Thema: Klimawandel
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21-12-2009, 13:16   #50
Benjamin
TBB Family
 
Registriert seit: Mar 2004
Beiträge: 10.374
Wie geht es im Anschluss an die 1. Phase (Nicht-wahrhaben-wollen und Isolierung) dann weiter im Prozess der geistigen Verarbeitung dieses Zwangs zum Abschied von liebgewordenen Annehmlichkeiten, von Aspekten unseres materiellen Wohlstandes und allgemein unserer Wohlfahrt im Zusammenhang mit Klimawandel und Verknappung der fossilen Energieträger?

Hier die Fortsetzung einer Analogie zu den Sterbephasen nach Kübler Ross; Phase 1 wurde im vorangegangenen Posting bereits behandelt.



2. Phase: Zorn und Ärger

Der Betroffene stellt sich die Frage: "Warum denn gerade ich?" Der Sterbende richtet seinen Zorn gegen diejenigen, die leben dürfen, da er den Tod nicht direkt angreifen kann.
Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen:
  • Wir sollten uns von den Anschuldigungen und Beschimpfungen nicht persönlich angesprochen fühlen und nicht selbst aggressiv reagieren.
  • Vielmehr sollten wir uns in die Lage des Kranken hineinversetzen und ihm die Möglichkeit geben, über seine Probleme und Ängste offen reden zu können.
  • Wenn wir ihm Hilfe zusichern, dann fühlt sich der Betroffene verstanden und die begründeten sowie die unbegründeten Aggressionen werden am schnellsten wieder abgebaut.


3. Phase: Verhandeln
  • meist zeitlich kurz
  • der Betroffene erkennt den bevorstehenden Tod an, dennoch versucht er zu verhandeln:
  • Er "verhandelt" mit den Ärzten und dem Pflegepersonal.
  • Er besucht regelmäßig die Kirche, legt Gelübde und Versprechen ab (z.B: Das will ich auch ändern, wenn ich weiterleben darf),
  • nimmt regelmäßig an den Therapien teil und stimmt neuen Therapien zu.
  • Auch mit Gott und dem Schicksal wird verhandelt: es wird um Aufschub gebeten, z.B. bis zur Geburt des ersten Enkels oder Urenkels.
Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen:
  • versuchen, die Hoffnungen auf einen realistischen Hintergrund zurückzuführen und keine falschen Hoffnungen zu wecken, da diese den Betroffenen erst recht schädigen würden.


4. Phase: Depressive Phase
  • Extremen Schwankungen zwischen Depressionen und Hoffnungen.
  • Die Depression ist vor allem durch eine hoffnungslose innere Leere, durch Sinnlosigkeitsgefühle und Lebensüberdruss gekennzeichnet. Der Sterbende trauert um das, was er mit seinem Tod verlieren wird, um das, was ihm wichtig war (Partner, Kinder, Freunde und Angehörige).
  • Er bereut vielleicht zurückliegende Versäumnisse, erinnert sich an frühere Ereignisse und Probleme, die er jetzt nicht mehr lösen kann. Das kann in ihm Kummer und Schuldgefühle erwecken.
  • Es ist ihm aber auch möglich geworden, sich mit der Realität des Todes auseinanderzusetzen und zum Beispiel sein Testament zu erstellen oder ein Geschäft zum Abschluss zu bringen.
  • Doch auch in dieser Phase gibt der Sterbende die Hoffnung nicht auf. Er hofft immer noch auf eine Genesung oder zumindestens auf einen Stillstand seiner Krankheit.
  • Wenn diese, meist unrealistischen, Hoffnungen nicht eintreffen, hofft er wenigstens auf ein gutes, möglichst schmerzfreies Sterben und auf ein besseres Leben nach dem Tod.
Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen:
  • Gerade diese Hoffnung auf ein schmerzfreies Sterben können wir mit einer guten Sterbebegleitung erfüllen.
  • Weiterhin sollten wir ihn bei wichtigen Erledigungen, wie Testament erstellen und Versöhnungen mit Angehörigen und Freunden, unterstützen.
  • Wir sollten ihm ermöglichen, seine Trauer auszudrücken und für ihn da zu sein, wenn er das Gespräch sucht.
  • Doch auch wir sollten dabei nicht vergessen, unsere Trauer auszuleben. Auch wir dürfen Weinen und uns zur Unterstützung Hilfe durch Gespräche holen.


5. Phase: Zustimmung
  • Der Betroffene nimmt sein Schicksal an und willigt darin ein.
  • Es geht darum, Traurigkeit und Trauer über sich selbst und die Angehörigen zuzulassen.
  • Es bestehen zwar immer noch schwache Hoffnungen, nicht sterben zu müssen, doch ansonsten ist diese Phase frei von solchen starken Gefühlen, wie sie in den vorangegangenen Phasen auf den sterbenden eingestürmt sind.
  • Er ist jetzt körperlich und geistig erschöpft, schläft viel und möchte häufig nicht gestört werden. Meist kann er sich nur noch mit wenigen Worten und Gesten verständigen.
  • Er beginnt, sich von seiner Umwelt abzunabeln; er isoliert sich. Dennoch entwickelt er eine besondere Sensibilität gegenüber seiner Umgebung. Er registriert bereits kleine Veränderungen im Verhalten des Pflegepersonals oder der Angehörigen.
Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen:
  • mit den Angehörigen zusammenarbeiten. Wir müssen sie darauf aufmerksam machen, dass der Sterbende, der nun besonders sensibel ist, alle Gefühle und Gedanken, die ausgedrückt werden, aufnimmt.
  • Deswegen müssen die Angehörigen darauf hingewiesen werden, auf ihre Äußerungen zu achten und nicht die Würde des Sterbenden durch rücksichtsloses Verhalten, z.B. ungesteuertes Heulen, gefühllose Bemerkungen, zu verletzen.
  • Denn gerade jetzt ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen gefragt. Der Sterbende darf vor allem nicht das Gefühl bekommen, allein zu sein. Wir müssen weiterhin für ihn da sein, ihm Hautkontakt bieten. Ein Streicheln über die Wange sagt oft mehr als tausend Worte, auch bei Sterbenden.
-----
Die verwendeten Textauszüge wurden etwas redaktionell abgeändert bzw. ergänzt, sie stammen (Original) aus dieser Quelle über "Sterbephasen nach Kübler Ross": http://www.pflegewiki.de/wiki/Sterbe...C3%BCbler_Ross

Unter dem Vorzeichen des offenbar unabwendbaren Klimawandels habe ich die Empfehlungen im Textoriginal für die Pflegenden und Angehörigen - ziemlich provokativ und spekulativ - verändert und neu bezeichnet als (zynische) "Policy-Empfehlung für unsere Medien, Politiker und relevante sonstige Organisationen". Im Kern sollten diese demnach den weltweit betroffenen Millionen von Menschen - uns allen - bis zum finalen Zusammenbruch am besten immerzu "Trost zusprechen" und "Hoffnung machen" (= in Realität etwas vormachen).

Die tatsächliche "Wahrheit" bleibt bei all dem also leider - auf beiden (!!!) Seiten - auf der Stecke, zugunsten der emotional angenehmeren "Hoffnung" auf Seiten der vielen Betroffenen bzw. zugunsten dem viel einfacheren "Trost zusprechen" auf Seiten unserer Entscheider.

"Klimawandelskepsis" ist also ein natürlicher Anpassungsmechanismus an eine angsteinflößende Wahrheit - und gleichzeitig auch eine Form der Lüge.

Und so werden wir wohl alle diese 5 Phasen durchmachen in den kommenden Jahrzehnten bis zu unserem eigenen persönlichen Tod.
Dieser dürfte dann in unendlich vielfältiger Weise gekennzeichnet sein von den schlimmen Einbußen bei unserer materiellen Versorgung und allgemein unserer Wohlfahrt, verursacht duch die Folgen von Klimawandel und Verknappung der fossilen Energieträger.

Siehe auch: http://www.wallstreet-online.de/disk...awandelskepsis

Geändert von Benjamin (21-12-2009 um 15:02 Uhr)
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten