ich hab mal was von Mathias Onischka vom Jahresanfang rausgekramt. Ist ja auch mal ganz interessant was so ne jahresprognose hergibt:
Elliottwaves JAHRESAUSBLICK 2006 DAX
Rückblick Jahresprognose 2005
An gleicher Stelle wurde vor 12 Monaten folgender Grobfahrplan für das vergangene Jahr skizziert: „Verluste im ersten Quartal. Gewinne im zweiten und dritten Quartal. Top gegen Jahresende (ggf. zum Jahreswechsel 2005/2006). Danach erst deutliche Kursverluste.“ Als Jahrestop wurde für den Jahresschluss eine Kursspitze bei rund 5.000 Punkten erwartet.
Abbildung 1: Jahresprognose 2005
Bewertung: Ja, das erste Quartal war schwach. Ja, bis Jahresende ging es nach oben. Allerdings lief der Dax signifikant über das Kursziel; Ende Dezember wurden fast 5.500 Punkte erreicht. Zudem wurde insbesondere in den kürzerfristigen Analysen bereits das Top im August/September/Oktober als mittelfristig belastbarer Hochpunkt diskutiert. Die Trenddynamik und die Dimensionierung der Jahresendrallye standen weder auf dem Fahrplan, noch wurde er anhand der kurzfristigen Muster abgeleitet, was natürlich einen großen Schatten auf die allgemeine Jahresprognose 2005 wirft.
Lang- und mittelfristige Charttechnik
Dem ursprünglich für Ende 2005 erwarteten Top lag ein langfristig komplexer Wavecount zugrunde. Zentral sind hierbei vor allem die Kursmuster von März 2003 bis April 2004. Zwar besteht dieser dynamische Anstieg aus Einzelimpulsen, jedoch lässt sich kein vernünftiger Impulscount einzeichnen, der auch für eine übergeordnete Welle |1| verwendbar wäre. Aus diesem Grund werden die gesamten Kursgewinne seit Anfang 2003 als langfristige Korrekturbewegung abgezählt.
Auf Sicht von 2-4 Jahren hat dies eine bedeutsame Konsequenz: Der Dax wird eine mittelfristige große Baissewelle ausbilden. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass dabei die Lows von Anfang 2003 unterboten werden, aber ein Rücklauf bis zum 62%-Retracement ist charttechnisch kein Problem, was Kursen bis unter 3.500 entspricht. Obwohl laut Wavecount die Bäume nicht (weiter) in den Himmel werden, kann von zweierlei Seiten Entwarnung gegeben werden: Einerseits ist keineswegs gesagt, dass der Dax sofort und aus dem Stand fällt (vielmehr ist eine mittelfristige Umkehrformation nötig), und andererseits wird die Trenddynamik einer solchen Abwärtswelle nicht sehr hoch sein. Dies bedeutet, dass der Dax „langsamer“ fällt, als er gestiegen ist.
Abbildung 2: Weekly-Chart Dax
Vonseiten des Wavecounts sind aufgrund der jüngsten Ausdehnung einige Anpassungen im kurzfristigen Label notwendig. Bisher wurde eine Sequenz von Zigzag-Wellen unterstellt. Einer Impulswelle seit August 2004 stand immer der erste Anstieg Februar/März entgegen, der aus Zigzag-Wellen besteht. Mittlerweile ist eine solche, sonst sehr seltene, Welle (1) als Diagonal Triangle (und das noch ohne Wellenüberschneidung) viel harmonischer, als ein Triple-Zigzag oder zwei zusammengesetzte Double-Zigzag. Auch bei anderen, mit dem Dax eng korrelierenden Indizes ist die Impulsstruktur erkennbar.
Letztlich spielt es für die Prognose keine große Rolle, wie man den Anstieg seit Sommer 2004 abzählt.
Das wahrscheinlichste Szenario ist immer noch eine große Korrekturwelle |C|, was die bereits beschriebene Baissebewegung für 2006 und ggf. 2007+ impliziert. Zugleich sind damit auch die Gewinnchancen reduziert, zumal die Idealkursziele signifikant überschritten wurden. Kursziele lagen bei rund 5.000, 5.380, sodass nur noch die rechnerischen Retracements bei 5.960 und 6.930 übrig bleiben.
Von einer mittelfristigen Trendwende kann charttechnisch erst dann gesprochen werden, wenn der Dax den intakten Haussetrend durchbricht und/oder das letzte große Top unterschreitet. Der entsprechende Support liegt bei 5.140 und ist recht weit entfernt. Obwohl kurzfristig eine klare Überhitzung erkennbar ist, kann eine mehrmonatige Ausdehnung nach oben nicht ausgeschlossen werden, so lange der Dax über 5.140 notiert.
Im Tageschart kann man gut erkennen, dass seit Ende Oktober die Impulswelle (5) ausgebildet wird. Das favorisierte Szenario ist ein Abschluss dieser Aufwärtswelle in den 1-3 Wochen. Ein weiteres Zwischenhoch bis in den oberen 5.500-er Bereich ist durchaus denkbar, aber gehört eindeutig zur „Kür“. Ideal wäre das Jahrestop im Januar, sodass der Dax anschließend nach unten blickt. Zyklisch fällt dieses Jahr in die Herbstmonate (Ende Oktober / Anfang November) ein langfristig bedeutsames Low, sodass eine Abwärtsbewegung bis zum Herbst sehr wahrscheinlich ist.
Abbildung 3: Daily-Chart Dax
Allerdings wird es zum Großteil auf eine volatile Seitwärtsbewegung bis in die Sommermonate hinauslaufen. Es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass der Dax im ersten Halbjahr innerhalb des mittelfristigen Haussetrends bleiben wird. Die wahrscheinliche Tradingrange der ersten 8 Monate ist 5.000-5.500 Punkte. Zwar wird der Rückschlag (1. Quartal) im ersten Moment heftig erscheinen, letztlich ist eine Seitwärtskorrektur das wahrscheinlichste Szenario, sodass prinzipiell sogar ein charttechnisches Double-Top möglich ist.
Erst im 3. Quartal rücken im Rahmen einer Welle (C) signifikantere Kursverluste auf die Tagesordnung. Das Kursziel liegt bei 4.675 Punkten. Ein kleiner Sell-Off bis knapp 4.200 wäre ideal, ist aber vorab nicht prognostizierbar, auch wenn dies sehr gut zu dem langfristig zyklischen Low im Oktober passen würde.
Abbildung 4: Daily-Chart WDG (MSCI Deutschland in USD)
Technisches Alternativ-Szenario: Die Prognose ist unterm Strich also leicht bärisch. Der beschriebene Verlauf unterstellt aber, dass der Dax im Zuge der Korrektur vom Januar/Februar unter 5.140 Punkte fällt. Sollte der Dax hier oder leicht darüber wieder nach oben abdrehen, ist chart- und wellentechnisch die Börsenampel wieder auf grün. Bis August sind dann in mehreren Einzelschritten Kursgewinne bis 6.000 realistisch; erst ab Juli/August gibt es einen kräftigen Downmove. Dieses alternative Szenario ist aber eindeutig zweite Wahl, da die darin enthaltene Hauptantriebswelle (3) von |C| unharmonisch ausfällt und eine zeitlich solch lange Übertreibung äußerst selten ist.
Kurzfristig: Zu den kurzfristigen Mustern sollen an dieser Stelle gar nicht so viele Worte verschwendet werden. Für den Jahresausblick ist es nämlich unerheblich, ob man das Top vom 29.12. als Welle 3 von (5) oder 5 von (5) abzählt. So lange der Dax jedenfalls über 5.350 notiert, ist ein weiterer kleiner Anstieg (Double-Top) nicht ausgeschlossen. Die erste Januar-Woche wird sehr volatil ausfallen – in beide Richtungen. Dies ist aber keineswegs überraschend, sondern war schon seit Mitte Dezember absehbar.
Markttechnik: Man kann den Aussagegehalt der Markttechnik wiefolgt verdichten: Auf Wochenbasis ist noch etwas Luft für weitere Kursgewinne. Auf Tagesbasis hingegen, ist eine deutliche Überhitzung vorhanden. Entweder wird durch eine mehrwöchige Abwärtsbewegung sofort korrigiert, oder nach einer Seitwärtsbewegung Ende Januar, die zu glasglaren Divergenzen führt.
Abbildung 5: Daily-Chart Dax mit Markttechnik
Jahresprognose 2006
Gleich zu Jahresbeginn steht das Jahrestop auf der Agenda. Die ersten drei Quartale werden von einer Seitwärtsbewegung zwischen rund 5.000-5.500 Punkten dominiert. Sehr holprig dürfte es von Juli bis November werden, wo ein kräftige Abwärtskorrektur bevorsteht. Obwohl charttechnisch Verluste bis 4.200 denkbar sind, liegt das Kursziel „nur“ bei 4.675. In den letzten beiden Monaten ist eine Jahresendrally wahrscheinlich, sodass auf Jahressicht das Minus gering ausfällt.
Eine wichtige Bestätigung dieses Szenarios ist der Move unter 5.140 Punkte.
Abbildung 6: Jahresprognose 2006 Dax