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Alt 12-03-2004, 15:22   #1
PC-Oldie-Udo
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12.03.2004 13:18 Uhr News-ID: 506512

Wohlstand in Deutschland: Drastischer Rückgang von 1993 - 2003
Anhand von Statistik-Daten der Eurostat-Behörde konnte Deutschland sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) innerhalb der letzten elf Jahre um 13,6 Prozent steigern. Im Vergleich hierzu hatten alle EU-Staaten beim BIP um 23,5 Prozent zugelegt.
Zu Errechnung des Wohlstandes der EU-Staaten werden Pro-Kopf-Einkommen und die jeweiligen Kaufkraftparitäten miteinander verquickt. Dabei stand Deutschland in 2002 mit 26.000 € pro Bürger an elfter Stelle von 15 EU-Staaten; ebenso auch im Jahr 2003.
Die Zahlen zeigen, dass seit 1993 kein anderes EU-Land ein ähnliches Abfallen der relativen Einkommens-Position aufweisen kann als DE. Dass das künftige Wohlstandsniveau der Deutschen weiter im Sinkflug begriffen ist, wird im Lande meist verdrängt.
Quelle: www.bdb.de


hier noch etwas ausführlicher:

Wohlstandsvergleich in der EU: Deutschland inzwischen auf den hinteren Rängen

11. März 2004 - Gemessen am realen Wirtschaftswachstum ist Deutschland innerhalb der Europäischen Union (EU) in den letzten Jahren sichtlich zurückgefallen. Während die Bundesrepublik in den 1980er Jahren noch mit dem EU-Durchschnitt Schritt halten konnte und im Wiedervereinigungsboom (1990 - 1992) die Wachstumsraten der EU sogar deutlich übertraf, hat sich das Bruttoinlandsprodukt von 1993 bis 2003 kontinuierlich schlechter entwickelt als in der gesamten EU.


Infografik

Reales Wirtschaftswachstum













Quelle: Eurostat und eigene Berechnungen.

Kumuliert über die letzten elf Jahre ist das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um insgesamt 13,6 % gestiegen. Die gesamte EU konnte das reale Bruttoinlandsprodukt im selben Zeitraum hingegen um 23,5 % steigern. In der EU ohne Deutschland stieg die gesamtwirtschaftliche Leistung sogar um 26,9 %.


Infografik

Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts








Doch für die meisten Deutschen sind solche Wachstumsvergleiche offenbar zu abstrakt. Zumindest scheint sie das gegenüber unseren Nachbarstaaten schwächere Wirtschaftswachstum nicht sonderlich aufzuschrecken. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Deutschland im Großen und Ganzen noch immer als eine sehr wohlhabende Volkswirtschaft, deren größten Sorge mit dem Wohlstand allenfalls um dessen „gerechte“ Verteilung kreist. Dass ein sich offenbar verfestigender Rückfall der Wachstumsdynamik früher oder später aber auch ganz konkrete Auswirkungen auf das Wohlstandsniveau der gesamten Volkswirtschaft und damit auf alle Bürger haben wird, wird bis heute von weiten Teilen der Öffentlichkeit verdrängt.

Das Pro-Kopf-Einkommen als ein Wohlstandsindikator

Etwas mehr Aufklärung über die folgenschweren Konsequenzen der Wachstumsschwäche könnte daher ein internationaler Vergleich des in der Ökonomie weit verbreiteten „Wohlstandsindikators“ Pro-Kopf-Einkommen liefern. Bei diesem Indikator wird die gesamtwirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, also das innerhalb eines Jahres erzeugte Bruttoinlandsprodukt, rechnerisch auf die Gesamtbevölkerung aufgeteilt. Man erhält dann ein durchschnittliches Jahreseinkommen für jede in Deutschland lebende Person. 2002 lag dieser Wert bei rund 26.000 €.

Für einen internationalen Vergleich muss diese Größe allerdings in eine einheitliche Währung umgerechnet werden, also beispielsweise in britische Pfund, um das deutsche Pro-Kopf-Einkommen mit dem britischen vergleichen zu können. Der sich an den Devisenmärkten bildende Wechselkurs ist für diese Umrechnung aber nicht geeignet, denn er gleicht in der Regel nicht die unterschiedlichen Preisniveaus der betrachteten Länder aus. Dies liegt vor allem daran, dass der Wechselkurs nicht nur von der Preisentwicklung bestimmt wird. Vielmehr fließen in den Devisenkurs auch eine Vielzahl anderer Faktoren ein, wie zum Beispiel Zinsdifferenzen, Unterschiede beim Wirtschaftswachstum oder die Leistungsbilanzsalden.

Preisniveauunterschiede zwischen den einzelnen Ländern verzerren aber den Vergleich von Pro-Kopf-Einkommen. Dies gilt selbst dann, wenn die Preise, wie etwa für die Länder der europäischen Währungsunion, bereits in einer einheitlichen Währung ausgedrückt werden. Wenn beispielsweise in Frankreich ein Erfrischungsgetränk 1,20 € kostet während das gleiche Getränk in Deutschland für 1,10 € zu haben ist, dann ist es möglich mit demselben Eurobetrag in Deutschland mehr von diesem Getränk zu kaufen als in Frankreich. Folglich wäre die Kaufkraft eines bestimmten Geldbetrags in diesem Beispiel in Deutschland höher als in Frankreich.

Umrechnung mit Kaufkraftparitäten

Um dieser Problematik zu begegnen, kann man die Pro-Kopf-Einkommen in verschiedenen Ländern mit Hilfe von Kaufkraftparitäten umrechnen. Kaufkraftparitäten besitzen die Eigenschaft, dass sie nicht nur unterschiedliche Währungen in eine einheitliche Geldmenge umrechnen, sondern auch die Unterschiede im Preisniveau zwischen den betrachteten Ländern ausgleichen. Prinzipiell wird bei dieser Methode der Preis für einen festgelegten Warenkorb in einem Land mit dem Preis desselben Warenkorbs in einem anderen Land verglichen.

Das einfachste und wohl bekannteste Beispiel für die Umrechnung mit Hilfe von Kaufkraftparitäten ist der von der Zeitschrift „The Economist“ regelmäßig publizierte Big-Mac-Index. Hier besteht der Warenkorb lediglich aus einem Produkt. Zurzeit kostet ein Big Mac in den USA durchschnittlich 2,80 $, in Deutschland hingegen 2,75 €. Die Big-Mac-Kaufkraftparität zwischen Deutschland und den USA beträgt folglich 1,02. Gemessen an der Big-Mac-Kaufkraft sind also 27,50 € in Deutschland genauso viel Wert wie 28 $ in den USA. In beiden Ländern können für diese Beträge jeweils 10 Big Mac´s gekauft werden. Wendet man diese Umrechnungsmethode auf einen Warenkorb mit mehreren Produkten an, dann wird in einem ersten Schritt ein mit den nationalen Verbrauchsmengen gewichteter nationaler Durchschnittspreis für den Warenkorb ermittelt. Über den Preis dieses Warenkorbs in einem anderen Land kann dann in einem zweiten Schritt die Kaufkraftparität bestimmt werden.

Aggregiert man darüber hinaus die in einer Volkswirtschaft hergestellten Waren und Dienstleistungen über sämtliche Branchen und Wirtschaftssektoren, dann kann auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene eine Kaufkraftparität für das gesamte Bruttoinlandsprodukt ermittelt werden. Mit diesem Umrechnungsfaktor wird die Kaufkraft des nationalen Pro-Kopf-Einkommens international vergleichbar gemacht. Ein mit Kaufkraftparitäten zwischen zwei oder mehr Ländern umgerechnetes Pro-Kopf-Einkommen bedeutet, dass für das ausgewiesene Einkommen in sämtlichen betrachteten Ländern jeweils genau die gleiche Gütermenge gekauft werden kann.

Gemäß den Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat lag Deutschland mit dem zu Kaufkraftparitäten konvertierten Pro-Kopf-Einkommen unter den 15 EU-Staaten im vergangenen Jahr an elfter Stelle und – wie schon im Jahr 2002 – geringfügig unterhalb des EU-Durchschnitts. Eurostat weist allerdings darauf hin, dass unter anderem wegen statistischer Ungenauigkeiten bei der Zusammenstellung von international vergleichbaren Warenkörben die mit Kaufkraftparitäten konvertierten Pro-Kopf-Einkommen nicht als präziser Maßstab, sondern eher als grundsätzlicher Richtungsindikator in einem Ländervergleich genutzt werden soll. Außerdem seien erst Einkommensunterschiede von etwa 5 % statistisch signifikant. Die europäische Statistikbehörde stellt deshalb in ihren Publikationen das Pro-Kopf-Einkommen in der Regel im Verhältnis zum EU-Durchschnitt (EU-Durchschnitt = 100) dar und bündelt dicht beieinander liegende Länder in Einkommensgruppen 1) .

Legt man im Unterschied zu der von Eurostat verwendeten Gruppeneinteilung ein Band von +/- 5 % um das deutsche Pro-Kopf-Einkommen, dann waren im vergangenen Jahr Frankreich, Finnland und Italien in dieser Gruppe. Lediglich drei Länder (Spanien, Griechenland und Portugal) hatten 2003 innerhalb der EU ein Pro-Kopf-Einkommen, das statistisch signifikant – also um mehr als 5 % mehr – unter dem deutschen Niveau lag. Das Pro-Kopf-Einkommen der übrigen acht EU-Staaten übertraf hingegen das deutsche Niveau um über 5 %. Am höchsten war das Pro-Kopf-Einkommen übrigens in Luxemburg. Im Falle Luxemburgs muss jedoch bedacht werden, dass viele dort tätige Arbeitskräfte im Ausland wohnen und lediglich zum Arbeiten in das Land pendeln. Sie tragen deshalb zwar zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts bei, zählen aber nicht zur Bevölkerung, was folglich das ermittelte Pro-Kopf-Einkommen etwas überzeichnet.


Infografik

Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der EU














Quelle: Eurostat und eigene Berechnungen.

Im Jahre 1992 sah die EU-Einkommensrangliste hingegen noch völlig anders aus. Das deutsche Pro-Kopf-Einkommen lag damals 10 % über dem EU-Durchschnitt und Deutschland rangierte hinter Luxemburg und Österreich an der dritten Stelle. Fünf Länder hatten ein Pro-Kopf-Einkommen, das in etwa auf dem deutschen Niveau lag (Dänemark, Belgien, Niederlande, Schweden und Frankreich). In den übrigen sieben EU-Staaten war das Pro-Kopf-Einkommen jedoch signifikant niedriger als in Deutschland. Da der deutsche Bevölkerungsanteil in der EU mit 27,8 % (1992) bzw. 27,6 % (2003) in beiden Jahren relativ konstant war, beruht die schlechtere Platzierung im vergangenen Jahr ausschließlich auf einer im Vergleich zu den übrigen EU-Staaten ungünstigeren Einkommensentwicklung in Deutschland.

Bereits der Vergleich zwischen den beiden Jahren 1992 und 2003 verdeutlicht, dass Deutschland in der europäischen Wohlstandsskala in diesem Zeitraum deutlich abgerutscht ist. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die mit den in jeden Jahr neu berechneten Kaufkraftparitäten konvertierten Pro-Kopf-Einkommen zwar für einen regionalen Vergleich innerhalb eines Jahres, nicht jedoch für eine Analyse im Zeitablauf, also für den Vergleich zwischen verschiedenen Jahren geeignet sind. Dieser Sachverhalt liegt unter anderem darin begründet, dass die Warenkörbe für den Kaufkraftvergleich praktisch jedes Jahr neu zusammengestellt und zudem mit den aktuellen Verbrauchsgewohnheiten neu gewichtet werden. Veränderungen der Platzierungen im Zeitverlauf können daher auch deshalb auftreten, weil sich die relativen Preis- oder die Nachfragegewichte in den einzelnen Ländern von Jahr zu Jahr verändern.

Umrechnung mit Kaufkraftparitäten zu einem konstanten Basisjahr

Dieser Effekt kann ausgeschaltet werden, indem die nationalen Pro-Kopf-Einkommen mit Kaufkraftparitäten eines festen Basisjahres konvertiert und diese Ergebnisse jedes Jahr mit den realen Wachstumsraten aus den nationalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen extrapoliert werden. Der Einkommensvergleich erfolgt dann anhand einer im Zeitablauf konstanten Preisstruktur. Veränderungen des auf diese Weise konvertierten Pro-Kopf-Einkommens resultieren deshalb alleine aus Veränderungen der realen Wirtschaftsleistung eines Landes. Allerdings hat auch diese Methode einen Nachteil: Die Kaufkraftparitäten des Basisjahres weichen – trotz der Extrapolation mit der realen Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts – im Laufe der Zeit immer stärker von den aktuellen Kaufkraftparitäten ab. Bei überschaubaren Zeiträumen und nur relativ geringen Änderungen der Nachfrage- oder Preisstrukturen in den betrachteten Ländern fällt dieser Nachteil allerdings nicht besonders stark ins Gewicht 2).

Sowohl die OECD als auch Eurostat haben Pro-Kopf-Einkommen mit konstanten Kaufkraftparitäten für das Basisjahr 1995 berechnet. Doch auch bei Zugrundelegung dieser Daten ist Deutschland im europäischen Einkommens-Ranking vom dritten Platz 1992 langsam aber kontinuierlich auf den elften Platz im Jahr 2002 zurückgefallen 3). Im Unterschied zur Analyse mit laufenden Kaufkraftparitäten liegt in der Berechnung mit konstanten Kaufkraftparitäten das deutsche Pro-Kopf-Einkommen 2002 allerdings noch geringfügig über dem EU-Durchschnitt.

Der mehrjährige Vergleich zeigt, dass innerhalb der EU kein anderes Land eine so starke Verschlechterung der relativen Einkommensposition hinnehmen musste wie Deutschland. Im Gegenteil: Mit Irland gibt es sogar eine europäische „Erfolgsstory“. Dank eines enormen Wachstumsbooms konnte sich Irland von 1992 bis 2000 vom 13. Platz auf den zweiten Platz vorarbeiten und diese Position seither halten.

Fazit

Die seit 1993 deutlich sichtbare Wachstumsschwäche der deutschen Volkswirtschaft hat auch zu einem Abrutschen der Bundesrepublik im europäischen Wohlstandsranking geführt. Dieses Ergebnis sollte ein Weckruf für Politik und Bürger hier zu Lande sein. Deutschland kann seine relative Wohlstandsposition in Europa nur halten bzw. wieder verbessern, wenn es auf einen höheren Wachstumspfad zurückfindet. Die Schaffung günstigerer Wachstumsbedingungen muss in der gegenwärtigen Situation daher das oberste Ziel der Wirtschaftspolitik sein.

Ein höheres Wirtschaftswachstum ist mittelfristig aber nur durch tief greifende Strukturreformen möglich, die zu besseren Leistungsanreizen und mehr Spielraum für privates Engagement führen. Im Gegenzug muss der Staat die von ihm besetzten Tätigkeitsfelder, wo immer dies möglich ist, für die Privatwirtschaft und eine größere Eigenverantwortung der Bürger räumen. Das gilt auch im Bereich der sozialen Sicherungssysteme, die in ihrer derzeitigen Ausgestaltung den demografischen Herausforderungen nicht gewachsen sind.

Nur wenn diese Aufgaben zügig abgearbeitet werden, kann Deutschland sein relatives Wohlstandsniveau verteidigen. Die „Agenda 2010“ ist auf diesem Weg ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es wäre jedoch fatal, wenn nach diesem Schritt in der Wirtschaftspolitik nun schon wieder Bewegungslosigkeit einkehren würde: Ein Stillstand bei den unvermeidlichen Reformen wird unzweifelhaft zu einem weiteren Rückfall im Wohlstandsranking führen.

http://www.bdb.de/index.asp?channel=...typ=1&tid=1402
__________________
Es grüßt euch
Udo

Sei immer ehrlich zu deinem Nächsten, auch wenn er es nicht gerne hört

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