Neuer Gammelfleisch-Skandal: Die Münchner Polizei hat bei einem Großhändler tonnenweise abgelaufenes Fleisch sichergestellt.
Wie das Münchner Kreisverwaltungsreferat am Donnerstag mitteilte, waren darunter mehrere Tonnen Döner-Spieße und rund 360 Kilogramm Wild- und Geflügelfleisch. Die Haltbarkeitsdaten waren zum Teil um vier Jahre überschritten.
Polizei bildet Sonderkommission „Kühlhaus“
Der Hinweis auf den Großhändler in München kam von der Polizei im oberbayerischen Gröbenzell. Dort hatte das Gesundheitsamt erst in dieser Woche ungenießbare Lebensmittel gefunden. Die Kühl- und Geschäftsräume des Münchner Betriebes wurden geschlossen und versiegelt. Die Münchner Polizei bildete eine Sonderkommission „Kühlhaus“. Acht Beamte ermitteln die Handelswege der Firma und ob verdorbene Ware in den Handel gelangt ist. Die Döner-Abnehmer seien im gesamten Bundesgebiet angesiedelt. Alle 16 Mitarbeiter des geschlossenen Münchner Betriebes würden vernommen.
Die städtische Ordnungsbehörde beauftragte Veterinäre und Lebensmittelüberwacher mit den Untersuchungen des sichergestellten Fleisches. Der Kühlhauskomplex im Münchner Osten werde weiter gemeinsam mit dem staatlichen Veterinäramt und der Polizei untersucht, hieß es. Auch die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet worden.
Betrieb in Gröbenzell bleibt bestehen
Der Lebensmittelbetrieb in Gröbenzell wird trotz Etikettenschwindels und Handels mit ungenießbaren Waren nicht geschlossen. „Die Firma darf unter Auflagen weitermachen“, sagte Landrat Thomas Karmasin. Zur Bedingung habe das Landratsamt gemacht, dass die Geschäftsführung ausgewechselt und ein EDV-gestütztes System zur Waren-Rückverfolgung eingeführt wird.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass fünf von 43 untersuchten Proben nicht in Ordnung waren. Der Verzehr der Lebensmittel sei für die Verbraucher aber nicht gefährlich gewesen.
Anklage gegen Fleischhändler in Gelsenkirchen
Gleichzeitig erhob die Staatsanwaltschaft Essen Anklage unter anderem wegen Betrugs gegen einen Gelsenkirchener Fleischhändler. Er soll tonnenweise Gefrierfleisch, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, gekauft, in Lagerhäusern in Hamburg und Melle (Niedersachsen) zwischengelagert und an Fleischverarbeiter weiter verkauft haben.
Der Fleischhändler soll auch 315 Tonnen Stichfleisch vom Schweinehals weiterverkauft haben, das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist. In diesem Zusammenhang ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen einen fleischverarbeitenden Betrieb im Kreis Vechta (Niedersachsen). Es sei davon auszugehen, dass die Firma gewusst habe, dass es sich um Stichfleisch handelte, sagte Staatsanwalt Bernard Südbeck.
Die Lieferscheine seien mit Deckbezeichnungen wie „Schweine Trimmings“ ausgestellt worden. Stichfleisch darf nach den gesetzlichen Bestimmungen nur für Hundefutter oder technische Fette verwendet werden.
Straußenfleisch als Rindfleisch verkauft
Die Staatsanwaltschaft Essen wirft dem Gelsenkirchener Großhändler, der bereits 1994 seine Einzelhandelslizenz für Lebensmittel wegen Unzuverlässigkeit hatte abgeben müssen, seit 2002 eine Reihe schwer wiegender Verfehlungen vor. Unter anderem soll der gelernte Metzgermeister 1,4 Tonnen Straußenfleisch als Rindfleisch weiter verkauft haben. Auch 7,5 Tonnen Spanferkel, das wegen minderer Qualität nur noch als Tierfutter geeignet gewesen wäre, soll er für den menschlichen Verzehr in den Handel gebracht haben.
Quelle:
http://focus.msn.de/finanzen/news/fl...nid_34633.html