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Alt 07-05-2003, 07:44   #174
Stefano
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hola,

Ein paar Fehler zu viel
Unkonzentriertheiten ziehen sich wie ein roter Faden durch Oka Nikolovs Karriere


FRANKFURT A. M. So furchtbar gern steht Oka Nikolov nicht vor der Kamera, er tut sich ein bisschen schwer mit den Auftritten in der Öffentlichkeit. Am liebsten hat er seine Ruhe, gerade jetzt, da er vor ein paar Wochen zum ersten Mal Vater geworden ist, das Reden überlässt er lieber anderen.

Natürlich war es nichts mit der Ruhe und Beschaulichkeit an diesem Montagabend, nach 22 Uhr war Oka Nikolov in aller Munde, und natürlich musste er wieder in Mikrofone reden. Was sollte er schon sagen ? 2:3 hatte sein Club Eintracht Frankfurt ein wahrscheinlich vorentscheidendes Spiel verloren gegen den kleinen Nachbarn Mainz 05, und er, Oka Nikolov, hatte nicht gut ausgesehen bei den Gegentoren. Also quälte sich der Torwart, der am 25. Mai, dem Tag des letzten Spieles in der Zweiten Fußball-Bundesliga, 29 Jahre alt wird, zu ein paar dürren Sätzen. Beim ersten Gegentor, einem fulminanten Volleyschuss aus 30 Metern von Christof Babatz, habe "ich den Ball zu spät gesehen". Ohne Zweifel war der Schuss zwar hart, keinesfalls aber platziert, er schlug mitten im Tor ein, und die Meinung aller war klar. "Den muss er halten", sagte auch Trainer Willi Reimann.

Das zweite Tor köpfte ihm der eigene Mann rein, Markus Beierle. So was ist Künstlerpech

Beim dritten, entscheidenden, kurz vor Schluss, patschte der gebürtige Mazedonier mit deutschem Pass den Ball genau vor die Füße von Benjamin Auer, der folglich gar nicht anders konnte, als zum Helden des Abends zu werden. "Ich war froh, überhaupt noch an den Ball gekommen zu sein. Jens Keller hat ihn noch abgefälscht", sagte Nikolov, andere meinten, den Weitschuss, wieder von Babatz abgegeben, hätte Nikolov mit den Fäusten weiter zur Seite abwehren müssen. Beide Schüssen erschienen nicht unhaltbar.

In dieser Saison hat der Torwart der Eintracht bislang zehn Tore aus der Distanz hinnehmen müssen, so viele wie kein anderer Schlussmann in der zweiten Liga. Das sagt vieles. Andererseits hat die Eintracht auch erst 29 Gegentore kassiert.

Hat Eintracht Frankfurt ein Torwartproblem? Nikolov kennt die Diskussion. Sie kommt in unschöner Regelmäßigkeit auf, meist nicht ganz zu Unrecht, immer aber ist sie unbefriedigend und unschön. Als die Frage zuletzt aufgeworfen wurde, nach der 2:3-Niederlage zu Hause gegen Eintracht Trier, als Nikolov einen 60-Meter-Schuss von Markus Lösch hatte passieren lassen, ist Reimann richtig fuchsig geworden. "Dann können wir demnächst auch über einen Trainerwechsel diskutieren", schäumte er. Doch auch Reimann hat gesehen, dass Nikolov in dieser Runde vielleicht ein paar Fehler zu viel unterlaufen sind. Unbestritten hat er gute Spiele gemacht, etwa gegen den 1. FC Köln, doch die Partien, in denen ihm folgenschwere Patzer unterlaufen sind, häufen sich: Mainz, Trier, zuvor gegen Aachen, als er zu spät aus seinem Tor kam, oder gegen Burghausen. Dazu hat er beim 1:0-Sieg gegen Fürth viel Glück gehabt, als ein Tor der Franken annulliert wurde, das nur deswegen hatte fallen können, weil Nikolov einen harmlosen Kopfball abprallen ließ.

Nikolov, der kürzlich seinen Vertrag um zwei Jahre bei der Eintracht verlängert hat, ist sicher ein guter Zweitliga-Torwart. Er wirkt ruhig im Spiel, kann gut mit dem Ball am Fuß umgehen und hat seine Stärken auf der Linie. Doch ihm unterlaufen immer wieder leichte Fehler, wie gegen Mainz. Er ist in seinen Leistungen nicht stabil genug, nie weiß man, ob er nun einen guten Tag erwischt hat oder nicht. Womöglich reicht es für ganz oben nicht.

Denn derlei Unkonzentriertheiten ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Einer guten Saison, wie jener unter Horst Ehrmantraut und Jörg Berger in der Ersten Bundesliga 1998 / 99, folgte eine weniger gute. Eine der ersten Amtshandlungen von Felix Magath im Jahr 2000 war, Dirk Heinen für das Tor zu verpflichten, Nikolov empfand er als Sicherheitsrisiko. Und selbst als Heinen zeitweise unter Trainer Martin Andermatt nur die Nummer vier war in der Hierarchie der Eintracht-Torleute, dauerte es nicht besonders lang, und Heinen hatte Nikolov erneut auf die Ersatzbank verdrängt. Zu diesem Zeitpunkt war er Spielführer.

Die nächsten Tage werden nicht einfach werden für den Keeper. Schuldzuweisungen von den Kollegen, heißt es, hat es keine gegeben. Er wird sich anstrengen müssen, der sympathische Oka. Andreas Menger, der zweite Mann, scharrt mit den Hufen. Er möchte sich auch mal quer legen.
q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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