beginnt jetzt", 2009

"Anleitung zum Zukunftsoptimismus: Warum die Welt nicht schlechter wird" ,2009, 2007

Zitate "aus der Amazon.de Redaktion"; Vorsicht: Von mir aus dem Zusammenhang gerissen(!): "...Der Popstar des modernen Orakels..." ...
"Zumal das Horxsche Bühnenbild der Welt von morgen zwar vielfältig und bunt, zugleich aber auch aalglatt und unterkühlt ist: Die globale Wissensgesellschaft, an der wir künftig unsere Biografien abarbeiten, wird nämlich bevölkert von eingefleischten Individualisten, deren Lebens- und Liebesglück darin besteht, im Dienste des Ego permanent zu optimieren, zu selektieren und zu kompensieren. Und Sex? Ja, bitte. Aber gezeugt wird keimfrei in der Petrischale, damit der Spross auch garantiert die besten Gene mitbekommt. Ist ja auch erfolgsentscheidend in einer Arbeitswelt, in der die „kreative Klasse“ das Kommando übernommen hat und hypersensible Google-Minds sich pausenlos empowern, um originell zu sein und die komplexen Probleme der Wissensökonomie zu knacken.

Horx hätte ruhig auf ein paar kritische Geister hören sollen, als er mit seinem Raumschiff in die Zukunft abhob. Seiner Zukunft, nicht unbedingt unsere!..."


Ein Kunde bei Amazon kommentierte:
"Matthias Horx geht aber in vielen Szenarien von einem weiteren (unendlichen) Wachstum aller zur Verfügung stehenden Resourcen aus. Das ist schlicht Utopisch."

Fazit: Ich werde mir kein Buch von ihm kaufen.

Ein Vorteil bei Amazon:
Ich kann mir aussuchen, welche Zukunftserwartung ich habe - und mir dann einen Zukunftsforscher suchen, der genau das beschreibt, was ich erwarte.
Jeder findet bei amazon seine Zukunftserwartung von irgend einem Auguren beschrieben....

Das hier könnte mich eher interessieren:

Wie wir in Zukunft nicht leben wollen: Reader zum Attac-Kongress »Jenseits des Wachstums?!«
von Andrea Vetter, Eckhard Stratmann-Mertens, und Oliver Powalla von Vsa (Broschiert - November 2010)
Neu kaufen: EUR 15,80

Vorbestellbar. Dieser Artikel wird am 1. November 2010 veröffentlicht.

Geändert von Benjamin (13-08-2010 um 23:36 Uhr)
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14-08-2010, 22:29   #2
simplify
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ich kann mich bei dieser diskussion nur wundern. da reden leute von sachen wo sie offensichtlich keine ahnung von haben. ich kenne nur wenige berufe, wo ich mir vorstellen kann, dass sie von einer mehrheit auch mit 67 jahren noch ausgeführt werden können. man braucht halt nur einen papst bei bischöfen ist das hohe alter schon als negativ zu betrachten.

aber ernsthaft, ich möchte nicht 67 jährige LKW fahrer in grosser stückzahl auf der autobahn haben. von piloten und zugführern ganz zu schweigen. wer möchte denn von einem 67 jährigen arzt operiert werden? das bauarbeiter, stahlarbeiter usw. ihren beruf kaum bis 60 ausführen können wird da schon vergessen.

ich behaupte auch, dass selbst politiker mit über 65 nur schwer zu ertragen sind. die leiden ab einem gewissen alter dann unter verbalen sprühstuhl.

wie wäre es, wenn man mal über lebensarbeitszeit reden würde? muss es wirklich sein, dass junge menschen jahre in sinnlosen praktikumsstellen vergeuden?
zu meiner zeit kamen junge menschen mit 14/15 jahren in die lehre und verdienten dann mit 19 schon richtiges geld. heute kommt ein facharbeiter vor 22 jahren erst gar nicht in seinen job. akademiker möchte ich gar nicht erwähnen.
__________________


Der ideale Bürger: händefalten, köpfchensenken und immer an Frau Merkel denken
simplify ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14-08-2010, 22:54   #3
Benjamin
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Exclamation

Meiner Ansicht nach kann man die Fähigkeiten für eine berufliche Tätigkeit im Alter von 65/67 nur individuell bemessen. Manche Leute sind bereits mit 45 Jahren in ihren ganzen Einstellungen schon so verknöchert und unflexibel, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass die auch nur bis 60 brauchbar beschäftigt werden können - weil sie sich nicht weiterentwickeln.

Wir werden alle im Alter körperlich weniger leistungsfähig werden. Wir alle! Vermutlich werden wir auch risikoscheuer und ängstlicher werden, weniger neugierig sein und bequem werden. Darum sollten wir in dem Alter wohl i.d.R. auch keine Manager mehr sein. Aber wir können doch sehr wohl noch beruflich etwas sinnvolles tun. In der Landwirtschaft z. B. Produkte verarbeiten, soweit die Kräfte reichen und in altersgerechter Geschwindigkeit. Oder in der Stadt etwas tun, was einer Gemeinschaft von Leuten hilft. Ist zusammen mit guten Leuten um einen herum evtl. der beste Job, den man je hatte?


Wer an der Stelle sich traut, nicht sofort den Deckel zuzumachen, dem sei ein ganz tolles Buch empfohlen: "Pathfinders" von Gail Sheehy. Ich habe es in Englisch gelesen; die deutsche Buchversion lautet:
Neue Wege wagen. Ungewöhnliche Lösungen für gewöhnliche Krisen
http://www.amazon.de/wagen-Ungew%C3%...829195&sr=1-18

Die Autorin fragte als Recherche zu diesem Buch beliebig viele Menschen, welche/n Bekannte/n sie jeweils in ihrer Umgebung kennen, von der/dem sie subjektiv den Eindruck haben, er/sie sei eine besonders glückliche und mit sich im Reinen lebende gereifte (nicht im Sinne von "alte") Person. Und diese "empfohlenen" Personen hat sie aufgesucht und um ein Interview gebeten; dabei versuchte sie zu ergründen, was all diesen vielen "glücklichen" Leuten wohl gemeinsam ist. Und sie hat 2 Dinge gefunden, die ich mir gemerkt habe:
1. Es ist der Umstand, dass alle diese beneidenswerten Personen, die für sich glücklich zu sein schienen, eine oder mehrere Krisen hinter sich gebracht hatten - indem sie sich diesen Problemen jeweils stellten und konstruktiv und bewußt damit umgingen. Sie haben diese schwierigen Zeiten bewußt und konstruktiv durchlebt und gemeistert. Es gab nicht viel, was all diese "glücklichen Leute" gemeinsam hatten, aber sie alle hatten sich schon einmal selbst aus einem schlimmen Schlamassel gezogen.

2. Lautet noch eine wichtige Botschaft aus diesem Buch: Je älter diese so benannten Leute wurden, um so glücklicher schienen sie i.d.R. zu sein. Gerade die 80-jährigen äußerten, dass sie noch nie im Leben so glückliche Menschen waren wie gerade jetzt.

Das ist doch ein Anreiz, oder?

Homepage der Autorin: http://www.gailsheehy.com/pathfinders.php
Auszug aus amazon-Text:
"Die Lebenskrise als Chance - in ihrem zweiten großen Erfolgsbuch nach dem aufsehenerregenden Bestseller "In der Mitte des Lebens" erzählt Gail Sheehy von Menschen, die ihre Chance genutzt haben. Sie nennt sie "Pfadfinder", weil sie mit Mut und Phantasie neue Wege wagten, um ihr Schicksal zu meistern. Die Gesprächspartner, die ihr das Material zu diesem interessanten Thema lieferten, traf Gail Sheehy auf ihren vielen Reisen durch die ganze Welt. Es sind Menschen aus den verschiedensten sozialen Schichten, die eine entscheidende Lebenserfahrung miteinander teilen: Einmal befanden sic sich in einer scheinbar auswegslosen Situation - ihre Partnerschaft war zerbrochen, sie hatten Misserfolge im Beruf hinzunehmen oder sie standen vor dem finanziellen Ruin. Doch die Pfadfinder gaben sich nicht auf, sondern verstanden ihr Schicksal als Herausforderung. Heute sind sie glückliche Menschen, die in der Krise und durch die Krise zu sich selber gefunden haben. Gail Sheehys neues Buch will Mut machen, keine Angst vor einem Neubeginn zu haben - denn als 'Pfadfinder' wird man nicht geboren, 'Pfadfinder' muss man werden wollen. Die Chance dazu hat jeder. "


Zurück zum Anfangsthema: Diskussion um Rente mit 67, Arbeit im Alter:

Wir werden alle (!) später im Alter arbeiten müssen - weil das Geld nicht reichen wird (Überschuldung, steigende Zinsen, Altersstruktur der Bevölkerung immer alarmierender, sich verschlechternde wirtschaftliche Lage). Der Staat wird in einigen Jahren noch unglaubliche Steuern und Abgaben erfinden, um sich in seiner Finanzierungsnot irgendwie über den Tag zu retten - und das Geld wird er letztlich da wegnehmen, wo es noch liegt. Das wird dann kurz vor dem Kollaps der staatlichen Ordnung "Europa" und "Bundesrepublik Deutschland" sein.

Erst danach wird es wohl echt unangenehm für "die Alten".

Aber so weit sind wir noch nicht, das wird noch Jahre bis dahin brauchen, und heute hält das natürlich jeder für absoluten Unsinn. Ist mir völlig klar.

Und doch wird es so kommen. Warum? Weil Bäume eben nicht in den Himmel wachsen. Das scheint heute zwar (fast) jeder zu glauben - oder jedenfalls glauben zu wollen - es ist aber eben nur absoluter Unsinn.




Ich finde, wir alle (!) fühlen so wie die Siedler unmittelbar hinter einer uralten Staudamm-Mauer. Wir haben - so machen wir uns glauben - nämlich überhaupt keine Angst davor, dass der Staudamm jemals brechen könnte. Weil wir dann sofort tot wären! Unsere Verdrängung dieses Umstands ist total.

Die Angst nimmt dagegen bei denjenigen Siedlern zu, die immer weiter weg vom Staudamm flussabwärts wohnen - selbst wenn die nur riskieren würden, dass der Keller vollläuft. Das sind diejenigen, die protestieren und sich empören - und die viel weniger verdrängen.

Wir alle direkt unterhalb der uralten Staudamm-Mauer blenden diese unglaublichen Widersprüche in unserer Zeit aber einfach aus. Wir denken dann, wir sind Realisten. Weil wir nur auf die Staumauer blicken mit ihren teilweise bereits bröckeligen Stellen. Die ist noch nicht kollabiert, also gibt es keine Gefahr. So einfach ist das. Darüber denken wir gar nicht nach! Die Zeitungen sagen, dass jetzt sogar der Wasserspiegel um einige Zentimeter gefallen ist. Also erst recht keine Gefahr.

Aber irgendwann bricht er doch - oder? Und dann sind wir tot.

Schlau wäre doch, wenn der Staudamm schon so alt ist, ihn zu reparieren oder das Wasser abzulassen oder woanders zu siedeln oder sonst eine gute Lösung. Aber nichts da. Wir bleiben da hocken wo wir sind. Die Mauer ist da - und also wird nichts passieren. Basta!

Im Spiegel gibt's einen schönen Artikel dazu:
09. August 2010
SPIEGEL-Gespräch
"In dieser Gesellschaft brodelt es"
Der Philosoph Oskar Negt über die Risse in der Sozialordnung, die Notwendigkeit politischer Bildung und die Spannung zwischen Wirklichkeit und Utopie
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,710880,00.html

Aber schlauer wäre es, sich diesen Widersprüchen individuell - jeder für sich - konstruktiv zu stellen und für sich eine Lösung zu finden, wie die Glücklichen in "Neue Wege wagen. Ungewöhnliche Lösungen für gewöhnliche Krisen".

Am Ende hat man mehr davon. Diese Staudamm-Guckerei der Millionen um uns herum ist jedenfalls kein Vorbild!

Geändert von Benjamin (15-08-2010 um 01:24 Uhr)
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Alt 15-08-2010, 19:13   #4
Mustang
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Eine Milchmädchen Rechnung die nicht aufgeht.
Meiner meinung nach liegt das nicht an den Leuten sondern an dem System an dem wir uns in die Jahre schon festgefahren haben. Ohne eine Ausbildung kommst du in keinen Fremden Berufszweig rein. Der weg wird dir gleich Verbaut in dem ansprüche gestellt werden die einem die Haare zu berge stehen lassen. Mach dir mal den Spass und geh nur mal in einem Supermarkt und frage dort nach eine n Nebenjob als Aushilfe. Der absolute schwachsinn an Anforderung was dir da gestellt werden. Das liegt daran das die nur Leute einstellen die Sie überall einsetzten können. Leute die nur das Regal auffüllen können bekommen nicht mal die Chance.
Es ist auch ein schönes Beispiel wenn du bei uns ein Gewerbe anmelden ist. Das ahben die zwar gelockert aber in einem Handwerksberuff ohne ein Meister hast du Heute immer noch keine Chance.
Das System ist Scheisse man kann so gut sein wie man will Hoch schaffen ist nicht möglich man braucht sein Papier oder Briefelchen nur dann kommt man weiter.
Es gibt bereiche da ist das System Richtig wie Lebensmittel Industrie oder bei Ärzte aber im Rest ist das Totaler schwachsinn.
So lange Leistung und Können nicht an erster stelle steht sondern man nur ein Titel oder Schriftlichen Nachweis benötigt, wir das nicht Funktionieren!
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