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Alt 23-08-2005, 11:34   #316
Stefano
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"Die Mannschaft kann sich auf mich verlassen"

Eintracht-Torwart Markus Pröll war der große Rückhalt in der vergangenen Zweitliga-Saison. Doch eine Klasse höher patzte er gleich zu Beginn. Jetzt gelobt der am Sonntag 26 Jahre alte Profi Besserung.


Frankfurter Rundschau: Herr Pröll, Sie gelten als Sinnbild für den Fehlstart der Frankfurter Eintracht. Wurmt sie eine solche Einschätzung?

Markus Pröll: Ich sehe das nicht so, wir gewinnen und verlieren als Mannschaft…

…ein Satz fürs Phrasenschwein.

Warum? Es ist die Wahrheit. Hier wird keinem die Schuld in die Schuhe geschoben. Und ich verspreche, dass ich der Mannschaft auch wieder Punkte holen werde.

In den ersten beiden Spielen gegen Leverkusen (1:4) und in Berlin (0:2) gaben Sie eine unglückliche Figur ab. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Man geht die Spiele im Kopf durch und versucht, die Fehler zu analysieren. Aber ich kann mir nichts vorwerfen. Manchmal weiß man als Torwart im letzten Moment, ob man an den Ball rankommt oder nicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich superschlecht war, aber ich war nicht der große Rückhalt, der ich sonst war. Ich bin nicht zufrieden mit meinem Spiel. Ich habe andere Ansprüche an mich und meine Leistung.

Trainer Friedhelm Funkel sagte, Sie seien ein wenig übermotiviert in die Spiele gegangenen. Sehen Sie das auch so?

Nein. Aber ich weiß, dass diese Meinung vorherrscht. Ich habe erst kürzlich mit meinem alten Torwarttrainer aus Kölner Tagen, Rolf Herings, gesprochen, und er sagte zu mir: ,Markus, du bist noch ganz der Alte, du willst die Spiele alleine gewinnen.'

Also stimmt es doch?

Nein, ich habe dem Rolf vehement widersprochen. Ich bin zwar hungriger als je zuvor, aber meine Motivation ist kanalisiert. Früher, als junger Kerl, hatte ich das Problem, dass ich überdreht habe, dass meine Motivation in falsche Bahnen gelaufen ist. Aber das ist nicht mehr so. Ich bin jetzt konzentriert, denn wer zu viel will, der verliert.

Sie haben in der vergangenen Zweitliga-Saison überragend gehalten, das Fachmagazin Kicker wählte sie zum besten Torwart der zweiten Liga. Jetzt kamen Sie denkbar schlecht aus den Startlöchern. Weht in der ersten Liga ein anderer Wind?

Nein, das sind doch Bälle gewesen, die in der zweiten Liga genauso kommen. Man darf jetzt nicht so tun, als sei die Bundesliga von einem anderen Stern.

Wie meinen Sie das?

Nehmen wir doch mal die vier Gegentore gegen Leverkusen. Beim ersten fehlt mir ein Millimeter - ein Millimeter, was ist das? Das ist gar nichts, wenn ich den Ball nur leicht berühre, bekommt ihn der Berbatov nie im Leben, dann sagt jeder: ,Oh, den hat er aber gut rausgeholt.' Wenn der Ball beim zweiten Tor über die Latte fliegt, redet auch kein Mensch drüber, beim dritten rutsche ich weg, und das vierte war ein klassisches Missverständnis. Und dann stehst du da wie bedröppelt und sollst Sachen erklären, die du nicht erklären kannst. Es sind Nuancen, Kleinigkeiten, die entscheiden. Da ist mir dann in der Presse auch zu viel Schwarz-Weiß-Malerei. Es gibt halt so Phasen, da kann man nichts machen.

Trotzdem: In der zurückliegenden Saison hätten Sie diese Bälle aber wahrscheinlich gehalten.

Mag sein, aber ich kann mir nichts vorwerfen. Ich trainiere gewissenhaft, ich knalle mich voll rein, gebe in jeder Einheit das Beste. Ich habe auch in der Vorbereitung keinen Fehler gemacht.

Markus Pröll ist auf die große Bundesliga-Bühne zurückgekehrt, patzt - und ganz Deutschland guckt zu. Das muss einen ehrgeizigen Sportler wie Sie doch ins Mark treffen.

Ja, aber ich kann es nicht ändern, und es wirft mich nicht aus der Bahn, dafür ist mein Selbstbewusstsein zu ausgeprägt. Ich lasse mich nicht beirren und werde knallhart weiter trainieren. Dann werde ich auch wieder belohnt werden. Dessen bin ich mir ganz sicher. Die Mannschaft kann sich auf mich verlassen.Und ich denke, dass mir die Fans auch Fehler verzeihen, weil sie wissen, dass da ein Verrückter im Tor steht, der immer alles gibt.

Der Trainer baut auf Sie, aber können Sie am Samstag spielen? Sie leiden zurzeit an einer Innenbandzerrung und einer Kapseldehnung im linken Arm.

Ich habe zwar noch Schmerzen, aber ich bin guter Dinge. Bis Samstag wird's schon.

Für Diskussionen sorgte auch Ihr rosafarbenes Trikot. Das zogen Sie nach dem Leverkusen-Spiel aus und nicht mehr an. Sehen wir es noch mal?

Ich versuche, nicht abergläubisch zu sein, aber so ganz schaffe ich es nicht. Ich werde ein bisschen experimentieren. Das Trikot wird jedenfalls nicht im Schrank hängen bleiben und verstauben, irgendwann werde ich es noch mal rausholen - und sei es bei den Alten Herren.

Interview: Ingo Durstewitz Frankfurter Rundschau
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Ciao Stefano

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