Hi, also mein Sohn hat die Kopie Null Komma nix hingekriegt.
Hier also das angekündigte Ergebnis zur Diskussion freigegeben.
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für Sie an der Börse-
Auswertung Depotcheck
In den letzten Wochen wurde uns eine große Anzahl von verschiedenen Wertpapierdepots
eingereicht. Die Ergebnisse sind eindeutig und zeigen die typischen, strategischen Mängel:
• ausschließliche Konzentration auf deutsche Werte oder Technologieaktien
• Modetrends werden favorisiert (China, Indien, Russland, Hedge Fonds)
• zu hohe Gewichtung einzelner, oft hochspekulativer Aktien
• zu häufige Umschichtung der Depotwerte und damit verbunden hohe
Transaktionskosten
• fehlende Erfolgskontrolle (willkürliche Zusammenstellung des Depots ohne
erkennbare Strategie)
Wir haben nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst:
Unvernunft ist eher die Regel
„Behavioral Finance“ nennt man die verhaltensorientierte Kapitalmarkttheorie. Ihren
Ursprung findet diese in den Arbeiten der amerikanischen Psychologen Amos Tversky und
Daniel Kahnemann. Daniel Kahnemann und Vernon Smith erhielten für ihre Arbeiten 2002
den Wirtschaftsnobelpreis. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, das typisierende
Menschenbild vom „Homo Oeconomicus“, dem stets rational abwägenden Eigennutz-
Maximierer, anzukratzen – und damit das grundlegende Fundament der
Wirtschaftswissenschaften in Frage gestellt.
Die herkömmlichen ökonomischen Theorien beruhen einseitig auf rationalem
Urteilsvermögen. Unbewusste Prozesse oder Einflüsse gesellschaftlicher Normen auf
Entscheidungen blenden diese dagegen aus. Ausgangspunkt dieser Beobachtungen ist die
Erkenntnis, dass menschliches Verhalten sehr oft strengen Rationalitätskriterien zu
widersprechen scheint. In experimentellen Untersuchungen fanden die beiden neue,
psychologisch fundierte Erkenntnisse. Ihr berühmtester Nachweis dafür, wie scheinbar
irrational Entscheidungen unter unsicheren Bedingungen zu Stande kommen, lieferte ihr
Glücksrad-Test: Probanden ermittelten am Glücksrad eine Zahl und wurden anschließend
gefragt, wie viele afrikanische Staaten Mitglied der UNO seien. Das bemerkenswerte
Ergebnis: Wer eine hohe Zahl gezogen hatte, tippte im Durchschnitt auf mehr
Mitgliedsstaaten.
Was bedeuten diese Erkenntnisse für Anleger?
Investoren an den Börsen verhalten sich oft so, folgen mentalen Faustformeln und
einfachen Regeln. Das macht plausibel, warum sich das Marktgeschehen so selten allein mit
harten ökonomischen Daten und Fakten erklären lässt. Es werden sehr viele absurde
Zusammenhänge aufgestellt und das Verhalten ist überwiegend irrational. Die häufigsten
Fehler der Investoren:
Während im realen Wirtschaftsleben Sonderangebote - und damit verbunden tiefere
Preise - Kunden anlocken, machen tiefe Kurse den Anlegern an der Börse eher Angst
und verleiten diese regelmäßig zu Panikverkäufen. Die Statistik zeigt jedoch, dass
nach drei unterdurchschnittlichen Aktienjahren die folgenden fünf bzw. zehn Jahre
außerordentlich und überdurchschnittlich ertragreich waren.
September 2004
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Anleger fühlen sich sicherer, wenn ihr gesamtes Umfeld Aktienkäufen gegenüber
positiv eingestellt ist und laufen steigenden Kursen nach. Das tatsächliche Risiko ist
jedoch in einem euphorischen Umfeld weitaus höher.
Anleger bevorzugen Aktien, die nur einen einstelligen Euro-Betrag kosten, da diese
optisch „billiger“ erscheinen und trauen diesen mehr Kurspotenzial zu.
Viele Investoren haben ausschließlich inländische Aktien im Depot, da sie glauben,
diese besser zu kennen und damit unter Kontrolle zu haben.
Vermeintliche Kenntnisse in bestimmten Bereichen sorgen für eine Übergewichtung
der entsprechenden Sektoren (z.B. Technologie) im Depot. Eine breite Streuung
sorgt langfristig für einen ähnlichen Ertrag und für eine deutlich geringere
Schwankungsbreite (siehe Grafik).
Fast alle Anleger handeln grundsätzlich zu viel und zu hektisch und verursachen
dadurch hohe Transaktionskosten, die langfristig ihre Erträge deutlich schmälern.
Investoren überschätzen oft ihre eigenen Kenntnisse (overconfidence) und machen
für ihre Fehlentscheidungen gerne andere verantwortlich. Ein Lerneffekt tritt daher
kaum ein.
Mangelnde Diversifikation von verschiedenen Vermögensbestandteilen. Anleger
konzentrieren sich - vor allem in Deutschland - zu sehr auf einzelne, vermeintlich
sichere Anlageklassen wie Immobilien oder festverzinsliche Wertpapiere.
Zu kurzfristige Ausrichtung. Aktien sind kurzfristig riskant, langfristig aber
konservative Investments. Bei Anleihen verhält sich dies aktuell – auf einem
historisch tiefen Zinsniveau – eher umgekehrt.
Kaum ein Anleger verfolgt mit seiner Depotzusammenstellung eine Strategie. Das
Depot wird oft willkürlich und mit kurzfristig getroffenen Entscheidungen „aus dem
Bauch heraus“ zusammengestellt.
Nur wenn ein Anleger diese typischen und zu Fehler verleitenden Zusammenhänge für sich
erkennt und umsetzt, tritt ein Lerneffekt ein und es gelingt, die gröbsten Fehler zukünftig zu
vermeiden.
Diversifizieren – aber wie?
Das Deutsche Aktieninstitut empfiehlt auf seiner Website: „Nie alles auf eine Aktie setzen.
Die Anlagemittel sind vernünftig zu verteilen, aber man darf sich auch nicht verzetteln: Ein
Depot sollte aus mindestens fünf, aber auch nicht mehr als zehn verschiedenen Aktien
bestehen. Sind zu viele Aktien im Depot, verliert man leicht die Übersicht. Die laufende
Überwachung ist wichtig, um die Zusammensetzung des Depots der wirtschaftlichen
Entwicklung anzupassen.“ Eine sinnvolle Streuung von Vermögenswerten ist mit lediglich
zehn Einzelaktien natürlich nicht möglich, eine globale Ausrichtung - zur Vermeidung
unnötiger Risiken - schon gar
nicht. Als grobe Richtschnur sollten
Anleger einen möglichst
marktbreiten Index heranziehen.
Es empfiehlt sich, hierfür den von
Morgan Stanley Capital
International berechneten MSCIWorld-
Index zu nutzen, der die
weltweite Marktkapitalisierung so
realitätsnah wie möglich abbildet
(siehe Grafik). Eine alleinige
Konzentration auf deutsche Werte
beispielsweise erhöht das Risiko
eines Wertpapierdepots drastisch.
Die Gewichtung deutscher Aktien
beträgt im weltweiten Vergleich
lediglich 3% (!).
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Gefährliche Selbstüberschätzung
Welche psychologische Ursache steckt hinter den meisten Anlegerfehlern? Menschen neigen
grundsätzlich dazu, sich selbst zu überschätzen. Bei Männern ist diese Eigenschaft – viele
Untersuchungen und Studien belegen dies – noch stärker ausgeprägt. Die modernen
Kommunikationsmöglichkeiten und Quellen zur Nachrichtenbeschaffung verstärken diesen
Trend. Viele Anleger durchkämmen jeden Tag verschiedene Internetseiten nach neuen
Nachrichten, Analysen und Kommentaren zum Markt. Sie glauben, daraus einen
Wissensvorsprung gegenüber anderen Anlegern ableiten zu können, was jedoch nicht der
Fall ist. So erklärt sich auch, dass 80 Prozent der männlichen Amerikaner ihre soziale
Kompetenz als oberhalb der Mitte einstufen oder dass über 90 Prozent der männlichen
Deutschen sich für überdurchschnittliche Autofahrer halten. Dass sie sich köstlich über diese
Umfrageergebnisse amüsieren können, ohne im Geringsten an ihrer Selbsteinschätzung zu
zweifeln, spricht für sich!
Finanzmärkte sind viel effizienter als weithin angenommen
Es gilt die Regel: „The market is a discounter of all widely known information.“
Finanzmärkte preisen alle bekannten Tatsachen und auch die gängigen
Zukunftserwartungen stets unmittelbar in die aktuellen Kurse ein. James Tobin,
Nobelpreisträger des Jahres 1981 und einer der führenden US-Ökonomen verdeutlichte dies
auf einem Vortrag mit dem folgenden Beispiel: „Ein Professor einer amerikanischen
Universität läuft zerstreut und geistesabwesend mit einem seiner Assistenten über den
Campus. Plötzlich ruft sein Assistent begeistert: „Professor, da auf dem Gehsteig liegt eine
100-$-Banknote.“ Der Professor, ohne aufzuschauen, erwidert kurz: „Das kann gar nicht
sein! Wenn der Geldschein je dagelegen hätte, dann wäre er schon längst wieder weg.“
Genau so funktionieren Finanzmärkte: Wenn die breite Masse der Anleger glaubt, einen
Trend erkannt zu haben, ist dieser meist schon wieder kurz vor seinem Ende.
Modetrends sind gefährlich
Meine Jahresprognose für 2004 habe ich im Rahmen eines Vortrages im Februar offiziell
vorgestellt. In der anschließenden Diskussionsrunde beschäftigten sich die meisten Fragen
mit den damaligen „Modetrends“ Hedge Fonds, Gold, China, Indien und Russland.
Typischerweise haben genau diese Märkte bzw. Produkte im ersten Halbjahr 2004 die
größten Verluste eingefahren.
Die Nervosität unter den Anlegern ist in den letzten Tagen erneut deutlich angestiegen. Die
Wirtschaftspresse titelt mit negativen Kursprognosen. Die Verunsicherung unter den
Anlegern nimmt ständig zu. Das
„Handelsblatt“ schrieb „Charttechniker
warnen vor Kurssturz“. Viele Experten - vor
wenigen Wochen noch im Bullenlager - haben
nun die Seiten gewechselt und rechnen mit
größeren Kurseinbrüchen. Die Terrorangst ist
weiterhin in den Märkten als Belastungsfaktor
eingepreist, die Olympischen Spiele in Athen
und der in Kürze stattfindende Wahl-Parteitag
der Republikaner werden als mögliche Ziele
genannt. In den USA wurde die
Terrorwarnstufe bereits erhöht. Die
allgemeine Verunsicherung ist mit dem
bisherigen Jahresverlauf rational nicht zu
begründen, denn der marktbreite USLeitindex
S&P 500 hat seit Jahresanfang
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für Sie an der Börselediglich
ca. 2% seines Wertes verloren, der MSCI-World ca. 2,5% abgegeben. Die
Volatilität des S&P500 war in den sechs Monaten von Januar bis im Juni dieses Jahres
extrem gering. Die monatlichen Veränderungen lagen jeweils zwischen -2% und + 2%. Eine
so geringe Schwankungsbreite beobachtete man letztmalig von Februar bis August 1964 (!).
Das Gesamtjahr 1964 erbrachte einen absoluten Ertrag von 16,5%.
Fazit
Ein größeres Wertpapierdepot professionell zu managen und die tägliche Informationsflut
sinnvoll zu selektieren, ist für viele Anleger heute ein Vollzeit-Job geworden. Wobei die
eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen dabei stets so realistisch wie möglich
eingeschätzt werden sollten. Anleger, die ihre eigene Ausrichtung jeweils kritisch
hinterfragen, vermeiden dabei die größten Risikofaktoren: Die eigene Selbstüberschätzung
und eine selektive, ihrer jeweiligen Ausrichtung entsprechende, Wahrnehmung der Realität.
Wenn die Werke von Kahnemann, Tversky und Smith einen Hinweis zur aktuellen Lage an
den Finanzmärkten geben können, dann – mit Optimismus – vielleicht diesen: Sehr
wahrscheinlich zeichnen die diffusen Ängste vor extrem steigenden Ölpreisen, einer
erneuten Rezession, einer hohen weltweiten Staatsverschuldung, steigender Inflation und
einem kräftigen Zinsanstieg ein Bild, das negativer ist, als es sich bei einer streng rationalen
Analyse der fundamentalen Fakten ergäbe.
Für Ihre Fragen stehen wir Ihnen gerne persönlich unter 06374-9143-0 zur
Verfügung.
Wir freuen uns auf Ihren Anruf!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Grüner