Happy Birthday, Micky !
Sie ist klein, schwarz, trägt seit ihrer Geburt die gleiche rote Hose und hat trotz eines dreiviertel Jahrhunderts noch keine einzige Falte in ihrem lachenden Gesicht: Micky, die bekannteste Maus der Welt, wird heute 75 Jahre alt - und blickt auf ein monumentales Lebenswerk zurück. Die kleine Figur mit den Riesenohren ist der Star von mehr als 120 Filmen, Tausenden von Comics und hat die Entstehung eines der mächtigsten Unterhaltungsimperien der Welt erst möglich gemacht. Ohne Micky wäre der Name Walt Disney heute wahrscheinlich völlig unbekannt. Und nebenbei ist die Maus heute berühmter als ihr "Vater" Walt - in einer Reihe mit Donald Duck und Superman, mit Elvis Presley, John F. Kennedy und Marilyn Monroe. Heute vor genau 75 Jahren tobte die Maus zum ersten Mal durch ein Kino - als kurzer Vorfilm in schwarz-weiß.
Um die Geburt der epochalen Maus ranken sich viele Legenden. Gesichert scheint jedoch zu sein, dass Walt Disney, der damals 26-jährige Eigner einer kränkelnden Trickfilmfirma, die Figur auf einer langen Zugfahrt von New York nach Los Angeles ersann. Die Maus wurde aus der Not geboren. Denn in New York hatte Disney sich mit seinen Geldgebern überworfen und ihnen dabei das "glückliche Kaninchen Oswald" abtreten müssen. Nun brauchte er dringend eine neue Figur. Er sei auf die Maus gekommen, weil dieses Tier sympathisch sei, obwohl "alle Angst vor einer Maus haben, darunter auch ich selbst", erzählte Disney später. Sein neues Geschöpf wollte er "Mortimer" nennen. Doch seine Frau Lilian fand den Namen zu umständlich und schlug "Micky" vor. Zurück im Studio stürzte sich Disney zusammen mit seinem Chefzeichner Ub Iwerk sogleich in das Maus-Projekt. Zwei kurze Stummfilme mit Micky entstanden ("Fliegerwahn" und "Gaucho im Galopp"), die aber zunächst nur in geschlossener Gesellschaft vorgeführt wurden. Mit "Steamboat Willie", dem ersten vertonten Zeichentrickstreifen der Filmgeschichte, hatte die Maus dann endlich ihr öffentliches Debüt. Die Premiere dieses Vorfilms am 18. November 1928 im New Yorker Colony Theatre gilt deshalb als Mickys offizielles Geburtsdatum.
Die wilden Anfangsjahre
Mickey Mouse (Bild: Walt Disney Company)
In "Steamboat Willie" spielt Micky den Matrosen eines Mississippi-Dampfers. Der gewiefte Mäuserich in den kurzen Hosen begeisterte Publikum und Kritik, und Micky wurde im Nu zur Kultfigur. Viele Eltern waren allerdings empört über das rüpelhafte Benehmen der Maus und forderten von Vater Walt eine strengere Erziehung. Disney gehorchte und zähmte seinen Micky. Auch äußerlich wurde die Figur im Laufe der Jahre putziger, die Hüften wurden runder, die Augen bekamen lachende Pupillen und die Hände feine weiße Handschuhe.
Das Universal-Genie
Micky erwies sich als ein Tausendsassa, der vom Feuerwehrmann bis zum Cowboy, vom Erfinder bis zum Detektiv, vom Klempner bis zum Dirigenten so ziemlich alles spielen konnte. Eine seiner berühmtesten Rollen hatte er 1940 als Zauberlehrling in "Fantasia" - der Film galt wegen seiner innovativen Tricktechnik, seiner prächtigen Technicolor-Farben und der klassischen Musik im Stereoton als bahnbrechend. Was viele nicht wissen: Bis in die 40er Jahre verlieh Walt Disney selbst seiner Maus die Stimme. Anfangs konnte Micky nur quietschen, piepsen, winseln und brummen, doch er lernte schnell sprechen. Seine ersten Worte sprach er 1929 als Würstchenverkäufer. Sie lauteten: "Hot Dog". Es waren allerdings weniger die Dialoge als die Farben und Bewegungen, die die Zuschauer fesselten.
Zwei neue Spielfilme in der Mache
Mickey Mouse (Bild: Walt Disney Company)
Seit den 40ern verlor Micky auf der Leinwand an Zugkraft und wurde von den anderen Disney-Figuren Donald Duck und Goofy überholt. Trotzdem blieb die Maus allgegenwärtig - in Comics, im Fernsehen als Gastgeber des "Micky-Maus-Clubs", als Ikone des Disney-Imperiums, die auf Hemden und Mützen, Uhren und Telefonen prangt und die Besucher der Disney-Parks in Kalifornien und Florida, Paris und Tokio begrüßt. Rund um seinen 75. Geburtstag erlebt Micky nun einen neuen Karriereschub, der von der Marketingabteilung seines Konzerns kräftig gefördert wird. Die Maus auf Seidenhosen, Gürtelschnallen und Portemonnaies gehört zum modischen Schick des Jubiläumsjahrs, alte Comics werden neu aufgelegt und nächstes Jahr sollen zwei neue Micky-Spielfilme als Videos herauskommen.
No Sex, no Drugs and no Rock'n'Roll
Die zeitlose Attraktivität der Figur lässt sich wohl am ehesten mit ihrer Harmlosigkeit erklären. Nach einem Erfolgsrezept, das sich auf die Formel "No Sex, no Drugs and no Rock'n'Roll" bringen lässt, versetzte Micky letztlich niemanden in Schrecken. Disney selbst, der 1966 starb, sagte über seine Super-Maus: "Wir haben ihn nicht zum Sprachrohr von Frustrationen oder scharfer Satire gemacht. Micky war einfach eine kleine Persönlichkeit, die für Gelächter sorgen sollte". Das ist ihr gelungen, 75 Jahre lang. Happy Birthday, Micky!
Mickey hat Geburtstag!
