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Alt 02-05-2005, 14:49   #6
Benjamin
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Rauchzeichen aus China
Von Benedikt Fehr
01. Mai 2005

Zwei Nachrichten aus China haben die Akteure an den Finanzmärkten am Freitag elektrisiert. Erst meldete eine halboffizielle Finanzzeitschrift, daß nun die Voraussetzungen für eine Lockerung der Yuan-Bindung an den Dollar gegeben seien. Und wenig später stieg der Yuan-Kurs für kurze Zeit auf 8,2700 Yuan je Dollar - womit er erstmals aus dem engen Kursband ausbrach, in dem er seit 1994 mit einem Mittelkurs von 8,2770 Yuan je Dollar von der Notenbank gehalten wurde.


Sofort kochten an den Finanzmärkten Spekulationen hoch, daß die chinesische Regierung kurzfristig ein neues Währungsregime einführt. Der Zeitpunkt dazu wäre günstig. Wegen der Feierlichkeiten zum 1. Mai ruht der Handel in China für mehrere Tage.

Aufwertung zum Dollar von 2 bis 3 Prozent

Obwohl noch völlig unklar ist, wie das zukünftige Währungsregime - wenn es den tatsächlich Ende dieser Woche kommt - aussehen könnte, spielen Investoren in aller Welt schon fieberhaft mögliche Szenarien und ihre Auswirkungen auf die übrigen Währungsrelationen sowie die Zins- und Aktienmärkte durch. Nach einem Szenario von JP Morgan Chase würde Chinas Notenbank das Band, in dem der Yuan zum Dollar schwanken kann, zunächst bloß erweitern - auf plus/minus 2 Prozent zum gegenwärtigen Mittelkurs.

Demgegenüber rechnen die Währungsexperten bei Goldman Sachs damit, daß China den Yuan in Zukunft an einen handelsgewichteten Währungskorb binden wird - wobei der Yuan-Kurs dann wohl in einer größeren Bandbreite als bisher um den Mittelkurs des Korbes schwanken dürfte. Anfänglich werde dies auf eine Aufwertung zum Dollar von 2 bis 3 Prozent hinauslaufen, auf Jahresfrist von 5 bis 10 Prozent. Diese Prognose deckt sich mit den Spekulationen an den Terminmärkten, an denen der Dollar auf Jahresfrist mit 7,82 Yuan gehandelt wurde - was einer Aufwertung von 5,5 Prozent entspricht.

Asiatische Währungen steigen mit dem Yuan

Auf die Rauchzeichen aus China hin haben die Währungen der asiatischen Nachbarländer am Freitag zum Dollar teilweise kräftige Kursgewinne erzielt, allen voran der japanische Yen, der gut ein Prozent gewann. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr, denn um im Wettbewerb mit der chinesischen Exportindustrie nicht zurückzufallen, haben die Notenbanken mehrerer asiatischer Länder ihre Währungen zum Dollar - und damit zum Yuan - durch Interventionen einigermaßen stabil gehalten. Wertet der Yuan zum Dollar auf, können diese Währungen die Bewegung „wettbewerbsneutral” nachvollziehen.

Völlig ungewiß ist hingegen, wie sich ein asiatischer Aufwertungsschub auf den Euro auswirken dürfte. Manche Stimmen meinen, daß dies den Aufwertungsdruck, der wegen des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits auf dem Euro lastet, etwas mildern dürfte. Bei Goldman Sachs hingegen glaubt man, daß die chinesische Notenbank zum Aufbau ihres Währungskorbs Euro kaufen müsse. Deshalb werde auch der Euro zum Dollar aufwerten, allerdings weniger stark als die asiatischen Währungen. Das liefe darauf hinaus, daß der Euro gegenüber den asiatischen Währungen leicht abwerten würde. Insgesamt betrachtet heißt das: Handelsgewichtet dürften sich Auf- und Abwertung für den Euro einigermaßen die Waage halten.

Höhere Zinsen in Amerika?

Ebenfalls schwer abzuschätzen sind die Auswirkungen auf die Zinsmärkte. Um ihre Wechselkurse zum Dollar zu stabilisieren, haben die Notenbanken Chinas und anderer Länder in den vergangenen anderthalb Jahren dreistellige Milliardenbeträge an Dollar angekauft - und anschließend zu einem beträchtlichen Teil an den Dollar-Anleihemärkten investiert.

Das gilt als ein Grund, weshalb die langfristigen Zinsen in Amerika trotz der Anhebung der Dollar-Leitzinsen weiterhin niedrig sind. Würden die Interventionen in Zukunft zurückgefahren - was freilich keineswegs ausgemacht ist -, könnte die Nachfrage nach amerikanischen Staatspapieren abflauen. In der Tendenz liefe das auf etwas höhere Zinsen in Amerika hinaus, was die Konsum- und Investitionsfreude hemmen könnte.

Kursverluste an der Wall Street

Den Aktien amerikanischer Exporteure käme ein weiterer Abwertungsschub beim Dollar hingegen wohl zugute. In Wall Street standen in den vergangenen Tagen allerdings Sorgen über ein abflauendes Wirtschaftswachstum und einen beschleunigten Preisauftrieb im Vordergrund. Der Dow-Jones-Index hat deshalb im April 3 Prozent verloren - der höchste Monatsverlust seit mehr als zwei Jahren. Der Deutsche Aktienindex Dax fiel aus ähnlichen Gründen sogar um 3,8 Prozent. Von der „Flucht in die Sicherheit” profitierten Staatsanleihen: Als Folge ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe am Freitag auf das Allzeittief von 3,38 Prozent gefallen.

USD/CNY Renmimbi MINI Short
NL0000211068 / ABN0DF
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Emissionstag: 25.02.04
Stop Loss Marke 9,60
Hebel 3,16
Geld-Brief-Spanne (€-Cent): 10
Finanzierungslevel 10,9024
Während der Laufzeit wird das Finanzierungslevel aufgrund der impliziten Finanzierungskosten und der Zinsmarge von zur Zeit 2% seitens ABN AMRO täglich fallen. Zwischen dem Emissionstag bei ca. 3,2€ und Ende April mit ca. 2,5€ ergab sich also in ca. 14 Monaten ein Wertverlust von ca. 22%, also ca. 1,8% je Monat.


Geändert von Benjamin (02-05-2005 um 15:08 Uhr)
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