REGEL-ÄNDERUNG
Glanzloses Ende für Golden Goal
Das 1995 eingeführte Golden Goal hat ausgedient. Zum 1. Juli dieses Jahres schafft die Fifa die umstrittene Regelung ab. Die Halbzeitpause bleibt allerdings wie sie ist. Die vom DFB vorgeschlagene Verlängerung von 15 auf 20 Minuten wurde abgelehnt.
London - Die Abschaffung des Golden Goals begründete David Taylor vom schottischen Fußballverband damit, dass Klarheit und Einfachheit notwendig wären. "Wenn eine Mannschaftin der ersten Hälfte der Verlängerung gegen einen stürmischen Wind spielen muss, ist sie im Nachteil", fügte Mark Palios, Geschäftsführer des englischen Verbandes, hinzu.
Beide Funktionäre gehören dem International Board der Fifa an, das für Regeländerungen zuständig ist. In dem Gremium, das seit 1886 die Fußball-Regeln bestimmt, sind traditionsgemäß nur die vier britischen Verbände England, Schottland, Wales und Nordirland sowie vier Fifa-Delegierte vertreten. Nach der Abschaffung des Golden Goals werden in der regulären Spielzeit nicht entschiedene Begegnungen in offiziellen Fifa-Wettbewerben künftig wieder ausnahmslos für zweimal 15 Minuten verlängert und dann notfalls per Elfmeterschießen entschieden.
Durch ein Golden Goal von Nia Künzer zum 2:1 gegen Schweden im Finale waren zuletzt im Oktober die deutschen Frauen in den USA Weltmeister geworden. Bei der EM 1996 in England schoss Oliver Bierhoff das Team von Berti Vogts mit dem ersten Golden Goal der Geschichte zum Titel. "Ich war nie für das Golden Goal. Wenn man die Verlängerung erreicht, hat man 30 Minuten Zeit, etwas zu ändern. Das Golden Goal war nicht immer fair. Ein Schuss, und alles ist gut oder aus - das kann es nicht sein. Ich finde es gut, dass es abgeschafft wurde", begrüßte Bayern Münchens Coach Ottmar Hitzfeld die Entscheidung.
Bei der von der Uefa ausgetragenen Europameisterschaft vom 12. Juni bis 4. Juli in Portugal greift allerdings weiterhin die Silver-Goal-Regel. "Weil die Euro vor dem 1. Juli beginnt, kann dieses Turnier noch nach den alten Regeln ausgetragen werden", sagte Fifa-Generalsekretär Urs Linsi. Die Silver-Goal-Regel besagt, dass eine Partie nach der ersten Halbzeit der Verlängerung zu Ende ist, wenn zu diesem Zeitpunkt ein Team in Führung liegt. Nach Abschluss des Turniers soll allerdings auch das Silver Goal der Vergangenheit angehören.
Gelbe Karte für wilden Jubel
Neben der Abschaffung des Golden Goals beschloss die Fifa am Samstag auch, künftig nur noch maximal sechs Auswechslungen bei Testländerspielen zuzulassen. Die Kommission folgte damit weitestgehend der Empfehlung von Fifa-Präsident Sepp Blatter, der die Auffassung vertritt, dass unbegrenzt viele Auswechslungen solche Spiele "zur Farce werden lassen". Blatter hatte sich für eine Beschränkung auf fünf Wechsel stark gemacht.
Vor allem der englische Coach Sven-Göran Eriksson und sein portugiesischer Amtskollege Felipe Scolari haben schon einmal während des Spiels ihr komplettes Team ausgetauscht. Auch der deutsche Teamchef Rudi Völler hatte sich im Vorfeld der Entscheidung gemeinsam mit Eriksson und elf weiteren Trainern gegen eine Begrenzung der Auswechslungen ausgesprochen. Bislang dürfen die Nationaltrainer in Freundschaftsspielen unbeschränkt viele Einwechslungen vornehmen, während ansonsten lediglich drei erlaubt sind.
Zudem können offizielle Spiele bald auch auf Kunstrasen ausgetragen werden. Geregelt wurde auch das Jubelverhalten der Spieler. Künftig wird jeder Kicker, der aus Freude über ein erzieltes Tor sein Trikot auszieht, wegen unsportlichen Verhaltens verwarnt. "Das finde ich schlecht, denn die Spieler sollen sich ja auch ein bisschen ausleben und ein Tor richtig feiern dürfen. Das gehört dazu", kritisierte Hitzfeld.
Fifa gegen DFB-Antrag zur verlängerten Halbzeitpause
Der deutsche Antrag, die Halbzeitpause von 15 auf 20 Minuten zu verlängern, fand beim International Board keine Zustimmung. Der DFB hatte vor allem aus ökonomischen Erwägungen eine Ausweitung der Pause beantragt. Fifa-Generalsekretär Linsi stellte nach der Ablehnung des Antrages allerdings fest: "Der wirtschaftliche Vorteil trifft nicht für alle zu." Im Vorwege waren in erster Linie gesundheitliche Gründe gegen eine Verlängerung vorgebracht worden. "Ich hatte gehofft, dass dieser Antrag abgelehnt wird. Denn 20 Minuten sind eindeutig zu lang. Die Spieler kühlen zu sehr ab. Dann ist die Verletzungsgefahr wieder größer", sagte Hitzfeld.
"Ich kann damit leben, dass die Fifa das abgeschmettert hat. Ich weiß ja heute schon gar nicht, was ich eine Viertelstunge lang erzählen soll", sagte Stuttgarts Trainer Felix Magath. "Ich bleibe dabei: Es sprechen mehr Gründe dafür als dagegen. Wir haben damit gerechnet, dass es im ersten Anlauf nicht klappen könnte", so Manfred Müller, Marketing-Direktor von Werder Bremen und Initiator der Idee, "bekanntermaßen ist die Fifa ja eher konservativ eingestellt. Im Moment würde ich sagen, dass wir noch einmal einen neuen Versuch unternehmen werden."
http://www.spiegel.de/sport/fussball...288465,00.html
