Erst einmal ein Dankeschön an alle, die meinen Analysen über so lange Zeit lesender Weise die Treue gehalten haben.
Und ich hoffe, dass meine Beiträge auch weiterhin kritische und zustimmende Resonanz finden werden.
Durch meine musikalischen Aktivitäten, u.a. Kompositionsaufgaben, Chorleitung und Konzerte, war meine Zeit in den letzten Wochen leider besonders eingeschränkt. Nun hoffe ich aber, das Board wieder im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten mit meinen Analysen bereichern zu können.
Zur aktuellen Situation:
Der S&P 500 als marktbreiter US-Index zeigt, wie sich in den letzten Wochen seit Oktober 2004 kein sauberer Aufwärtstrend ausbilden konnte. Erst bildete sich ein bearisch zulaufender, danach ein sich bearisch verbreiternder Keil aus. Das legt die Vermutung nahe, dass wir es bei den Konsolidierungskerzen der letzten drei Handelstage direkt oberhalb des EMA(50) mit einer Bearflag zu tun haben, die weiteren Kursverfall nach sich zieht. Unterstützt wird diese Vermutung durch bearische Indikatorendivergenzen. Ein Kursziel sehe ich bei etwa 1160 Punkten. Das liegt immer noch oberhalb der Oberkante des Abwärtstrends der 2004-Konsolidierung, bietet also nachfolgend durchaus noch bullisches Kurspotenzial.
Interessant ist auch die Entwicklung im Halbleiterindex $SOX. In den vergangenen Monaten waren der Bruch von Trendlinien in Verbindung mit vorangehenden entsprechenden Divergenzen in den Indikatoren gute Orientierungshilfen über die zukünftige Marktentwicklung - auch diesmal ? Immerhin ist der Index viermal an der Überwindung des Tages-MA(200) gescheitert und prallt nach unten ab.
Der Nasdaq 100 zeigt das große aktuelle Konsolidierungspotential, ungeachtet dessen das übergeordnete Chartbild immer noch positiv bleibt. Bereits Anfang Dezember wurden hier in mehreren Indikatoren Trends gebrochen, deren Bestätigung im realen Chart noch nicht stattgefunden hat.
Die Bollinger-Bänder haben sich bereits sehr stark verengt (siehe auch den unteren Indikator, "Weite der Bollinger Bänder") - dies kann dem aktuellen Ausbruch nach unten zusätzliches Momentum verschaffen.
Auch in den Indikatoren lassen sich Trendlinien zur Entscheidungsfindung gut heranziehen - umso besser, je mehr Trendberührungspunkte vor einem Trendbruch vorliegen, ggf. unterstützt durch divergente Signale ihrer eigenen Indikatoren. So aktuell z.B. im Indikator "Neue Hochs - neue Tiefs - Verhältnis", der auch das letzte Hoch im Nasdaq-Index nicht mehr bestätigte
oder noch deutlicher im folgenden Indikator:
Ein Blick auf den Indikator, der die Anzahl von Nasdaq-Aktien oberhalb ihrer 200-Tages-Linie misst:
Nach dem untypischen Seitwärtsaustritt aus einem bearischen Keil folgte mit Verspätung die negative Entwicklung nun umso deutlicher. Erstmals seit August wurde das untere Bolingerband wieder unterschritten. Das letzte Hoch wurde im MACD nicht mehr bestätigt, der Aufwärtstrend im MACD jetzt gebrochen.
Eine erste Zielzone liegt bei oder knapp oberhalb der 1000-er Marke des Indikators.
Noch eine langfristige Beobachtung: gegenwärtig überwiegen die Vermutungen einer länger andauernden Börsenerholung. Dies ist keineswegs sicher - es hängt davon ab, ob wir aktuell die Ausbildung eines aufsteigenden Dreiecks (positiv, teilweise in SKS-Varianten) oder eines aufsteigenden bearischen Keiles (negativ) im Monatschart haben - es sieht bei den Indizes unterschiedlich aus. Hier der Chart des Nasdaq 100 (die letzte rote Kerze ist nicht voll zu bewerten, da der Monat erst begonnen hat). Die Verengung des Bollingerbandes im Monatschart ist so auffällig wie seit 10 Jahren nicht mehr und legt die Vermutung nahe, dass eine Entscheidung auf mehrmonatige Sicht innerhalb der nächsten Wochen fallen wird.
Fazit: Ich rechne mit einer kurzfristigen Fortsetzung der Konsolidierung auf Sicht von ca. 14 Tagen. Danach ist durchaus eine positive Entwicklung an den Börsen möglich. Eine langfristige Entscheidung ist noch nicht gefallen, steht aber auf Sicht von etwa 8 Wochen an.
Schöne Grüße von jonathan_pinn