|
Wie ein Wohnhaus seine Eigentümer in den Ruin treibt
Verzweiflung, Insolvenz und ein Selbstmord
Offenbach
Mitte der 90er Jahre kaufte sich Lothar Vey ein schickes Penthouse in der Waldstraße 42. Nun ist er im Begriff, daran finanziell zugrunde zu gehen: Zum Verhängnis wird dem 59-jährigen, dass die Eigentümer der anderen 41 Einheiten zum Teil seit Jahren kein Wohngeld (Nebenkosten) zahlen. Für die Ausfälle müssen die verbliebenen zahlungsfähigen Eigentümer gerdae stehen.
"Vielen Käufern von Eigentumswohnungen ist nicht bewusst, dass sie im Zuge der gesamtschuldnerischen Haftung von Zahlungsrückständen der Miteigentümer betroffen sein können", berichtet Hausverwalter Martin Schneider über ein wenig bekanntes Risiko. Im Fall der Waldstraße wikrt es sich verhängnisvoll aus: Die Wohngeldausfälle zwingen den Verwalter zu ständig neuen Sonderumlagen, um Wasser Müllabfuhr und die notwendigsten Reparaturen zu decken. Weil die Last auf den einzelnen Eigentümer ständig wächst, sind immer mehr nicht in der Lage, den Verpflichtungen nachzukommen.
"Derzeit zahlen nur noch 20 % ordnungsgemäß, viele stehen bereits vor der Insolvenz", beschreibt Schneider den Teufelskreis.
Angefangen hatten die Probleme in dem 70-er-Jahre-Bau vor sechs Jahren: Damals stellte die unterdessen insolvente Strobach & Nichtern GmbH, die noch 21 der 42 Wohnungen besaß, die Zahlung der Nebenkosten ein.
Seither sitzt die Eigentümergemeinschaft auf rund 250 000 Euro Schulden. Mit langwierigen Klagen erreichte der Verwalter, dass das Gericht einen Zwangsverwalter einsetzte. Dadurch waren die laufenden Wohngelder zunächst gesichert.
Im Vorjahr aber verkaufte der Insolvenzverwalter die 21 Wohnungen an die Firma Concept, die sie an 13 Kapitalanleger weiterveräußerte. Mit deren Finanzkraft scheint es nicht weit her zu sein: "Nur eine zahlt Wohngeld, drei stehen vor der Insolvenz", berichtet Schneider. In allen Fällen sei die Sparkassenversicherung in Stuttgart Kreditgeber. Nun will der Verwalter das Institut überzeugen, die Wohnungen shnell in die Zwangsverwaltung zu nehmen, um den wirtschaftlichen Erhalt zu gewährleisten.
"Das ist unsere letzte Chance", ist Lothar Vey überzeugt. Mehrere zehntausend Euro hat er bereits Sonderumlagen zahlen müssen, weil Miteigentümer der Anlage ausfallen. Das monatlich fällige Wohngeld hat sich unterdessen verdreifacht. Als Hausneister erledigt Vey einen Großteil der Arbeiten unentgeltlich. Dennoch ist das Haus in einem miserablen Zustand. "Wegen des Geldmangels ist ein enormer Sanierungsstau angewachsen", berichtet Schneider. Veys geschmackvoll eingerichtetes Penthouse verliert ständig an Wert. Über ihm schwebt weiterhin das Damoklesschwert weiterer Sonderumlagen, die ihm irgendwann das Genick brechen könnten.
Auch aus Verzweiflung über das finanzielle Desaster habe sich seine Frau Regina im Vorjahr vo m Dach gestürzt: "Wenn sich nichts ändert, bleibt mir nichts übrig, als ihr zu folgen".
|
.
Irgendwie blöd, daß die Nebenkosten für die ausgefallenen Zahler umgelegt werden dürfen, statt die Wohneinheiten der Zahler zu versteigern und von diesem Geld die Nebenkosten zu bezahlen. 
