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Alt 22-12-2006, 00:47   #1
MANKOMANIA149
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Post Weihnachtsgeschichten ! ! !

Leute nehmt euch mal zu Weihnachten ein bisschen Zeit über Weihnachten nach zu denken ..........

hier ein paar Weihnachtsgeschichten:



Das Weihnachtsevangelium nach Lukas

Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß ersich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlecht Davids war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.



Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt ihr zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen."



Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."



Und da die Engel von Ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, und die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von dem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

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Alt 22-12-2006, 00:49   #2
MANKOMANIA149
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Zum ersten Male

Es muß im Jahre 1912 gewesen sein, am 23. Dezember. Wir fuhren von Göttingen bis Eichenberg mit der Bahn, ein Dutzend Jungen, und wateten dann durch den hohen Schnee querfeldein auf die Burgruine Hanstein zu. Noch war sie nicht in Sicht. Wir zogen über Berg und Tal, durch Wälder, durch Schluchten und an Hängen hin. Manchmal gab es kleine Raufereien, der eine und andere wurde im Schnee herumgewälzt und mit Schnee gewaschen. Wenn das Gelände es erlaubte, gingen wir schneller und sangen. Die Sonne schien matt durch den frostigen Nebel, der über der Erde stand. Schweigend lagen die Dörfer im Tal.Wir zogen dahin, sangen und waren guten Mutes.


Jede Fahrt ein Abenteuer


Damals hatte die Jugend gerade Gefallen am Wandern gefunden. Jede Fahrt bedeutete noch ein Abenteuer. Jugendherbergen gab es noch nicht. Und wenn es sie gegeben hätte, wären wir an ihnen vorbeigegangen. Noch lag der Glanz des Neuen, ja, des Unerhörten über allen Unternehmungen. Man entdeckte die Landschaft, die Freiheit, die Lieder, die Spiele, die Tänze, die Freunde, sich selbst, die Welt, alles. Ich war damals vierzehn Jahre alt und erst wenige Wochen bei der Gruppe. Wir dachten nicht viel über das Leben nach, aber wir lebten. Gerade weil wir nicht über das Leben nachdachten, lebten wir. Wir waren ein Teil des Lebens. Ich fürchte, die klugen jungen Menschen von heute würden nicht viel von uns gehalten haben. Wir von ihnen übrigens auch nicht.


Eine bewegende Weihnachtsfeier


Um die Abenddämmerung trafen wir auf der Ruine ein. Und alsbald begann im Saal, den eine Balkendecke, verglaste Fenster und ein offener Kamin bewohnbar machten, eine bewegende und erregende Weihnachtsfeier. Für mich war sie deshalb so bewegend, weil fast alles, was geschah, unter dem glücklichen Zeichen des "Zum ersten Male" stand. Zum ersten Male sah ich einen Weihnachtsbaum, der keinen andern Schmuck als einige wenige Kerzen trug und mit seinem weit ausladenden, stark duftenden Gezweig so waldhaft, so unberührt wirkte. Zum ersten Male vernahm ich die Weihnachtsgeschichte in der Sprache des alten Heliand-Dichters. Zum ersten Male ließ die unbegreiflich süße, von Geigen und Blockflöten umjubelte Melodie des "Susani Susani" mein Innerstes erbeben. Zum ersten Male erfuhr ich, was das ist, eine Gemeinschaft. Zum ersten Male war ich nicht mehr allein. Und dann kam noch ein anderes, ein unvergeßliches "Zum ersten Male".


Ein großes Glück ...


Ehe wir uns im aufgeschütteten Stroh schlafen legten, tastete ich mich die dunkle Stiege im Turm empor. Als ich oben ins Freie trat, flimmerte ein winterlich klarer Sternenhimmel über mir. Ich erkannte die vielen Sternbilder: den Orion, den Fuhrmann, den Großen Bären, ich erkannte Perseus, den ich vor allen andern liebte, Andromeda und Kassiopeia. Zu meinen Füßen lagen die verschneiten Bergrücken und Wälder. Dort unten im Tal strömte die Werra. Jenseits erhob sich der Ludwigstein, damals noch eine unbekannte Burg. Nahebei lagen dunkel die Häuser des Dorfes. Unmittelbar unter mir dämmerte hinter den Fenstern des Saales ein rötlicher Kerzenschein. Dort summten und sangen die Kameraden. Und da überkam mich plötzlich ein ganz tiefes Glücksgefühl. Wie traumverloren war das mattsilberne Bergland mit seinen Schatten, wie geheimnisvoll die Grenzenlosigkeit der Nacht mit den strahlenden Sternbildern! Wie abgründig das Schweigen! Wie liebte ich das alles! Wie liebte ich die Welt!


... und die Suche nach Frieden


Aber seltsamerweise brachte das Glück, das Übermaß von Glück, keinen Frieden in meine Seele, sondern Unruhe und Traurigkeit. Es war das Glück, ohne Frage. Ich glaubte sogar zu wissen, daß ich nie wieder so glücklich sein könnte wie in dieser Stunde. Und doch war es nicht genug. Es fehlte etwas. Ich zitterte vor Glück, und ich zitterte gleichzeitig vor Unzufriedenheit und Sehnsucht. Eine Ahnung überkam mich, daß nichts, was ein Mensch auf Erden erlebt, imstande ist, die Ruhelosigkeit in ihm zu stillen. Auch in ihrer schönsten Schönheit war die Welt nicht vollkommen, nicht heil, nicht tröstlich im letzten. Es gab etwas in mir, in meinem bebenden Knabenherzen, das sich über den flimmernden Glanz der Welt, über jedes Maß an irdischer Seligkeit hinaus nach einer Seligkeit und Schönheit und Wahrheit verzehrte, die ohne den Hauch der Schwermut, ohne die Gebrochenheit, ohne das Ungenügen sein sollte. In jener Nacht auf dem Turm der Burg Hanstein erfuhr ich zum ersten Male, unbestimmt nur und jungenhaft, wie es ist, wenn ein Mensch von dem Verlangen nach Gott überwältigt wird.


Manfred Hausmann (10.9.1898 - 6.8.1986)


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Geändert von MANKOMANIA149 (22-12-2006 um 00:53 Uhr)
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Alt 22-12-2006, 00:52   #3
MANKOMANIA149
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Warum der schwarze König Melchior so froh wurde


Allmählich verbreitete sich das Gerücht von dem wunderbaren Kinde mit dem Schein um s Haupt und drang bis in die fernsten Länder. Dort lebten drei Könige als Nachbarn, die seltsamerweise Kaspar, Melchior und Balthasar hießen, wie heutzutage ein Roßknecht oder ein Hausierer. Sie waren aber trotzdem echte Könige, und was noch merkwürdiger ist, auch weise Männer. Nach dem Zeugnis der Schrift verstanden sie den Gang der Gestirne vom Himmel abzulesen, und das ist eine schwierige Kunst, wie jeder weiß, der einmal versucht hat, hinter einem Stern herzulaufen.


Diese drei also taten sich zusammen, sie rüsteten ein prächtiges Gefolge aus, und dann reisten sie eilig mit Kamelen und Elefanten gegen Abend. Tagsüber ruhten Menschen und Tiere unter den Felsen in der steinigen Wüste, und auch der Stern, dem sie folgte, der Komet, wartete geduldig am Himmel und schwitzte nicht wenig in der Sonnenglut, bis es endlich wieder dunkel wurde. Dann wanderte er von neuem vor dem Zuge her und leuchtete feierlich und zeigte den Weg.


Auf diese Art ging die Reise gut voran, aber als der Stern über Jerusalem hinaus gegen Bethlehem zog, da wollten ihm die Könige nicht mehr folgen. Sie dachten, wenn da ein Fürstenkind zu besuchen sei, dann müsse es doch wohl in einer Burg liegen und nicht in einem armseligen Dorf. Der Stern geriet sozusagen in Weißglut vor Verzweiflung, er sprang hin und her und wedelte und winkte mit dem Schweif, aber das half nichts. Die drei Weisen waren von einer solchen Gelehrtheit, daß sie längst nicht mehr verstehen konnten, was jedem Hausverstand einging. Indessen kam auch der Morgen heraus, und der Stern verblich. Er setzte sich traurig in die Krone eines Baumes neben dem Stall, und jedermann, der vorüberging, hielt ihn für nichts weiter als eine vergessene Zitrone im Geäst. Erst in der Nacht kletterte er heraus und schwang sich über das Dach.


Die Könige sahen ihn beglückt, Hals über Kopf kamen sie herbeigeritten. Den ganzen Tag hatten sie nach dem verheißenen Kinde gesucht und nichts gefunden, denn in der Burg zu Jerusalem saß nur ein widerwärtiger fetter Bursche namens Herodes.


Nun war aber der eine von den dreien, der Melchior hieß, ein Mohr, baumlang und tintenschwarz, daß selbst im hellen Schein des Sternes nichts von ihm zu sehen war als ein Paar Augäpfel und ein fürchterliches Gebiß. Daheim hatte man ihn zum König erhoben, weil er noch ein wenig schwärzer war als die anderen Schwarzen, aber nun merkte er zu seinem Kummer, daß man ihn hierzulande ansah, als ob er in der Haut des Teufels steckte. Schon unterwegs waren alle Kinder kreischend in den Schoß der Mutter geflüchtet, sooft er sich von seinem Kamel herabbeugte, um ihnen Zuckerzeug zu schenken, und die Weiber würden sich bekreuzigt haben, wenn sie damals schon hätten wissen können, wie sich ein Christenmensch gegen Anfechtungen schützt.


Als letzter in der Reihe trat Melchior zaghaft vor das Kind und warf sich zur Erde. Ach, hätte er jetzt nur ein kleines weißes Fleckchen zu zeigen gehabt oder wenigstens sein Innerstes nach außen kehren können! Er schlug die Hände vors Gesicht, voll Bangen, ob sich auch das Gotteskind vor ihm entsetzen würde.


Weil er aber weiter kein Geschrei vernahm, wagte er ein wenig durch die Finger zu schielen, und wahrhaftig, er sah den holden Knaben lächeln und die Hände nach seinem Kraushaar ausstrecken.


Über die Maßen glücklich war der schwarze König! Nie zuvor hatte er so großartig die Augen gerollt und die Zähne gebleckt von einem Ohr zum anderen. Melchior konnte nicht anders, er mußte die Füße des Kindes umfassen und alle seine Zehen küssen, wie es im Mohrenlande der Brauch war.


Als er aber die Hände wieder löste, sah er das Wunder; - sie waren innen weiß geworden"!


Und seither haben alle Mohren helle Handflächen, geht nur hin und seht es und grüßt sie brüderlich.


Karl Heinrich Waggerl

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Alt 22-12-2006, 00:55   #4
MANKOMANIA149
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Die schlesische Weihnacht


Eigentlich fing es damit an, daß Mutter den Lebkuchenteig anrührte, lange vor dem Fest. So richtig gute Lebkuchen brauchten nach dem Backen schon eine geraume Weile, ehe sie weich und saftig wurden. Allein schon der Duft, der die Küche einhüllte, Kardamon und Zimt, Honig und viele Gewürze, die man als Kind ja nicht so genau definieren konnte. Unsere große weiße Backschüssel nahm alles auf, und dann wurde geknetet und probiert. Da noch ein Quentchen Sirup oder eine Prise Hirschhornsalz. Wenn Mutter nicht hinsah, naschte ich heimlich. Der Teig war eine zähe, klebrige Masse, und nur ein wirklich gesunder Kindermagen konnte das verkraften. War er fertig und wurde ausgerollt, bekam ich auch Ausstechförmchen und konnte mithelfen. Aber wohlweislich auch ein eigenes Backbrett, denn nach mehrmaligen Ausrollversuchen färbte sich mein Klümpchen Teig noch dunkler, als es von Natur aus schon war. Das meiste landete sowieso in meinem Schleckermaul. Waren alle Plätzchen im Ofen, fing es an zu duften. Vater kam dann auch in die Küche. Während Mutter ein Blech nach dem anderen aus dem Herd holte, stibitzten wir schon die heiße Köstlichkeit.


Große Lebkuchendosen wurden herbeigeschafft und nach dem Erkalten der Plätzchen bis an den Rand gefüllt. Vieles wurde probiert, obwohl die Besagten, Süßen doch sehr hart waren. Aber bald schon, in ein paar Wochen, würden sie weich und gut sein. Zu dieser Zeit fingen auch all die Heimlichkeiten an. Im Haus, in der Wohnung, schleppte bald jeder von uns etwas mit sich herum. Wo war wohl der beste Platz, um etwas bis Weihnachten zu verstecken? Unser Vater war im Keller tätig und kam bisweilen nur noch zu den Mahlzeiten heraus. Überhaupt, die Speisen vor Weihnachten waren nicht üppig. Man sollte sich die Gelüste aufsparen, damit die Vorfreude auf die vielen guten Dinge so richtig genossen werden konnte. Mutters Heimlichkeiten erstreckten sich bis in die Nacht hinein. Denn tagsüber wurde sie gequält mit so vielen Fragen, wenn sie auch nur ein kleines, buntes Tüchlein oder ein Stoffrestchen in der Hand verbarg. Gehäkelt und gestrickt hat sie dann bis in den frühen Morgen. Puppenkinder die zerzaust aussahen, bekamen unter ihrer Hand wieder Glanz und neue Kleider. Am Heiligen Abend saßen sie dann unter dem Baum, die Annas und Lottchens. Mit blauen und weißen Bändern im Haar, manchen hatten sogar neue Schühchen an.


Ich habe damals versucht, mit meinen ungeschickten kleinen Kinderhänden einem grauen Knäulchen Wolle und einer so verflixt glatten Häkelnadel ein Geschenk für Mutter zu entlocken. Die Finger verkrampften sich, und der so erbärmlich wirkende Topflappen war hart wie Stein. Dann warf ich meistens alles erst einmal in die Ecke und verlegte mich aufs Malen. Dabei blieb ich dann, Vater und Mutter freuten sich anscheinend doch immer wieder am meisten über diese "Stilleben" aus meiner Hand. Sie taten jedenfalls so.


Das Wohnzimmer blieb so ab Anfang Dezember für uns Kinder tabu. Der Schlüssel zur Tür wurde versteckt, und nur Mutter oder Vater holten ihn hervor und gingen leise ein und aus. Selbst das Schlüsselloch wurde verstopft, damit auch ja nichts zu entdecken war.


Die Adventszeit war also aufregend und schön zugleich für uns. Der Breslauer Weihnachtsmarkt mit dem Zauber der Buden, dem Duft nach Zimt und Glühwein. Um diese Zeit lag meist schon der erste Schnee, und wir gingen mit Mutter dorthin, um zu schauen und auch um ein wenig zu kaufen. Ich besaß einen kleinen, waren Muff und eine weiße, herrliche Pelzmütze. Beides war aus Kaninchenfell und alles Handarbeit. Ich stapfte neben Mutter her und begutachtete die vielen Dinge. Hampelmänner in allen Farben. Zinnsoldaten für die Jungen. Man konnte heiße gebackene Äpfel bekommen, knackige Würstchen bei der alten Marktfrau. Ihr Gesicht war hutzelig, und aus ihren müden Augen rannen Bäche von Tränen, durch die Kälte verursacht. Ihre Hände waren rot und rissig. Sie pries immerzu ihre Waren an: "heiße Wiener, a bissel Mostrich dazu, an, wie wär's, junge Frau?" Mutter ließ mich bei ihr immer für eine kleine Weile zurück und verschwand mit einem Päckchen in einem der alten Häuser,, direkt am Rathaus. Im zweiten Stock hatte ein Puppenmacher seine Werkstatt, und mir fehlten ja seit ein paar Tagen zwei meiner geliebten Puppenkinder. Wie gerne wäre ich einmal mitgegangen, nach oben in diese Werkstatt. Mutter nahm mich niemals mit, ich weiß bis heute nicht den Grund. Aber es wird schon einen gegeben haben. Kam sie dann zurück, lachte sie und tat sehr geheimnisvoll. wir gingen zusammen zu Waxmann, einem Süßwarengeschäft. Dort wurde eingekauft, was Kaufladen und Puppenstube so alles nötig hatten. Das meiste war "marzepanich" oder aus Fondant. Auch Liebesperlen und Zuckerlinsen usw. usw. Während Mutter aussuchte, wurde ich abgelenkt, denn alles um mich herum war Weihnachtsgeheimnis. Pfefferminzbruch kam als Abschluß in eine große Tüte. War die Draufgabe der Chefin selbst. Sie saß nur an der Kasse und sah nobel aus. Sie trug eine Gemmenbrosche an ihrer schneeweißen Bluse. Mutter und sie müssen sich gut gekannt haben, ihre Unterhaltung war immer sehr herzlich.


Dann wurde eingekehrt, meist in den Schweidnitzer Keller, einem Lokal im Rathaus. jeder Breslauer kannte es. Es war urgemütlich, viele Studenten in ihren bunten Mützen saßen an weißgescheuerten Holztischen. Wie lang ist das nun alles her!


Wir gingen auch jedes Jahr um diese Zeit ins Breslauer Theater. Vater bekam immer karten geschenkt. Allein die Vorfreude auf dieses Ereignis war riesig. Meist waren es Singspiele für Kinder, das Ballett "Die Puppenfee" oder "Der Kuchenpeter". Auch "Hänsel und Gretel", die Märchenoper von Humperdinck stand auf dem Programm. Ich trug dazu ein Kleidchen aus hellblauem Musselin. Der kleine runde Kragen war aus grauem Satin, und mit weißen Strümpfen und schwarzen Lackschuhen war ich wirklich fein herausgeputzt. Wie festlich war alles. Mutter ermahnte mich immer wieder, ja leise zu sein, nicht laut im Theater zu sprechen, überhaupt sich manierlich zu benehmen. Damals fiel mir das noch nicht schwer, die meisten Kinder in meinem Alter waren brav und wohlerzogen. Später, in Bayern, hatte ich so meine liebe Not mit dem Bravsein. Alles zu seiner Zeit.


Nikolause konnten mich damals nicht ergötzen, ich wüßte schon, wie es damit aussah. Hatte einmal meiner lieben Tante Margot die Larve vom Gesicht gezogen und war daraufhin mehrere Tage ziemlich verstört. Ich hatte so fest an den heiligen Mann aus dem Himmel geglaubt. Eine Enttäuschung, die wohl jedem Kind nicht erspart bleibt.


Je näher das Christfest heranrückte, um so mehr Arbeit hatten die Eltern. Besonders Mutter gönnte sich keine ruhe. Sie lief treppauf', treppab. Ihre von Natur aus roten Wangen wurden noch röter. Verwandte schauten bei uns herein, es wurden Berge von den saftigen Lebkuchen und ofenwarmer schlesischer Streuselkuchen aufgetischt. Jeder freute sich auf das Fest. Nur Mütter wirkten in diesen Zeiten auch gehetzt, genauso wie heute. Es hat sich auf diesem Gebiet nichts geändert. Nur alles war eine Spur leiser und geheimnisvoller. Weder grelles Neonlicht der vielen tausend Lichterketten in den heutigen Warenhäusern störte noch das schrille Gedudel der alten vertrauten Weihnachtslieder, die Kinderherzen begeistern und Eltern in einem Kaufrausch stützen sollen. Es wurde auch geschenkt, aber viel bedachter als heute. In den Gassen der Stadt huschten die Menschen, Christbäume wurden auf den Märkten angeboten. Sie kamen aus den Wäldern des Riesengebirges, dufteten nach frischem Harz und hatten Schneehauben auf Spitze und Zweigen. Allein diese Bäume trugen auch zum Geheimnis meiner Kinderzeit bei. Erklang am heiligen Abend die kleine Glocke und die Wohnzimmertür wurde langsam geöffnet, dann war da nur erst einmal dieser Baum! So festlich geschmückt die Spitze mit den silbrig schimmernden Glöckchen daran. Eingesponnen in Fäden von feinem Engelshaar. Sie bewegten sich leise im Wind der Kerzenwärme. Kleine Trompeten und zerbrechliche Kugeln, Lametta und viele echte weiße Kerzen schmückten unsere Tanne. Im Zimmer war es ganz dunkel, nur der Baum strahlte, funkelte und duftete. Die Eltern standen Hand in Hand und schauten auf uns Kinder. Wie dankbar ich damals war, ja, das kann ich heute nur noch erahnen. Selbst in den Kriegsweihnachten haben die Eltern noch immer versucht, uns den Zauber dieser Stunden zu bescheren.


Christel Brückner

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Die Abenteuer der kleinen Schneemaus


Es war ein kalter Wintermorgen an irgend einem Dezembertag. Weihnachten stand kurz vor der Tür und alle Leute liefen sehr geschäftig durch die Straßen, um noch Geschenke für ihre Lieben zu besorgen und um dies und das noch zu erledigen. Ein paar Kinder tobten laut lachend und schreiend die Straße entlang. Eines von ihnen formte gerade einen sehr großen Schneeball und zielte damit auf das Hinterteil seines Freundes. Es war ein lustiger Anblick, den der Schneeball auf der Hose des kleinen Jungen hinterließ.

Die Geschäfte, alle herrlich geschmückt, mit Kugeln, Girlanden, Lametta und Engelshaar, die Straßen festlich aufgeputzt mit vielen bunten Lichtern, einige in Sternform, andere sahen aus wie Glocken und über dem breitesten Stück der Straße hing sogar ein Rentierschlitten, aus dem der Weihnachtsmann mit lachendem Gesicht winkte. Am Ende der Straße stand ein wunderschön geschmückter Christbaum mit roten und goldenen Kugeln und an der Spitze war ein Engel angebracht.

Es begann zu schneien. Ganz leicht zuerst, aber die Flocken wurden immer dichter. Wie Federn so leicht sanken sie vom Himmel herab und gesellten sich zu ihren Kammeraden, die schon am Boden liegen geblieben waren. Nach und nach waren die Dächer der Häuser und der schöne Christbaum wie mit Zucker überstreut. Die Menschen auf den Straßen sahen alle schon aus wie lauter Schneemänner, ganz weiß waren sie schon auf ihren Köpfen.

Hinter einem Holzstoß, neben einem recht hübschen, alten Haus, wohnte eine Mäusefamilie mit ihren zwei Kindern. Eines hieß Max und das andere Moritz, so wie die beiden Lausbuben im Märchen. Und Lausbuben waren sie alle beide, so richtige, neugierige Mäusekinder, immer zu neuen Streichen aufgelegt. Die Mäuseeltern hatten ihre Kinder sehr lieb, so wie alle Eltern ihre Kinder liebhaben und sie waren sehr stolz auf die beiden. Es war mittlerweile schon einiges an Schnee gefallen und das Schneetreiben wurde immer dichter. Man konnte fast nicht mehr auf die andere Straßenseite hinüber schauen, so dicht fielen die Flocken vom Himmel.

"Mann, ist das aber ein Schneegestöber! Man sieht ja vor lauter Schnee die Häuser auf der anderen Straßenseite nicht mehr!" rief der Mäusevater. " Ich möchte, daß ihr beide heute zu hause bleibt, weil wenn das so weiter schneit, verlauft ihr euch noch da draußen." Max und Moritz machten lange Gesichter, sie wollten doch noch Weihnachtsgeschenke für die Eltern einkaufen, wie sollten sie das machen, wenn der Vater sie nicht raus ließ.

Die Mäusemutter strich den beiden liebevoll über die Köpfe und meinte:" Es ist ja noch nicht spät, es wird bald aufhören zu schneien und dann könnt ihr rausgehen und spielen, aber geht nicht zu weit vom Haus weg, hört ihr?" Die beiden nickten artig und trollten sich in ihr Zimmer. " Was machen wir jetzt? " fragte Max. " Wir haben doch noch nichts für die Eltern zu Weihnachten, was wir ihnen schenken können". "Es wird schon aufhören und dann gehen wir einfach raus und kaufen was schönes" antwortete Moritz und kramte die Spielzeugkiste hervor.

Aber es wollte nicht aufhören zu schneien, die Flocken fielen immer dichter und der Schnee lag mittlerweile schon ziemlich hoch . Die beiden Mäusekinder fassten einen Plan. Sie würden sich jetzt an den Eltern vorbeischleichen und sehen , dass sie sich unbemerkt aus dem Haus stehlen könnten. Es war ja schon höchste Zeit , ein Geschenk für den Vater und die Mutter zu kaufen, sie sollten ja auch eine Weihnachtsfreude haben.

Gesagt, getan. Max und Moritz setzten ihre Mützen auf und stahlen sich aus dem Haus. War das ein Schneegestöber! Man sah die Hand vor den Augen kaum. Die beiden machten sich auf den Weg , sie wollten für die Eltern eine schöne Teekanne besorgen, doch schon nach einigen Metern fiel ihnen das laufen im tiefen Schnee schwer und oh Schreck!, sie hatten sich verirrt. Ängstlich duckten sie sich in eine Mauernische und kuschelten sich aneinander , es war auch bitterkalt geworden. "Wir werden warten, bis es aufhört, zu schneien, dann finden wir den Weg bestimmt wieder". meinte Max. Sein Bruder nickte und zitterte am ganzen Leib, so kalt war ihm inzwischen.

In der Zwischenzeit war den Eltern aufgefallen , dass die Kinder nicht mehr da waren und sie machten sich grosse Sorgen, da es schon dunkel wurde. Sie beratschlagten, was zu tun sei und wo man die Kinder suchen könnte, Die Mutter weinte und der Vater tröstete sie und versuchte, ihr Mut zu zusprechen, obwohl der ihn auch schon langsam verliess. Auf einmal klopfte es an der Türe. Der Mäusevater öffnete und bekam einen Riesenschreck! Draussen stand der böse schwarze Kater, der immer den anderen Katzen das Leben schwer machte und er brachte , ihr werdet es nicht glauben , die beiden Mäusekinder nach Hause! "Die beiden habe ich soeben am Strassenrand an einem Haustor aufgelesen, sie haben nicht mehr nach hause gefunden, sie sind schon ganz erfroren, ich dachte mir, ihr werdet sie sicher vermissen."

War das eine Freude! Der Mäusevater konnte es genausowenig wie die Mutter fassen, dass ausgerechnet dieser böse Kater ihre beiden Kinder nach hause brachte und ihnen kein Leid antat.

Natürlich war der Kater, er hiess Felix, herzlich eingeladen, das Weihnachtsfest mit der Mäusefamilie zu verbringen und war von dieser Zeit an ein guter Freund der Familie und er hatte ausserdem auch eine wunderschöne Teekanne besorgt, aber das ist eine andere Geschichte.
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Rudolph, das Rentier mit der Roten Nase


Hoch oben im Norden, wo die Nächte dunkler und länger und der Schnee viel weißer ist als in unseren Breitengraden, sind die Rentiere beheimatet. In jedem Jahr geht der Weihnachtsmann dort auf die Suche nach den stärksten und schnellsten Tieren, um seinen gewaltigen Schlitten durch die Luft zu befördern. In dieser Gegend lebte eine Rentierfamilie mit ihren fünf Kindern. Das Jüngste hörte auf den Namen Rudolph und war ein besonders lebhaftes und neugieriges Kind, das seine Nase in allerlei Dinge steckte. Tja, und diese Nase hatte es wirklich in sich. Immer, wenn das kleine Rentier-Herz vor Aufregung ein bisschen schneller klopfte, leuchtete sie so rot wie die glühende Sonne kurz vor dem Untergang.



Egal, ob er sich freute oder zornig war, Rudolphs Nase glühte in voller Pracht. Seine Eltern und Geschwister hatten ihren Spaß an der roten Nase, aber schon im Rentierkindergarten wurde sie zum Gespött der vierbeinigen Racker. "Das ist der Rudolph mit der roten Nase", riefen sie und tanzten um ihn herum, während sie mit ihren kleinen Hufen auf ihn zeigten. Und dann erst in der Rentierschule! Die Rentier-Kinder hänselten ihn wo sie nur konnten.



Mit allen Mitteln versuchte Rudolph seine Nase zu verbergen, indem er sie mit schwarzer Farbe übermalte. Spielte er mit den anderen verstecken, freute er sich, dass er diesmal nicht entdeckt worden war. Und im gleichen Moment begann seine Nase so zu glühen, dass die Farbe abblätterte.



Ein anderes Mal stülpte er sich eine schwarze Gummikappe darüber. Nicht nur, dass er durch den Mund atmen musste. Als er auch noch zu sprechen begann, klang es als säße eine Wäscheklammer auf seiner Nase. Seine Mitschüler hielten sich die Rentier-Bäuche vor Lachen, aber Rudolph lief nach Hause und weinte bitterlich. "Nie wieder werde ich mit diesen Blödhufen spielen", rief er unter Tränen, und die Worte seiner Eltern und Geschwister konnten ihn dabei nur wenig trösten.



Die Tage wurden kürzer und wie in jedem Jahr kündigte sich der Besuch des Weihnachtsmannes an. In allen Rentier-Haushalten wurden die jungen und kräftigen Burschen herausgeputzt. Ihre Felle wurden so lange gestriegelt und gebürstet bis sie kupfernfarben schimmerten, die Geweihe mit Schnee geputzt bis sie im fahlen Licht des nordischen Winters glänzten. Und dann war es endlich soweit. Auf einem riesigen Platz standen Dutzende von Rentieren, die ungeduldig und nervös mit den Hufen scharrten und schaurig-schöne Rufe ausstießen, um die Mitbewerber zu beeindrucken. Unter ihnen war auch Rudolph, an Größe und Kraft den anderen Bewerbern zumeist deutlich überlegen. Pünktlich zur festgelegten Zeit landete der Weihnachtsmann aus dem nahegelegenen Weihnachtsdorf, seiner Heimat, mit seinem Schlitten, der diesmal nur von Donner, dem getreuen Leittier gezogen wurde. Leichter Schnee hatte eingesetzt und der wallende rote Mantel war mit weißen Tupfern übersät. Santa Claus machte sich sofort an die Arbeit, indem er jedes Tier in Augenschein nahm. Immer wieder brummelte er einige Worte in seinen langen weißen Bart.



Rudolph kam es wie eine Ewigkeit vor. Als die Reihe endlich bei ihm angelangt war, glühte seine Nase vor Aufregung fast so hell wie die Sonne. Santa Claus trat auf ihn zu, lächelte freundlich und - schüttelte den Kopf. "Du bist groß und kräftig. Und ein hübscher Bursche dazu ", sprach er, "aber leider kann ich dich nicht gebrauchen. Die Kinder würden erschrecken, wenn sie dich sähen." Rudolphs Trauer kannte keine Grenzen. So schnell er konnte, lief er hinaus in den Wald und stampfte brüllend und weinend durch den tiefen Schnee.



Die Geräusche und das weithin sichtbare rote Licht lockten eine Elfe an. Vorsichtig näherte sie sich, legte ihre Hand auf seine Schulter und fragte : "Was ist mit dir?"



"Schau nur, wie meine Nase leuchtet. Keiner braucht ein Rentier mit einer roten Nase!" antwortete Rudolph.



"Das kenne ich", sprach die Elfe, "ich würde gerne im Weihnachtsdorf mit den anderen Elfen arbeiten. Aber immer, wenn ich aufgeregt bin, beginnen meine Ohren zu wackeln. Und wackelnde Ohren mag Santa Claus nicht."



Rudolph blickte auf, wischte sich mit den Hufen die Tränen aus den Augen und sah eine bildhübsche Elfe, deren Ohren im Rhythmus eines Vogelschlags hin und her wackelten.



"Mein Name ist Herbie", sagte sie schüchtern. Und während sie sich so in die Augen sahen, der eine mit einer leuchtend roten Nase, die andere mit rhythmisch wackelnden Ohren, prusteten sie urplötzlich los und lachten bis ihnen die Bäuche weh taten.



An diesem Tag schlossen sie Freundschaft schwatzten bis in die Nacht und kehrten erst am frühen Morgen heim.



Mit Riesenschritten ging die Zeit auf Weihnachten zu. Herbie und Rudolph trafen sich in dieser Zeit viele Male im Wald. Alle waren mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest so beschäftigt, dass sie nicht bemerkten, wie sich das Wetter von Tag zu Tag verschlechterte.



Am Vorabend des Weihnachtstages übergab die Wetterfee Santa Claus den Wetterbericht. Mit sorgenvoller Miene blickte er zum Himmel und seufzte resigniert : "Wenn ich morgen anspanne, kann ich vom Kutschbock aus noch nicht einmal die Rentiere sehen. Wie soll ich da den Weg zu den Kindern finden?"



In dieser Nacht fand Santa Claus keinen Schlaf. Immer wieder grübelte er über einen Ausweg nach. Schließlich zog er Mantel, Stiefel und Mütze an, spannte Donner vor seinen Schlitten und machte sich auf den Weg zur Erde. "Vielleicht finde ich dort eine Lösung", dachte er. Während seines Fluges begann es in dichten Flocken zu schneien. So dicht, dass Santa Claus kaum etwas sehen konnte.



Lediglich ein rotes Licht unter ihm leuchtete so hell, dass ihm der Schnee wie eine riesige Menge Erdbeereis vorkam. Santa Claus liebte Erdbeereis. "Hallo", rief er, "was hast du für eine hübsche und wundervolle Nase! Du bist genau der, den ich brauche. Was hältst du davon, wenn du am Weihnachtstag vor meinem Schlitten herläufst und mir so den Weg zu den Kindern zeigst?"



Als Rudolph die Worte des Weihnachtsmannes hörte, fiel ihm vor Schreck der Tannenbaum zu Boden und seine Nase glühte so heftig wie noch nie in seinem Leben. Vor lauter Freude fehlten ihm die Worte. Erst langsam fand er seine Fassung wieder.



"Natürlich furchtbar gerne. Ich freu´ mich riesig." Doch plötzlich wurde er sehr traurig. "Aber wie finde ich den Weg zurück zum Weihnachtsdorf, wenn es so dicht schneit?" Im gleichen Moment, in dem er die Worte aussprach, kam ihm eine Idee.



"Bin gleich wieder da", rief er, während er schon in schnellem Galopp auf dem Weg in den Wald war und einen verdutzten Santa Claus zurückließ. Wenige Minuten später kehrten ein Rentier mit einer glühenden Nase und eine Elfe mit wackelnden Ohren aus dem Wald zurück. "Sie wird uns führen, Santa Claus", sagte Rudolph voller Stolz und zeigte auf Herbie. "Mit ihren Ohren hält sie uns den Schnee vom Leibe. Und sie kennt den Weg." "Das ist eine prachtvolle Idee", dröhnte Santa Claus. "Aber jetzt muss ich zurück. Auf morgen dann."



Und so geschah es, dass Santa Claus am Weihnachtstag von einem Rentier mit einer roten Nase und einer Elfe mit wackelnden Ohren begleitet wurde.



Rudolph wurde für seine treuen Dienste am nächsten Tag von allen Rentieren begeistert gefeiert. Den ganzen Tag tanzten sie auf dem großen Marktplatz und sangen dazu : "Rudolph mit der roten Nase, du wirst in die Geschichte eingehen."



Und es muss jemanden gegeben haben, der Santa Claus und seine beiden Helfer beobachtet hat. Sonst gäbe es sie heute nicht, die Geschichte von Rudolph mit der roten Nase.



Die Wichtel bedanken sich recht herzlich bei Roland Spiess (roland@spiessnet.de), der uns diese schöne Geschichte aufgeschrieben hat.

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Alt 22-12-2006, 23:12   #7
MANKOMANIA149
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Die schlesische "Fettlebe"


Schlesien war bekannt für seine deftige, aber auch feine Küche. Was mußten während der Weihnachtstage unsere Mägen nicht alles mehr oder weniger glimpflich überstehen?


Es war ja nicht so, daß die Leute der damaligen Zeit jeden Tag das "schlesische Himmelreich" auf Erden hatten! (Ein Gericht aus gekochtem, gedörrtem Backobst, Kasseler und Klößen


Zuerst das Heilig-Abend-Essen. Schlesische Weißwurst, die überwiegend aus Kalbfleisch und Wein hergestellt wurde. Dazu die braune Wurst, Kasseler und Sauerkraut. Mutter aß auch noch Karpfen in polnischer Soße. Sie versuchte es jedenfalls. Meist war sie aber von all der Kocherei so satt und müde. Sie stellte sich am späten Abend, wenn wir Kinder glücklich und zufrieden ins Bett huschten, einen Teller, gefüllt mit Weißwürsten und Karpfenstücken, auf den Nachttisch. Meistens, dann mitten in der Nacht, fing sie an zu schmausen. Wohl auch zu Vaters Ergötzen, und beide tauschten leise Worte aus. Schon halb im Schlaf hörte ich sie kauen und wispern. Damals schlief ich noch im Zimmer der Eltern. Später, als beide Jungen im Krieg waren, bekam ich mein eigenes kleines Kinderreich.


Die Feiertage waren Tage zum Essen, zum Besuchen, zum Erzählen, Streuselkuchen, hohe Mohnbaben, aber auch der Frankfurter Kranz, so wie er heute noch gebacken wird, standen auf dem Verwöhnprogramm. Das Wohnzimmer, dank des guten, wärmenden Kachelofens so heimelig und gemütlich, nahm all die Tanten und Onkel, die Omas, die Freunde der Eltern auf. Wir Kinder aßen natürlich in der Küche, wurden nur zum Knickschen oder Diener machen hereingeholt, nahmen artig die mitgebrachten Geschenke entgegen und trollten uns wieder in die Küche. Diese Art der Küchenenklave war sowieso besser für uns und die Kinder unserer Gäste. Verstanden wir doch nichts von den Gesprächen der Großen. Die Hauptsache, Kakao und Kuchen waren in Fülle vorhanden, die Weihnachtsteller noch voll.


Am Abend dann, wenn der Besuch sich nach vielen Verabschiedungen auf den Heimweg machte, schlich so manch einer von uns ins "Allerheiligste" und leckte verstohlen die klebrigen Reste von "Kroatzbeere" oder "Danziger Goldwasser" aus den Likörgläsern. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen, sonst gab's gestoßenen Hühnermagen, Mutters Leibrezept, zur "Läuterung".


Am Jahresende, zu Silvester, gab's dann Punsch und vor allem die obligatorischen schlesischen Mohnklöße. Sie hatten ja beileibe nichts mit Klößen zu tun, man stach sie nur mit dem Löffel klößchenähnlich aus der Schüssel. gut gekühlt, waren sie ein himmlischer Kontrast zu Glühwein und Punsch. Wir bekamen heiße Zitrone oder Himbeersaft.


Dazu gab es wieder Karpfen. Dieser schwamm bis zum Dunkelwerden noch munter in der gefüllten Badewanne. Erst dann ging Mutter ins Badezimmer, ließ das Wasser aus dem Becken und kam wenig später, mit hochrotem Kopf, meist patschnaß, aber triumphierend, den glitschigen Karpfen in der Schüssel, wieder heraus.


Ich habe immer nur den armen Fisch bedauert und war nicht zu überreden, etwas von ihm zu probieren. Die anderen hatten weniger Skrupel, Kopf und Gerüst lagen schon nach kurzer Zeit einsam und traurig auf der Butterplatte.


Ich hielt mich lieber an den Kartoffelsalat. Heute noch mache ich ihn nach Mutters altem Rezept, manches Mal auch nach Großmutter Wieders Art, mit warmen, ausgelassenen Speckwürfeln. Egal auf welche Art, jeder langte dann zu. und Vater war zufrieden und Mutter glücklich.


So, oder ähnlich, verlief bei uns und bei anderen meiner schlesischen Landsleute das Weihnachtsfest. Alle Jahre, immer wieder bis zur Flucht 1945. Da war es dann für viele Jahre vorbei mit Schmaus und Freude.


Christel Brückner

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Alt 22-12-2006, 23:24   #8
MANKOMANIA149
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Der riesengroße Schneemann


Kurz vor Weihnachten entdeckten Hans und Liese im Schaufenster des Spielzeugladens von Fräulein Holzapfel am Karolinenplatz eine bildhübsche Puppe mit echten Haaren und Schlafaugen und ein wunderschönes Segelschiff. Sie waren so begeistert davon, daß sie sofort nach Hause rannten und einen neuen Wunschzettel für das Christkind schrieben, mit dem Text: "Die Puppenküche und die Eisenbahn, die wir uns gewünscht haben, wollen wir nicht mehr haben. Wir wollen die Puppe und das Segelschiff aus dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel!"

Sie legten den Wunschzettel wie den ersten aufs Fenstersims und beschwerten ihn mit einem Stein, damit der Wind ihn nicht wegblasen konnte. Am nächsten Tag fiel ihnen dann etwas Schreckliches ein. Möglicherweise verkaufte Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff schon heute oder morgen an andere Leute, und wenn das Christkind zu ihr zum Einkaufen kam, waren nur noch andere Spielsachen zu haben?! - Zehn Minuten später standen sie heftig schnaufend vor Fräulein Holzapfel im Spielzeugladen. "Wir möchten Sie fragen, ob Sie nicht die Puppe und das Segelschiff für das Christkind zurücklegen wollen!" sagte Liese. "Wir haben die Sachen nämlich auf unseren Wunschzettel geschrieben!"

"Ach!" seufzte Fräulein Holzapfel. "Ich fürchte , das Christkind kommt in diesem Jahr überhaupt nicht zu mir zum Einkaufen! Es kauft ja so gut wie niemand etwas bei mir. Alle Leute gehen in die großen Kaufhäuser in der Stadt!"

Für Hans und Liese war das eine böse Überraschung. Mit langen Gesichtern verließen sie den Laden. "Man müßte halt dafür sorgen, daß das Christkind hierher kommt!" meinte Hans schließlich. Liese nickte. "Ja, aber wie?" Ihr fiel nichts ein. Auch Hans fiel nichts ein. So gingen sie niedergeschlagen nach Hause.

In der folgenden Nacht träumte dann Liese von einem riesengroßen Schneemann; der spazierte durch die Stadt, und alle Leute drehten sich nach ihm um. Da wußte Liese am nächsten Morgen, wie man dafür sorgen konnte, daß das Christkind zu Fräulein Holzapfel kam. Schon vormittags machte sie sich mit Hans daran, vor dem Spielzeugladen einen Schneemann zu bauen. Als der aber fertig dastand, war Liese nicht zufrieden mit ihm.

Sie sagte: "Er ist viel zu klein, als daß das Christkind Lust kriegen könnte, ihn anzugucken! Er muß noch viel größer werden!" Liese lieh sich deshalb von Fräulein Holzapfel einen Stuhl, damit sie an dem Schneemann höher hinaufreichte.

Eine Viertelstunde später kamen dann zufällig drei Anstreicherlehrlinge mit einer Leiter vorbei. Als die hörten, um was es ging, halfen sie tüchtig mit. Da war der Schneemann schon bald vier Meter hoch. Doch in Lieses Augen war er immer noch zu klein. "Er muß noch größer werden!" sagte sie.

Mittlerweile hatten sich auch eine Schar Buben und einige Männer eingefunden und halfen mit, den großen Schneemann zu bauen. Einer von den Männern war mit dem Hauptmann der städtischen Feuerwehr befreundet; mit dem telefonierte er jetzt vom nächsten Telefonhäuschen aus. Da kam wenig später mit lautem "Tatü! Tatü!" ein großes rotes Feuerwehrauto angesaust. Die Feuerwehrmänner fuhren die lange, lange Leiter aus und halfen nun ebenfalls beim Bau des Schneemannes mit. Da stand zwei Stunden später vor dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel ein wunderschöner Schneemann; der war fast zehn Meter hoch.

Er trug als Hut eine umgestülpte Waschbütte auf dem Kopf, als Augen hatte er zwei Briketts und als Nase hatte er eine große Zuckerrübe im Gesicht. Einen so riesengroßen, herrlichen Schneemann hatte man bis dahin noch nie in der Stadt gesehen. Im Nu war der Karolinenplatz schwarz vor lauter Menschen, die ihn sich anguckten. Und jeden Tag kamen andere Leute und sahen sich den Schneemann an. Und weil sie nun schon einmal da waren, gingen viele in den Spielzeugladen von Fräulein Holzapfel hinein und kauften Weihnachtsgeschenke.

Offensichtlich ließ sich auch das Christkind von dem riesengroßen Schneemann anlocken und kaufte bei Fräulein Holzapfel ein. Am Heiligen Abend war der Spielzeugladen jedenfalls restlos ausverkauft! Alle Regale waren leer!

Hans und Liese aber fanden an diesem Heiligen Abend unterm Weihnachtsbaum nicht nur die gewünschte Puppe und das Segelschiff, sondern auch die Puppenküche und die Eisenbahn, die sie auf den ersten Wunschzettel geschrieben hatten. Da waren sie ganz fassungslos; sie dachten sich: "So brav, daß wir das verdient hätten, sind wir ja nun wirklich nicht gewesen!"

Daß ihnen nicht das Christkind, sondern Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff geschenkt hatte, aus Dankbarkeit für ihre Hilfe, haben Hans und Liese nie erfahren. Bis heute nicht.
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Alt 23-12-2006, 07:40   #9
william hill
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Eine vielleicht etwas andere Weihnachtsgeschichte.

Die Puppe

"Ich habe gestern gebetet, dass ich genug Geld für eine Puppe für meine Schwester habe. Und ich hoffe auch, dass es für eine weisse Rose für meine Mutter reicht. Meine Mutter liebt weisse Rosen."

Am Morgen des 24. Dezembers stresste ich durch die Geschäfte um noch die letzten Geschenke zu besorgen.

Als ich das Gewühl von Menschen sah, dachte ich, das wird wohl ewig dauern, bis ich hier alles besorgt habe und ich muss noch in andere Geschäfte… Weihnachten wird jedes Jahr mehr stressvoll. Ich wünsche, ich könnte einfach einschlafen und erst nach Weihnachten wieder aufwachen. Trotz allem drängte ich mich zur Spielzeugabteilung durch. Dort habe ich mich dann über die enormen Preise der Spielsachen gewundert.

Auf der Suche nach einem geeigneten Spielzeug bemerkte ich einen etwa fünf Jahre alten Jungen, der eine Puppe gedankenverloren anschaute. Der Junge machte einen sehr traurigen Eindruck. Ich fragte mich, für wen er wohl die Puppe ausgesucht hatte. In diesem Moment drehte sich der kleine Junge zu einer älteren Dame um und fragte sie: "Oma, bist du sicher, dass ich nicht genug Geld habe?" Die ältere Dame antwortete: "Mein Lieber, du weisst ganz genau, dass du nicht genug Geld hast um die Puppe zu kaufen."

Danach bat sie ihn in der Spielzeugabteilung zu warten, bis sie ihre Einkäufe erledigt hat. Der Junge hatte noch immer die Puppe gegen seine Brust gepresst. Ich lief zu ihm hin und fragte ihn, für wen er denn die hübsche Puppe ausgesucht hätte. "Es ist die Puppe, die sich meine Schwester zu Weihnachten gewünscht hat. Sie war überzeugt, dass der Weihnachtsmann ihr diese Puppe bringen würde."

Ich versicherte ihm, dass der Weihnachtsmann bestimmt weiss, was sich seine Schwester zu Weihnachten wünscht. Und dass er sich darüber keine Sorgen machen sollte. Doch der Junge antwortete traurig: "Der Weihnachtsmann kann ihr die Puppe nicht dorthin bringen, wo sie sich befindet. Ich muss die Puppe meiner Mutter geben und sie kann sie mitnehmen, wenn sie geht.

Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, als er das sagte.
"Meine Schwester ist im Himmel. Mein Vater sagt, dass meine Mutter auch bald in den Himmel geht. Deswegen dachte ich mir, dass sie die Puppe für meine Schwester mitnehmen kann." Als ich dem Jungen zuhörte, habe ich meinen Weihnachtsstress ganz vergessen.

Der Junge fuhr fort: "Ich sagte meinem Vater, er soll meiner Mutter ausrichten, dass sie noch warten soll um in den Himmel zu gehen, bis ich aus dem Laden zurück bin."

Dann zeigte mir der Junge ein Foto von ihm, auf dem er ein unbekümmertes, fröhliches Gesicht hat. "Ich möchte, dass meine Mutter dieses Bild mitnimmt, damit sie mich nicht vergisst. Ich liebe meine Mutter sehr und ich möchte, dass sie bei uns bleibt. Doch mein Vater sagt, dass sie zu meiner kleinen Schwester gehen muss."

Wieder schaute er gedankenverloren die Puppe an.
Ich suchte meinen Geldbeutel, sagte ihm, er soll doch das Geld nochmals nachzählen. Es könnte sein, dass er nun genug hat um die Puppe zu kaufen."Gut, ich hoffe, dass es nun reicht…" Ich half ihm mit dem Zählen und steckte ihm etwas Geld zu, ohne dass er es gemerkt hat. Er sagte: "Danke Gott, dass du mir genug Geld gegeben hast!"

Danach schaute er mich an und meinte, "Ich habe gestern gebetet, dass ich genug Geld für eine Puppe für meine Schwester habe. Und ich hoffe auch, dass es für eine weisse Rose für meine Mutter reicht. Meine Mutter liebt weisse Rosen." Einige Minuten später kam die ältere Dame zurück und ich verabschiedete mich von dem Jungen. Ich erledigte alle meine Einkäufe mit einer ganz anderen Einstellung als diesen Morgen. Ich konnte den kleinen Jungen nicht vergessen.

Dann erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel, den ich vor zwei Tagen gelesen hatte. Es handelte sich um einen betrunken Automobilist, der ein Auto angefahren hat, in dem eine junge Frau und ein kleines Mädchen sassen. Das kleine Mädchen ist noch am Unfallort gestorben und die Mutter wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Frau liegt seither im Koma. War das die Familie des kleinen Jungen?

Zwei Tage nachdem ich den Jungen im Geschäft getroffen hatte, las ich in der Zeitung, dass die Autolenkerin, die vor vier Tagen einen Unfall hatte, ihren Verletzungen erlag. Ich konnte es nicht lassen und kaufte einen Strauss weisser Rosen, ging zur Kirche wo die Frau aufgebahrt war. Sie lag dort. In ihrer Hand hielt sie eine weisse Rose, eine Puppe und ein Foto des kleinen Jungens aus dem Kaufhaus.

Als ich nach Hause lief, dachte ich darüber nach, wie gross die Liebe des kleinen Kindes ist für seine Schwester und seine Mutter ist. In einer Sekunde, kann sich das Leben so gewaltig ändern, dass nichts mehr ist wie es einmal war.

(Unbekannter Autor)
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Alt 23-12-2006, 23:13   #10
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Der ungeduldige Weihnachtsstollen


Es war einmal ein Weihnachtsstollen, der war ganz durchknetet von dem Gedanken, als leckeres Frühstücksbrot mit Butter zu dienen. Ja, es wurde ihm sogar in Aussicht gestellt, zum Nachmittagskaffee serviert zu werden, wie Kuchen, wie richtiger Kuchen. Nun lag der süße Stollen aber schon wochenlang im Brotfach, lag da in durchsichtigem, glänzendem Weihnachtspapier mit Schneelandschaft und Christkind-Schlitten und musste mit ansehen, wie alle anderen Brote gebraucht wurden: das Schwarzbrot, das Vollkornbrot; sogar das Weißbrot und das Knäckebrot kamen regelmäßig an die Reihe und durften sich bewähren. Ich glaube, der Stollen wurde ganz blass vor Neid und vor Ungeduld, aber das konnte man nicht sicher sagen, weil er ja über und über mit Puderzucker bedeckt war. "Da hat man soviel Aufhebens um mich gemacht," dachte der Stollen bitter wie Sukade, "hat mich gesüßt und mit Rosinen gespickt. Ja, sogar Marzipanstückchen hat die Hausfrau in mich hineingebacken. Und nun? Nun bin ich überflüssig und gammele hier `rum, schön und lecker, aber unnütz." Doch dann kam Heiligabend. Die Hausfrau stellte im Wohnzimmer die Geschenke auf. Und nun, nun deckte sie in der Küche den festlichsten Kaffeetisch des Jahres; und das Beste, das Edelste und das Leckerste, das sie zu bieten hatte, das war der Weihnachtsstollen. Leider konnte er seine große, feierliche Wichtigkeit nicht lange genießen, denn er schmeckte gar zu gut und war nach einer halben Stunde gegessen.
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Alt 23-12-2006, 23:15   #11
MANKOMANIA149
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Christkindl-Ahnung im Advent





Erleben eigentlich Stadtkinder Weihnachtsfreuden? Erlebt man sie heute noch? Ich will es allen wünschen, aber ich kann es nicht glauben, dass das Fest in der Stadt mit ihren Straßen und engen Gassen das sein kann, was es uns Kindern im Walde gewesen ist.



Der erste Schnee erregte schon liebliche Ahnungen, die bald verstärkt wurden, wenn es im Haus nach Pfeffernüssen, Makronen und Kaffeekuchen zu riechen begann, wenn am langen Tische der Herr Oberförster und seine Jäger mit den Marzipanmodeln ganz zahme, häusliche Dinge verrichteten, wenn an den langen Abenden sich das wohlige Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dieser Insel, die Tag und Tag stiller wurde, verbreitete. In der Stadt kam das Christkind nur einmal, aber in der Riß wurde es schon Wochen vorher im Walde gesehen, bald kam der, bald jener Jagdgehilfe mit der Meldung herein, dass er es auf der Jachenauer Seite oder hinter Ochsensitzer habe fliegen sehen. In klaren Nächten mußte man bloß vor die Türe gehen, dann hörte man vom Walde herüber ein feines Klingeln und sah in den Büschen ein Licht aufblitzen. Da röteten sich die Backen vor Aufregung, und die Augen blitzten vor freudiger Erwartung. Je näher aber der Heilige Abend kam desto näher kam auch das Christkind ans Haus, ein Licht huschte an den Fenstern des Schlafzimmers vorüber, und es klang wie von leise gerüttelten Schlittenschellen. Da setzten wir uns in den Betten auf und schauten sehnsüchtig ins Dunkel hinaus; die großen Kinder aber, die unten standen und auf eine Stange Lichter befestigt hatten, der Jagdgehilfe Bauer und sein Oberförster, freuten sich kaum weniger. Es gab natürlich in den kleinen Verhältnissenn kein Übermaß an Geschenken, aber was gegeben wurde, war mit aufmerksamer Beachtung eines Wunsches gewählt und erregte Freude. Als meine Mutter an einem Morgen nach der Bescherung ins Zimmer trat, wo der Christbaum stand, sah sie mich stolz mit meinem Säbel herumspazieren, aber ebenso frohbewegt schritt mein Vater im Hemde auf und ab und hatte den neuen Werderstutzen umgehängt, den ihm das Christkind gebracht hatte.


Wenn der Weg offen war, fuhren meine Eltern nach den Feiertagen auf kurze Zeit zu den Verwandten nach Ammergau. Ich mag an die fünf Jahre gewesen sein, als ich zum ersten Male mitkommen durfte, und wie der Schlitten die Höhe oberhalb Wallgau erreichte, von wo sich aus der Blick auf das Dorf öffnete, war ich außer mir vor Erstaunen über die vielen Häuser, die Dach an Dach nebeneinander standen. Für mich hatte es bis dahin bloß drei Häuser in der Welt gegeben.




Ludwig Thoma

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Alt 23-12-2006, 23:18   #12
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Weihnachten der Tiere


(Was ist das Wichtigste an Weihnachten)

Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten. Sie stritten, was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei.

"Na klar, Gänsebraten", sagte der Fuchs, "was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten!"

"Schnee", sagte der Eisbär,"viel Schnee!" Und er schwärmte verzückt: "Weisse Weihnachten feiern!"

Das Reh sagte: "Ich brauche aber einen Tannenbaum, sonst kann ich nicht Weihnachten feiern."

"Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule "schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache!"

"Aber mein neues Kleid muss man sehen", sagte der Pfau "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten."

"Und Schmuck," krächzte die Elster, "jede Weihnachten kriege ich was: einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste."

"Na, aber bitte den Stollen nicht vergessen ", brummte der Bär, "das ist doch die Hauptsache, wenn es den nicht gibt und all die süssen Sachen, verzichte ich lieber auf Weihnachten."

"Mach's wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, das ist das Wahre an Weihnachten, mal richtig ausschlafen!"

"Und saufen", ergänzte der Ochse," mal richtig einen saufen und dann pennen..."

;...dann aber schrie er "aua!!"; denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt versetzt:"Du Ochse, denkst du denn nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte: "Das Kind, ja das Kind, das Kind ist die Hauptsache."

"Übrigens", fragte der Esel: "ob das auch die Menschen wissen??"
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Alt 23-12-2006, 23:21   #13
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Einsam am Heiligen Abend


Jedesmal wenn Weihnachten kommt, muß ich an Herrn Sörensen denken. Er war der erste Mensch in meinem Leben, der ein einsames Weihnachtsfest feierte, und das habe ich nie vergessen können.


Herr Sörensen war mein Lehrer in der ersten Klasse. Er war gut, im Winter bröselte er sein ganzes Frühstücksbrot für die hungrigen Spatzen vor dem Fenster zusammen. Und wenn im Sommer die Schwalben ihre Nester unter den Dachvorsprung klebten, zeigte er uns die Vögel, wie sie mit hellen Schreien hin und her flogen. Aber seine Augen blieben immer betrübt.


Im Städtchen sagten sie, Herr Sörensen sei ein wohlhabender Mann. "Nicht wahr, Herr Sörensen hat Geld?" fragte ich einmal meine Mutter. "Ja, man sagt's." - "Ja ... ich hab' ihn einmal weinen sehen, in der Pause, als ich mein Butterbrot holen wollte ..."


"Herr Sörensen ist vielleicht so betrübt, weil er so allein ist", sagte meine Mutter. "Hat er denn keine Geschwister?" fragte ich. "Nein - er ist ganz allein auf der Welt..."


Als dann Weihnachten da war, sandte mich meine Mutter mit Weihnachtsbäckereien zu Herrn Sörensen. Wie gut ich mich daran erinnere. Unser Stubenmädchen ging mit, und wir trugen ein großes Paket, mit rosa Band gebunden, wie die Mutter stets ihre Weihnachtspäckchen schmückte.


Die Treppe von Herrn Sörensen war schneeweiß gefegt. Ich getraute mich kaum einzutreten, so rein war der weiße Boden. Das Stubenmädchen überbrachte die Grüße meiner Mutter. Ich sah mich um. Ein schmaler hoher Spiegel war da, und rings um ihn, in schmalen Rahmen, lauter schwarzgeschnittene Profile, wie ich sie nie vorher gesehen hatte.


Herr Sörensen zog mich ins Zimmer hinein und fragte mich, ob ich mich auf Weihnachten freue. Ich nickte. "Und wo wird Ihr Weihnachtsbaum stehen, Herr Sörensen?" - "Ich? Ich habe keinen, ich bleibe zu Hause."


Und da schlug mir etwas aufs Herz beim Gedanken an Weihnachten in diesem "Zuhause". - In dieser Stube mit den schwarzen kleinen Bildern, den schweigenden Büchern und dem alten Sofa, auf dem nie ein Mensch saß - ich fühlte das Trostlose, das Verlassene in dieser einsamen Stube, und ich schlug den Arm vors Gesicht und weinte.


Herr Sörensen zog mich auf seine Knie und drückte sein Gesicht an meines. er sagte leise: "Du bist ein guter, kleiner Bub." Und ich drückte mich noch fester an ihn und weinte herzzerbrechend.


Als wir heimkamen, erzählte das Stubenmädchen meiner Mutter, ich hätte "gebrüllt".


Aber ich schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, ich habe nicht gebrüllt. Ich habe geweint. Und weißt du, ich habe deshalb geweint, weil nie jemand zu Herrn Sörensen kommt. Nicht einmal am Heiligen Abend..."


Später, als wir in eine andere Stadt zogen, verschwand Herr Sörensen aus meinem Leben. Ich hörte nie mehr etwas von ihm. Aber an jenem Tag, als ich an seiner Schulter weinte, fühlte ich, ohne es zu verstehen, zum ersten Male, daß es Menschen gibt, die einsam sind. Und daß es besonders schwer ist, allein und einsam zu sein an Weihnachten.


Herman Bang

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Das Paket des lieben Gottes

Nehmt eure Stühle und eure Teegläser mit hier hinter an den Ofen und vergeßt den Rum nicht. Es ist gut, es warm zu haben, wen man von der Kälte erzählt.


manche Leute, vor allem eine gewisse Sorte Männer, die etwas gegen Sentimentalität hat, haben eine starke Aversion gegen Weihnachten. Aber zumindest ein Weihnachten in meinem leben ist bei mir wirklich in bester Erinnerung. Das war der Weihnachtsabend 1908 in Chicago.


Ich war anfangs November nach Chicago gekommen, und man sagte mir sofort, als ich mich nach der allgemeinen Lage erkundigte, es würde der härteste Winter werden, den diese ohnehin genügend unangenehme Stadt zustande bringen könnte. Als ich fragte, wie es mit den Chancen für einen Kesselschmied stünde, sagte man mir, Kesselschmiede hätten keine Chance, und als ich eine halbwegs mögliche Schlafstelle suchte, war alles zu teuer für mich. Und das erfuhren in diesem Winter 1908 viele in Chicago, aus allen Berufen.


Und der Wind wehte scheußlich vom Michigan-See herüber durch den ganzen Dezember, und gegen Ende des Monats schlossen auch noch eine Reihe großer Fleischpackereien ihren Betrieb und waren eine ganze Flut von Arbeitslosen auf die kalten Straßen.


Wir trabten die ganzen Tage durch sämtliche Stadtviertel und suchten verzweifelt nach etwas Arbeit und waren froh, wenn wir am Abend in einem winzigen, mit erschöpften Leuten angefüllten Lokale im Schlachthofviertel unterkommen konnten. Dort hatten wir es wenigstens warm und konnten ruhig sitzen. Und wir saßen, so lange es irgend ging, mit einem Glas Whisky, und wir sparten alles den Tag über auf dieses eine Glas Whisky, in das noch Wärme, Lärm und Kameraden mit einbegriffen waren, all das, was es an Hoffnung für uns noch gab.


Dort saßen wir auch am Weihnachtsabend dieses Jahres, und das Lokal war noch überfüllter als gewöhnlich und der Whisky noch wässeriger und das Publikum noch verzweifelter. Es ist einleuchtend, daß weder das Publikum noch der Wirt in Feststimmung geraten, wenn das ganze Problem der Gäste darin besteht, mit einem Glas eine ganze Nacht auszureichen, und das ganze Problem des Wirtes, diejenigen hinauszubringen, die leere Gläser vor sich stehen hatten.


Aber gegen zehn Uhr kamen zwei, drei Burschen herein, die, der Teufel mochte wissen woher, ein paar Dollars in der Tasche hatten, und die luden, weil es doch eben Weihnachten war und Sentimentalität in der Luft lag, das ganze Publikum ein, ein paar Extragläser zu leeren. fünf Minuten darauf war das ganze Lokal nicht wiederzuerkennen.


Alle holten sich frischen Whisky (und paßten nun ungeheuer genau darauf auf, daß ganz korrekt eingeschenkt wurde), die Tische wurden zusammengerückt, und ein verfroren aussehendes Mädchen wurde gebeten, einen Cakewalk zu tanzen, wobei sämtliche Festteilnehmer mit den Händen den Takt klatschten. Aber was soll ich sagen, der Teufel mochte seine schwarze Hand im Spiel haben, es kam keine reche Stimmung auf.


Ja, geradezu von Anfang an nahm die Veranstaltung einen direkt bösartigen Charakter an. ich denke, es war der zwang, sich beschenken lassen zu müssen, der alle so aufreizte. Die Spender dieser Weihnachtsstimmung wurden nicht mit freundlichen Augen betrachtet. Schon nach den ersten Gläsern des gestifteten Whiskys wurde der Plan gefaßt, eine regelrechte Weihnachtsbescherung, sozusagen ein Unternehmen größeren Stils, vorzunehmen.


Da ein Überfluß an Geschenkartikeln nicht vorhanden war, wollte man sich weniger an direkt wertvolle und mehr an solche Geschenke halten, die für die zu Beschenkenden passend waren und vielleicht sogar einen tieferen Sinn ergaben.


so schenkten wir dem Wirt einen Kübel mit schmutzigem Schneewasser von draußen, wo es davon gerade genug gab, damit er mit seinem alten Whisky noch ins neue Jahr hinein ausreichte. Dem Kellner schenkten wir eine alte, erbrochene Konservenbüchse, damit er wenigstens ein anständiges Servicestück hätte, und einem zum Lokal gehörigen Mädchen ein schartiges Taschenmesser, damit es wenigstens die Schicht Puder vom vergangenen Jahr abkratzen könnte.


Alle diese Geschenke wurden von den Anwesenden, vielleicht nur die Beschenkten ausgenommen, mit herausforderndem Beifall bedacht. Und dann kam der Hauptspaß.


Es war nämlich unter uns ein Mann, der mußte einen schwachen Punkt haben. Er saß jeden Abend da, und Leute, die sich auf dergleichen verstanden, glaubten mit Sicherheit behaupten zu können, daß er, so gleichgültig er sich auch geben mochte, eine gewisse, unüberwindliche Scheu vor allem, was mit der Polizei zusammenhing, haben mußte. Aber jeder Mensch konnte sehen, daß er in keiner guten Haut steckte.


Für diesen Mann dachten wir uns etwas ganz Besonderes aus. Aus einem alten Adreßbuch rissen wir mit Erlaubnis des Wirtes drei Seiten aus, auf denen lauter Polizeiwachen standen, schlugen sie sorgfältig in eine Zeitung und überreichten das Paket unserm Mann.


Es trat eine große Stille ein, als wir es überreichten. Der Mann nahm zögernd das Paket in die Hand und sah uns mit einem etwas kalkigen Lächeln von unten herauf an. Ich merkte, wie er mit den Fingern das Paket anfühlte, um schon vor dem Öffnen festzustellen, was darin sein könnte. Aber dann machte er es rasch auf.


Und nun geschah etwas sehr merkwürdiges. Der Man nestelte eben an der Schnur, mit der das Geschenk" verschnürt war, als sein Blick, scheinbar abwesend, auf das Zeitungsblatt fiel, in das die interessanten Adreßbuchblätter geschlagen waren. Aber da war sein Blick schon nicht mehr abwesend. Sein ganzer dünner Körper (er war sehr lang) krümmte sich sozusagen um das Zeitungsblatt zusammen, er bückte sein Gesicht tief darauf herunter und las. Niemals, weder vor- noch nachher, habe ich je einen Menschen so lesen sehen. Er verschlang das, was er las, einfach. Und dann schaute er auf. Und wieder hatte ich niemals, weder vor- noch nachher, einen Mann so strahlend schauen sehen wir diesen Mann.


Da lese ich eben in der Zeitung", sagte er mit einer verrosteten mühsam ruhigen Stimme, die in lächerlichem Gegensatz zu seinem strahlenden Gesicht stand, daß die ganze Sache einfach schon lang aufgeklärt ist. Jedermann in Ohio weiß, daß ich mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun hatte." Und dann lachte er.


Und wir alle, die erstaunt dabei standen und etwas ganz anderes erwartet hatten und fast nur begriffen, daß der Mann unter irgendeiner Beschuldigung gestanden und inzwischen, wie er eben aus dem Zeitungsblatt erfahren hatte, rehabilitiert worden war, fingen plötzlich an, aus vollem Halse und fast aus dem Herzen mitzulachen, und dadurch kam ein großer Schwung in unsere Veranstaltung, die gewisse Bitterkeit war überhaupt vergessen, und es wurde ein ausgezeichnetes Weihnachten, das bis zum morgen dauerte und alle befriedigte.


Und bei dieser allgemeinen Befriedigung spielte es natürlich gar keine Rolle mehr, daß dieses Zeitungsblatt nicht wir ausgesucht hatten, sondern Gott.


Bertolt Brecht

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Alt 24-12-2006, 23:52   #15
MANKOMANIA149
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Was war das für ein Fest?


Der kleine Junge hockte auf dem Fußboden und kramte in einer alten Schachtel, aus der er einiges zutage förderte, ein paar Röllchen schmutzige Nähseide, ein verbogenes Wägelchen und einen silbernen Stern. Was ist das? fragte er und hielt den Stern hoch in die Luft. Die Küchenmaschinen surrten, der Fernsehapparat gab Männergeschrei und Schüsse von sich, vor dem großen Fenster bewegten sich die kleinen Stadthubschrauber vorsichtig auf und ab. Der Junge stand auf und ging unter die Neonröhre, um den Stern, der aus einer Art von Glaswolle bestand, genau zu betrachten.


Was ist das? Fragte er noch einmal. Entschuldige, sagte die Mutter am Telefon, das Kind plagt mich, ich rufe dich später noch einmal an. Damit legte sie den Hörer hin, schaute herüber und sagte: Das ist ein Stern. Sterne sind rund, sagte der kleine Junge. Zeig mal, sagte die Mutter und nahm dem Jungen den Stern aus der Hand. Es ist ein Weihnachtsstern, sagte sie. Ein was? Fragte das Kind. Jetzt hab' ich es satt, schrie der Mann auf der Fernsehscheibe und warf seinen Revolver in den Spiegel, was beträchtlichen Lärm verursachte. Die Mutter drückte auf eine Taste, der Lärm hörte auf, und das Bild erlosch.


Etwas von früher, sagte sie in die Stille hinein. Von einem Fest. Was war das für ein Fest? Fragte der kleine Junge. Ein langweiliges, sagte die Mutter schnell. Die ganze Familie stand in der Wohnstube um einen Baum herum und sang Lieder, oder die Lieder kamen aus dem Fernsehen, und die ganze Familie hörte zu. Wieso um einen Baum? sagte der kleine Junge, der wächst doch nicht im Zimmer. Doch, sagte die Mutter, das tat er, an einem bestimmten Tag im Jahr. Es war eine Tanne, die man mit brennenden Lichtern oder mit kleinen bunten Glühbirnen besteckte und an deren Zweige man bunte Kugeln und glitzernde Ketten hängte.


Das kann doch nicht wahr sein, sagte das Kind. Doch, sagte die Mutter, und an der Spitze des Baumes befestigte man den Stern. Er sollte an den Stern erinnern, dem die Hirten nachgingen, bis sie den kleinen Jesus in seiner Krippe fanden. Den kleinen Jesus, sagte das Kind aufgebracht, was soll denn das nun wieder sein?


Das erzähle ich dir ein andermal, sagte die Mutter, die sich an die alte Geschichte erinnerte, aber nicht genau. Der Junge wollte aber von den Hirten und der Krippe gar nichts hören. Er interessierte sich nur für den Baum, der im Zimmer wuchs und den man verrückterweise mit brennenden Lichtern oder mit kleinen Glühbirnen besteckt hatte. Das muß doch ein schönes Fest gewesen sein, sagte er nach einer Weile.


Nein, sagte die Mutter heftig. Es war langweilig. Alle hatten Angst davor und waren froh, wenn es vorüber war. Sie konnten den Tag nicht abwarten, an dem sie dem Weihnachtsbaum seinen Schmuck wieder abnehmen und ihn vor die Tür stellen konnten, dürr und nackt. Und damit streckte sie ihre Hand nach den Tasten des Fernsehapparates aus. Jetzt kommen die Marspiloten, sagte sie. Ich will aber die Marspiloten nicht sehen, sagte der Junge. Ich will einen Baum, und ich will wissen, was mit dem kleinen Sowieso war. Es war, sagte die Mutter ganz unwillkürlich, zur Zeit des Kaisers Augustus, als alle Welt geschätzt wurde.


Aber dann erschrak sie und war wieder still. Sollte das alles noch einmal von vorne anfangen, zuerst die Hoffnung und die Liebe und dann die Gleichgültigkeit und die Angst? Zuerst die Freude und dann die Unfähigkeit, sich zu freuen, und das Sichloskaufen von der Schuld? Nein, dachte sie, ach nein. Und damit öffnete sie den Deckel des Müllschluckers und gab ihrem Sohn den Stern in die Hand. Sieh einmal, sagte sie, wie alt er schon ist, wie unansehnlich und vergilbt. Du darfst ihn hinunterwerfen und aufpassen, wie lange du ihn noch siehst. Das Kind gab sich dem neuen Spiel mit Eifer hin.


Es warf den Stern in die Röhre und lachte, als er verschwand Aber als es draußen an der Wohnungstür geklingelt hatte und die Mutter hinausgegangen war und wiederkam, stand das Kind wie vorher über den Müllschlucker gebeugt. Ich sehe ihn immer noch, flüsterte es, er glitzert, er ist immer noch da.


Marie Luise Kaschnitz (1901 - 1974)

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