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Alt 09-08-2005, 10:09   #291
Stefano
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Nur Brezelverkäufer sind zufrieden

Frankfurt. Am Montag hat sich die Frankfurter Eintracht bei allen Zuschauern entschuldigt. Nicht etwa für die sportlichen Mängel, die beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen aufgetreten waren, sondern für die organisatorischen Pannen rund um das Auftaktspiel in der Ersten Fußball-Bundesliga. Nur 42 000 Zuschauer waren am Sonntag in den Stadtwald gepilgert, deutlich weniger als erhofft. Das Kartenchaos hatte anscheinend doch manchen Fußball-Freund abgehalten.

Und ob alle wiederkommen werden, weiß auch niemand. Groß war der Frust über den kollektiven Blackout, der die gute Arbeit während der Anfangsphase und die 1:0-Führung in wenigen Minuten zunichte gemacht hatte. Die Aufstiegseuphorie ist erst einmal zerplatzt wie eine Seifenblase, die cleveren Leverkusener versetzten dem dünnen Häutchen vier tödliche Stiche.

Aber nicht nur sportlich ging zu viel schief, auch organisatorisch. Viele Zuschauer mussten für Nebensächlichkeiten zu viel Zeit aufbringen, um sich auf das Wesentliche, das Spiel, konzentrieren zu können. Verkehrsstaus, geschlossene Toiletten, fehlende Hinweisschilder und lange Schlangen vor den Imbissbuden, von denen ebenfalls nicht alle geöffnet waren, sorgten für Verdruss. Und auch die neue «Pay-clever-Card» erwies sich als ein Hemmschuh. 10 000 Dauerkartenkunden hatten eine solche Karte, angeblich mit jeweils fünf Euro aufgeladen, geschenkt bekommen. Die Freude darüber verflog rasch, als viele merkten, dass ihre Karte kein Guthaben aufwies. Und so waren die Brezelverkäufer die Einzigen, die sich als Sieger fühlen durften. Bei ihnen konnte noch bar bezahlt werden, die Backwaren fanden reißenden Absatz.

Nicht nur Friedhelm Funkels Spieler müssen noch einen großen Lernprozess durchmachen, wenn die Zukunft nicht düster bleiben soll. Der Trainer hat die erste Konsequenz gezogen, einen freien Tag gibt es in dieser Woche nicht. Schließlich soll am Samstag bei Hertha BSC Berlin eine Eintracht-Mannschaft auflaufen, die möglichst über 90 Minuten Bundesliga-Ansprüchen genügt. «Zu naiv, übereifrig, nicht mehr kompakt, zu offensiv», erklärte Funkel seinen Profis am Montag das Fehlverhalten, das zwischen der 48. und 60. Minute zu drei Gegentoren geführt hatte. Der Trainer versicherte, trotz der deftigen Niederlage gut geschlafen zu haben: «Dieser Denkzettel ist durch Unerfahrenheit und taktische Nachlässigkeiten erklärbar.»

Ob diese Mängel rasch beseitigt werden können? Der Spielplan zumindest meint es in den kommenden Wochen nicht gut mit dem Aufsteiger. Drei Auswärtsspielen steht nur die Heimpartie gegen Nürnberg gegenüber. Ist es zu schwarz gesehen, wenn befürchtet wird, dass die Eintracht nach fünf Spieltagen das Feld vor sich hertreiben wird? Markus Pröll will dieses Horrorszenario nicht ausschließen: «Aber auch dann werden wir immer weiter kämpfen, das steckt in uns drin», sagte am Montag der Torhüter, der am Tag zuvor einen gehörigen Teil zur deutlichen Niederlage beigetragen hatte.

Auch die Vorstandsetage der Eintracht hat derzeit wenig Grund zur Freude, die Unternehmens-Philosophie könnte rasch ins Wanken geraten. Lediglich Chefscout Bernd Hölzenbein gelang am Wochenende ein Volltreffer. Der Ex-Weltmeister gewann bei einem Tippspiel im HR-Fernsehen 10 000 Euro, die er sofort an den Verein «Kinderherzen heilen e.V.» in Gießen weiterleitete. Ein großzügiges Verhalten, das nicht überall üblich ist in der Fußball-AG.
q: eintracht.de
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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