Experten rätseln über die Signale der rekordtiefen Renditen
17. Dezember 2004 In dieser Woche war es fast schon so weit. Bei einem Stand von 3,48 Prozent hat die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen nur knapp das aus dem Vorjahr stammende bisherige Rekordtief von 3,47 Prozent verfehlt.
Aber auch ohne fehlenden neuen Rekord stellt sich natürlich die Frage, warum die Renditen trotz einer weltweit so gut wie bisher selten laufenden Konjunktur die Renditen so niedrig sind. Zumal die überwiegende Zahl der Experten schon lange steigenden Renditen das Wort reden.
Auch in den Rentenabteilungen der Banken wird intensiv über dieses Phänomen diskutiert. So richtig schlau wird aber anscheinend niemand aus der anhaltenden Hausse am Anleihemarkt.
Volkswirte in den Banken sprechen von einer Übertreibung
Auf Nachfrage hin zeigt sich, daß hinter der jüngsten Kursentwicklung keine Deflationsrisiken oder dramatisch veränderte Fundamentaldaten vermutet werden. Stattdessen wird häufiger von einer verzerrten Darstellung gesprochen, die demnächst korrigiert werden dürfte.
So spricht Hartmut Preiß von der DZ Bank von einer „Übertreibung” beim Blick auf das niedrige europäische Zinsniveau und rechnet daher mit einer baldigen Korrektur. Die niedrigen Renditen seien „nicht mehr vernünftig nachvollziehbar”, lautet sein Urteil. Sie ließen sich „fundamental nicht begründen.” Die Ursachen für die Entwicklung lägen im starken Euro, der „Geld ins Land zieht.” Außerdem böten sich momentan wenige Anlagealternativen zu europäischen Anleihen.
Hier die 10 jährigen Anleihen in Deutschland das letzte Jahr..
Auch Werner Fey von der BHF Bank sieht „eine Korrelation zum Euro” in den Anleihekursen. Die starke Gemeinschaftswährung mache Anlagen in europäischen Anleihen attraktiv und bringe Liquidität in den Markt. Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Versuch den anhaltenden Kapitalzufluß an den Rentenmarkt zu erklären sei das Verhalten der Versicherungen. Diese verfügten momentan durch die Umstellung des Kapitallebensversicherungsgesetzes über viele Mittel, die sie investieren müßten.
Ebenfalls als primär „liquiditätsgetrieben” bezeichnet Konrad Aigner von der Deutschen Bank die Anleihehausse. Die Liquidität sei „technisch getrieben” und deswegen sei der Rentenmarkt derzeit „gegen Fundamentaldaten immun.” Daß hinter den tiefen Renditen Deflationsrisiken stecken, glaubt er momentan nicht. „Das ist derzeit ein sehr kleines Risiko, so sein Urteil. Deflation würde nur drohen, falls es zu „dramatischen Währungsverwerfungen” käme, also bei einer weiteren deutlichen Aufwertung des Euro.
Zinssenkung in Europa nicht mehr ausgeschlossen
Von Deflation spricht auch Dieter Wermuth derzeit nicht. Aber der Berater der japanischen UFJ Bank leitet aus dem Kursverhalten der Anleihen ab, daß sich die in diesem Segment aktiven Akteure momentan keine Sorgen um ein Anspringen der Inflation machen. Er selbst rechnet vielmehr damit, daß sich die Inflation im Euro-Raum bis zum Herbst 2005 unvermeidlich bis auf unter 1,5 Prozent zurückbilden wird. Und die Inflationsrate wäre sogar noch einmal deutlich tiefer zu veranschlagen, wenn die Regierungen und die staatlichen Monopole nicht ständig Preise und Steuern erhöhen würden.
Auf Basis dieser Annahme, deren Grundbaustein aus einem weiter schwachen Dollar besteht, kann sich Wermuth selbst dann eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank auf 1,5 Prozent vorstellen, wenn die amerikanischen Notenbank die Zinsen auf drei Prozent anheben sollte. Bis es zu dieser Zinssenkung komme, schätzt Wermuth die Aussichten für den deutschen Rentenmarkt weiter als gut ein. Erst wenn der Zinssenkungsbeschluß dann effektiv verkündet werde, könne es zu Gewinnmitnahmen nach dem Motto, „kaufe das Gerücht, verkaufe die Fakten” kommen. Und in der Tat spricht der beeindruckende Abwärtstrend bei den Renditen dagegen, daß dieser Trend schon auf kurze Sicht abrupt ins Gegenteil umschlägt.
Hier die 10 jährigen Anleihen in Deutschland die letzten 5 Jahre
Meine Meinung -> hier ruht Potiential zugunsten des Us-Dollars!!!
@Benjamin, kannst du bitte mal ein paar gute Papiere hier empfehlen, die bei einem Zinsanstieg im Euroraum Kursgewinne erzielen, vielen Dank schon mal vorweg!
Gruss Börsengeflüster!