Jo, so sehen es auch viele Experten.
Daher für mich die Kursverluste auch etwas übertrieben.
Hier ein aus meier Sicht sehr treffender Artikel - leider mit einem negativen touch als Aufhänger...
26.09.2005
Finanzaufsicht ermittelt im Porsche-VW-Deal
Zunächst war der Einstieg von Porsche bei VW als Triumph-Nachricht gefeiert worden, doch eine kalte Dusche folgte prompt: Die Finanzaufsicht (BaFin) will den angekündigten Deal unter die Lupe nehmen. "Wir werden uns das genau anschauen", sagte eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Bonn. Bereits im Vorfeld war die VW-Aktie, getrieben von Spekulationen über einen Großinvestor, gestiegen.
Hat Porsche die Nachricht zu spät veröffentlicht?
Die Behörde werde neben dem Aktienhandel vor und nach der Veröffentlichung aber auch prüfen, ob Porsche die Entscheidung, rund 20 Prozent von VW zu übernehmen, zu spät bekannt gegeben hat. Der Sportwagenbauer hatte dies erst am Sonntag bestätigt, obwohl das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bereits am Samstag vorab darüber berichtet hatte.
Historische Allianz
Ungeachtet dessen wird Porsches Engagement beim angeschlagenen Volkswagen-Konzern in die Geschichte der Autoindustrie eingehen: Noch am Freitag hatten Börsianer und Branchenexperten gerätselt, warum die VW-Aktie den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren erreichte. Gerüchte kursierten, der US-Milliardär Kerkorian oder arabische Investoren griffen nach VW, doch die wahren Strippenzieher saßen rund 540 Kilometer von der niedersächsischen Provinz entfernt in Stuttgart-Zuffenhausen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der mächtige Clan-Chef Ferdinand Piech haben heimlich, still und leise einen Drei-Milliarden-Euro-Deal eingefädelt, der in der Branche schon jetzt als Sensation gilt.
Es wurde lange daran gebastelt
Noch vor wenigen Tagen auf der Automesse IAA hatte Wiedeking der Konkurrenz Sand in die Augen gestreut und erzählt, Porsche gehöre noch immer zu den kleinen Herstellern, wolle nicht übermütig werden und seine ganze Kraft in die Entwicklung der vierten Baureihe "Panamera" stecken. Wie sich nun herausstellte, bastelten Piech und Wiedeking aber schon lange daran, dass die kleine, aber hoch profitable Sportwagenschmiede dem global aufgestellten Konzern unter die Arme greift und vor einer feindlichen Übernahme schützt.
Zwei ungleiche Partner
Vom Absatz gesehen ist der Stuttgarter Premiumhersteller im Vergleich zum Massenanbieter VW tatsächlich ein Zwerg: Im vergangenen Geschäftsjahr verkaufte Porsche rund 88.000 Fahrzeuge - der VW-Konzern kam auf fünf Millionen. Beim Umsatz erwirtschaftet VW mehr als 13 Mal so viel wie Porsche - doch beim Vorsteuergewinn liegt Wiedeking mit rund 1,1 Milliarden Euro auf Augenhöhe mit VW-Chef Bernd Pischetsrieder.
VW-Investition wird sich rechnen
Für Wiedeking und Piech stellte sich angesichts milliardenschwerer Rücklagen und glänzender Geschäftsaussichten wohl die Frage, was man künftig mit dem vielen Geld anfangen sollte. Der "Spiegel" berichtete unter Berufung auf die von Wiedeking eingeschalteten Investmentbanker von Merrill Lynch, dass sich die VW-Investition für Porsche durchaus rechnen werde.
Gewinn genau so hoch wie bei einer reinen Anlage
Denn Dividendeneinnahmen aus Industriebeteiligungen sind zu 95 Prozent steuerfrei: Schon bei der derzeit gezahlten VW-Dividende von 1,05 Euro je Stammaktie würde Porsche netto genauso viel verdienen wie bei einer reinen Anlage der drei Milliarden Euro an den Kapitalmärkten. Und gelingt bei VW unter Federführung von Wolfgang Bernhard die Sanierung, wird die Dividende künftig voraussichtlich deutlich höher ausfallen.
Einstieg strategische Antwort
Zugleich betonte Wiedeking, der Einstieg sei auch eine "strategische Antwort" auf das Risiko, das VW nach dem erwarteten Wegfall des gleichnamigen Gesetzes, das vor einer feindlichen Übernahme schützt, zu einem Spielball von Finanzinvestoren werden könnte. Dieses Szenario wäre auch eine Gefahr für Porsche, da VW als Lieferant an rund einem Drittel des Porsche-Absatzes beteiligt ist. Der Porsche-Geländewagen Cayenne teilt sich die Plattform mit dem VW Touareg. Zudem wollen beide Unternehmen gemeinsam einen Hybrid-Antrieb entwickeln.
Eine bärenstarke Aktion
Nach Ansicht von Branchenkennern hat VW-Aufsichtratschef und Porsche-Gesellschafter Ferdinand Piech im Herbst seiner Karriere eine strategische Meisterleistung eingefädelt. "Das ist eine bärenstarke Aktion von ihm. Er kann seinen Großvater ehren, VW vor einer Übernahme schützen und hat Porsche eine gute Geldanlage beschert", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Piech setzt eigenes Denkmal
Piech, der Enkel des Erfinders des VW-Käfers, Ferdinand Porsche, war in den vergangenen Jahren häufig kritisiert worden. Er investierte in seiner Zeit als VW-Chef (1993 bis 2002) Milliardensummen in den Kauf von Nobelmarken (Bugatti, Bentley) und in die Produktion des Oberklassenmodells Phaeton, mit dem er Mercedes und BMW angreifen wollte. Der Phaeton wurde ein Flop. Bereits vor vier Jahren hatte Piech versucht, die Porsche-Gesellschafter zu einem strategischen Einstieg bei VW zu bewegen. Damals wollten die Familien diesen Schritt noch nicht wagen. Jetzt hat sich Piech mit diesem Coup sein eigenes Denkmal gesetzt.
Die Aktien der Autokonzerne fallen
Der Einstieg von Porsche bei VW schmeckt dem Aktienmarkt dagegen nicht. Die Aktien des Sportwagenbauers fielen zum Handelsauftakt um mehr als ein Zehntel. Auch die Volkswagen-Aktien eröffneten im freundlichen Marktumfeld im Minus: Sie gaben zunächst um knapp ein Prozent nach.
Quelle: t-online