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Alt 23-03-2003, 14:04   #117
Stefano
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Lightbulb Elf Jahre ohne Worte

hola,

Auf Wunsch von Franz Beckenbauer beenden Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski ihre Feindschaft



FRANKFURT A. M. Ein bisschen fremdelten sie noch, kein Wunder, doch zum Glück waren genug Fotografen da, die allesamt das ultimative Versöhnungsbild knipsen wollten: links der "Holz", rechts der "Grabi", beide ein Glas in der Hand und sich zuprostend. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ? Ganz so schnell ist es dann doch nicht gegangen, "man hat sich irgendwie daran gewöhnt", hat der "Grabi" gesagt, ein bisschen grantelnd, ein bisschen distanziert. Ist es ihm womöglich zu schnell gegangen?

Genau elf Jahre sind sich Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski aus dem Weg gegangen, so gut es irgendwie ging. Aber oft genug ging es nicht besonders gut, dann "war es schon komisch", erinnert sich Hölzenbein. Beide waren Institutionen bei Eintracht Frankfurt, und sie sind es heute noch; Hölzenbein hat 420 Spiele gemacht, Grabowski 441; beide haben das selbe Hobby, Golf, und da läuft man sich öfters über den Weg; alle geben sich die Hand, nur die beiden, die 1974 im WM-Finale gegen die Holländer die Frankfurter Flügelzange bildeten, tun so, als seien sie Luft. "Elf Jahre aneinander vorbei zu laufen, ist schon blöd", sagt Hölzenbein, "die anderen sehen es und machen sich lustig."

Es hat lange gedauert, diese seltsame Sprachlosigkeit zu überwinden, und dazu hatte es schon eines "Kaisers" bedurft. Es war der Wunsch Franz Beckenbauers, dass sich die beiden Frankfurter Galionsfiguren die Hand zur Versöhnung reichen. Und da war eine Präsentationsveranstaltung des Organisationskomitees für die WM 2006 in Frankfurt genau zur rechten Zeit gekommen. "Zwei Weltmeister in einer Stadt, und die vertragen sich nicht, ja wo gibt es das denn?", hat Beckenbauer, der Präsident des WM-OKs, gesagt und damit vor allem Hölzenbein, 57, aus dem Herzen gesprochen.

Ohnehin hatte der schon längere Zeit vor, den alten Zwist aus der Welt zu schaffen, vorsichtig hatte er über gemeinsame Freunde, etwa Bernd Nickel, das Terrain sondiert und neue diplomatische Pfade eingeschlagen. Dazu kam es, dass Hölzenbein WM-Botschafter ist und Grabowski nicht, weswegen der "Holz" ein schlechtes Gewissen bekommen hatte, und bei der Ernennung gleich gefragt hat: "Und der Grabi?" Der "Grabi" war es nicht, noch nicht, aber seit Donnerstag stellt sich auch der zweite Frankfurter Weltmeister als WM-Botschafter in den Dienst des OKs.
Elf Jahre liegt der Zwist zurück, und es verwundert schon, dass es eine so lange Zeit gedauert hat, bis sich die beiden einzigen Eintracht-Stars langsam annäherten. "An mir lag es nicht, ich war ja der Betroffene, der Bernd musste den ersten Schritt tun", hat Grabowski, 59, am Donnerstagabend gesagt, und da hat man eine Ahnung davon bekommen, wie tief der Streit um verletzte Eitelkeiten den sensiblen gebürtigen Wiesbadener seinerzeit getroffen hat. Seinerzeit: Das waren die Jahre 1991/92, als Bernd Hölzenbein noch Vizepräsident von Eintracht Frankfurt war, viel Erfolg hatte und als Architekt des Modells "Fußball 2000" galt. Es war das Jahr, als Eintracht Frankfurt mit Stein, Bein, Möller, Yeboah und Co. (fast) alles in Grund und Boden spielte und Hölzenbein manchmal schon das Gefühl hatte, "den Fußball erfunden zu haben".

Seinerzeit war in der Satzung festgeschrieben, dass bei Transfers über eine bestimmte Summe der Verwaltungsrat, in dem Jürgen Grabowski saß, informiert werden musste. Wurde er aber nicht, so dass "manchmal Leute anriefen und meine Meinung über den neuen Spieler wissen wollten, und ich wusste gar nicht, dass der verpflichtet ist", erzählt Grabowski. Als der sich ständig übergangen fühlende Verwaltungsrat Grabowski nachhakte, habe ihn Hölzenbein kühl abgewiesen und gefragt, ob "ich denn sein sportlicher Berater sei", sagt Grabowski. Seitdem war das Tischtuch zerschnitten. "Es war ein Fehler von mir damals", sagt Hölzenbein heute. Das Kriegsbeil ist begraben. Womöglich fangen sie gemeinsam noch mal bei Eintracht Frankfurt an. q:e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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