Experten warnen vor verfrühter Börsen-Euphorie
Von Karsten Stumm
09.05.2009
Aufschwung an den Börsen: Der Dax hat in wenigen Wochen gut 30 Prozent an Wert gewonnen. Jetzt drängen Großinvestoren mit Macht zurück in den Markt, aus Angst, den Boom zu verpassen. Experten halten die Hausse allerdings für einen Zwischenspurt - und warnen vor dem nächsten Crash.
Hamburg - Es geht steil aufwärts an den Börsen: Der Dax schloss
am Freitagabend bei 4913 Zählern - und steht damit erstmals wieder höher als zu Beginn des Jahres. Mehr als 30 Prozent hat der Deutsche Leitindex seit Anfang März zugelegt. Er übertrifft die Aufwärtsbewegungen anderer Aktienmärkte damit deutlich. Zuletzt wuchs der Dax sogar schneller als der US-Index Dow Jones.
Der Dax nähert sich damit der
5000-Punkte-Marke. Sobald er diese durchbricht, könnte sich der Aufschwung am deutschen Finanzmarkt sogar noch verstärken. Viele Anleger könnten dann frischen Mut fassen und wieder vermehrt Aktien kaufen. Aus technischer Sicht könnte der Aufschwung sogar schon bei 4976 Punkten beginnen - börsenstatistisch ist das ein Wert, ab dem viele wieder in den Markt einsteigen.
"Das Gefühl der Anleger hat sich in den vergangenen Wochen verändert", sagt Trudbert Merkel, Manager des Deka-Fonds bei der Sparkassentochter Deka Investment. "Von tief besorgt über die Wirtschaftslage der Republik noch im März hin zu einem bisschen Zuversicht im Mai, korrespondierend mit der Stabilisierung der Konjunkturfrühindikatoren."
Die deutschen Exporteure verzeichneten ihr erstes Umsatzplus seit sechs Monaten, die deutsche Industrie hat im März zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder mehr Aufträge erhalten. Auch der Stresstest für US-Banken fiel vergleichsweise glimpflich aus.
Großanleger mit Nachholbedarf
Entsprechend reagieren die Anleger: "Die Investoren beginnen umzupositionieren - von extrem vorsichtig mit historisch gesehen sehr hohen Anleihenquoten zu etwas optimistischeren Depotzusammenstellungen mit etwas höheren Aktienanteilen. Deshalb steigen derzeit die Aktienkurse", sagt Merkel.
Getragen werde der Trend zu risikolastigeren Anlagen nicht zuletzt durch den Nachholbedarf großer Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen, berichten Frankfurter Aktienhändler. Die hätten ihre Depots vielfach noch besonders konservativ geführt. Jetzt schichteten die ersten Riesen um - und gäben dem Markt zusätzlich Schwung.
Zusätzlich verstärkt wird der Aufschwung offenbar dadurch, dass sich der Wechsel aus Kauf- und Verkaufzyklen in der Finanzkrise deutlich beschleunigt hat. "Der Druck zur Anpassung ist derzeit offenbar größer als in vergangenen Konjunkturzyklen", sagt Max Holzer, der die Asset Allocation der Union Investment leitet; sie ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken.
"Wir rechnen damit, dass die Aufwärts- und Abwärtsphasen des Wirtschaftslebens insgesamt kürzer und deutlicher ausfallen werden als in der Vergangenheit." So drängten in relativ kurzer Zeit vergleichsweise viele Investoren auf den Markt.
"Das Gefühl der Versicherer unter Zeitdruck bei der teilweisen Neuanlage zu stehen, steigt wahrscheinlich mit jedem Blick auf ihre Depots", sagt Raimund Saxinger, Fondsmanager bei Frankfurt Trust, der Fondsgesellschaft der BHF-Bank. "Anhand der Kurse ihrer Absicherungsinstrumente für die derzeit gehaltenen Aktien sehen sie, wie die theoretisch möglichen Gewinne aus dem aktuellen Aufschwung für sie mit jedem Tag des Zögerns kleiner werden."
Risikoscheue und Rückschlagsgefahr
Die große Wende scheint der Dax dennoch nicht geschafft zu haben. Zu unsicher bleibt die Wirtschaftsentwicklung, als dass die Börse davon unbeeindruckt bleiben wird.
Ökonomen rechnen mit einem sehr langsamen Konjunkturaufschwung und wachsender Arbeitslosigkeit.
"Die Risikoscheu der Anleger ist höher als in der Vergangenheit - und so werden auch in der Phase der Neupositionierung Alternativen zu Aktien erwogen, beispielsweise Unternehmensanleihen", sagt Union-Investment-Experte Holzer.
Ab einer Dax-Spanne zwischen 5200 und 5500 Punkten bestehe dann auch die Gefahr, dass die Kurse wieder sinken - nicht zuletzt, wenn die Unternehmensgewinne in den kommenden zwölf Monaten nochmals um 10 bis 15 Prozent niedriger als jetzt schon ausfallen sollten.
"Sollten die Konjunktur bis zum Erreichen dieses Kursbandes zwischen 5200 und 5500 Dax-Punkten nicht so nachgezogen sein, droht ein Rückschlag am Aktienmarkt", sagt Deka-Fondsmanager Merkel. "Und der", ergänzt Frankfurt-Trust-Fondsmanager Saxinger, "kann deutlich ausfallen."
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Auszug aus
http://www.handelsblatt.com/finanzen...noch;2269937;2
Der Beobachter warnt: "Auf Angst folgt Gier." Vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Situation falle es ihm schwer, daran zu glauben, dass die aktuelle Aktienmarktrally bereits die endgültige Wende eingeleitet hat. Herdack sieht
eine historische Parallele zur Jahrtausendwende: Nach dem Platzen der 2000er-Technologieblase gewann der Dax zwischenzeitlich ebenfalls 50 Prozent an Wert, bevor er dann noch einmal neue Tiefstände markierte. "Eine solche Reaktion können wir uns auch diesmal vorstellen."
DAX:
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ABER:
May 8, 2009
Emerging-market equity funds saw inflows of $4 billion in the week ended May 6,
the largest weekly inflow since early December and the eighth largest on record.
Können all diese Leute irren?
Emerging markets are on fire -- China, Brazil, and India in particular, each up 60% or more from their lows...
iShares MSCI Emerging Markets Index