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Alt 14-07-2003, 14:57   #247
Stefano
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hola,

"Wir werden für Überraschungen gut sein"
Ervin Skela über seinen persönlichen Reifeprozess und die Chancen von Eintracht Frankfurt in der ersten Liga


Als Ervin Skela um die Ecke geschlurft kommt, möchte man das Interview am liebsten abblasen. Der kleine Mann sieht hundemüde aus. "Ich bin einfach nur kaputt", sagt der 26 Jahre alte Spielmacher des Bundesliga-Aufsteigers Eintracht Frankfurt. Trotzdem hat sich der albanische Nationalspieler, in der Rückrunde der abgelaufenen Saison überragender Profi der Eintracht, eine halbe Stunde Zeit genommen. FR-Redaktionsmitglied Ingo Durstewitz unterhielt sich mit Skela über seine Wandlung vom Wankelmütigen zum Führungsspieler, das Abenteuer Bundesliga und Kettenhunde wie Jens Jeremies.

Frankfurter Rundschau: Herr Skela, verflucht man in der Vorbereitungszeit den Trainer?

Ervin Skela: Ach was. Es geht schön zur Sache, klar, die Oberschenkel brennen. Aber das geht vorbei. Und die Schinderei gehört dazu. Die Vorbereitung ist eine entscheidende Phase der Meisterschaft, da wird der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt. So wie letzte Runde auch, da hat die große Physis uns letztlich in die erste Klasse gebracht. In der Bundesliga zu bestehen wird doppelt schwer, also müssen wir noch härter arbeiten.

Zum Schluss der abgelaufenen Saison spürte man förmlich, dass Sie persönlich um jeden Preis aufsteigen wollten, auf Teufel komm raus.

Ja, das stimmt. Das habe ich auch in einer Mannschaftssitzung den Jungs gesagt. Es war schon als Kind mein Traum, in der Nationalelf zu spielen und in der Bundesliga. Jetzt sind beide Wünsche in Erfüllung gegangen. Und ich bekomme jetzt im Moment eine Gänsehaut, weil Sie mich an Reutlingen erinnert haben. Ich habe nur noch geheult. Dass ich mit Eintracht Frankfurt Geschichte geschrieben habe, macht mich stolz und glücklich.

Dabei fing die Spielzeit für Sie nicht so prickelnd an, in der Vorrunde saßen Sie meist auf der Bank, weil Trainer Willi Reimann Rolf-Christel Guie-Mien Ihnen vorzog. Wie tief saß der Frust?

Ich habe mich nie hängen lassen. Wenn ich eingewechselt wurde, habe ich mich immer alles gegeben und auch das eine oder andere Spiel entschieden. Und ich habe 33 Partien bestritten, war also fast immer dabei. Aber ich muss ehrlich sagen: Für mich war es Glück, dass Rolf nach Freiburg gegangen ist. Denn für den Trainer war es ja auch nicht leicht. Mit zwei Gestaltern ins Spiel gehen, ist immer so eine Sache.

In der Rückrunde sind Sie förmlich aufgeblüht. Der Kicker hat sie sogar zum besten Offensivspieler der zweiten Liga gewählt. Eine Ehre?

Ja, es macht mich unheimlich stolz. Der Trainer hat mir sein Vertrauen geschenkt und ich habe es mit Leistung gedankt. Durch die Rückendeckung habe ich lockerer gespielt. Aber es war auch ein Verdienst der Mannschaft, die an mich und meine Stärken geglaubt und mich deshalb auf dem Feld gesucht hat.

Sie gelten als tragende Säule für die Bundesliga. Spüren Sie diesen Druck?

Nein, aber es wäre für mich auch keiner, denn eines ist klar: Ich möchte noch mehr Verantwortung übernehmen. Ich werde den Ball noch mehr fordern, und wenn es eng ist, wenn wir zurückliegen, dann werde ich mir den Ball schnappen, und wenn es Elfmeter gibt, werde ich schießen. Ich bin keiner, der kneift, der sich versteckt, der abtaucht, wenn es mal nicht so läuft.

Anfangs waren die Fans skeptisch Ihnen gegenüber, sie galten als Schönspieler, dem sein eigenes Wohl über das des Teams geht. Haben Sie diese Ressentiments gespürt?

Im ersten Jahr sind die Fans mit mir nicht warm geworden, klar habe ich das bemerkt. Wenn mal eine Aktion daneben ging, haben sie gleich gepfiffen. Mein Spiel lebt aber vom Risiko: Wenn es klappt, dann heißt es wow. Wenn es schief geht, winkt jeder ab. Mittlerweile haben die Fans mich und meine Art zu spielen aber akzeptiert. Das macht mich froh.

In der ersten Liga warten Gegner anderen Formats auf Sie. Da kann es durchaus sein, dass ein Terrier wie Jens Jeremies Ihre Wege kreuzt. Schlottern jetzt schon Ihre Knie?

Wie bitte? Ich habe vor jedem Spieler Respekt, aber keine Angst. Vor nichts und niemandem. Ich habe mit Albanien gegen England oder Irland vor 60 000, 70 000 Leuten gespielt, gegen Topspieler aus der Premier League. Und ich war immer einer der Besten. Natürlich ist die erste Liga ein anderes Ambiente, aber wir haben ja auch Spieler wie Jens Keller oder Alex Schur, von denen werden wir profitieren.

Was entgegnen Sie den Leuten, die die Eintracht schon bald wieder in der zweiten Liga wähnen?

Nichts. Ich würde sie nur gerne fragen: Haben Sie damit gerechnet, dass wir aufsteigen? Wir bereiten uns gut vor, konzentrieren uns, und wir werden topfit sein. Dann schauen wir, was dabei herauskommt. Aber eines kann ich schon jetzt versprechen: Wir sind nicht aufgestiegen, um ein schönes Jahr zu genießen und uns dann sang- und klanglos wieder zu verabschieden. Nein, wir werden den Gegnern mehr Probleme bereiten als sie glauben. Und wir werden für Überraschungen gut sein.

Wie kann die Eintracht bestehen? Nur mit Kampf?

Nein, wir werden zwei Gesichter zeigen müssen. Der Kampf ist sowieso das A und O. Aber nur mit Kampf werden wir es auch nicht schaffen. Wir werden mehr Spielfreude zeigen müssen, die hat in der zweiten Liga manchmal gefehlt. Aber wir haben ja gute Leute dazu bekommen, die das Niveau heben. Die brauchen wir auch, denn in der ersten Klasse ist die fußballerische Komponente mehr gefragt.

Das Fußball-Oberhaus ist so gut besetzt wie lange nicht.

Ja, wenn ich auf die Tabelle schaue und sehe, wer da alles spielt, dann muss ich schon sagen: Da ist alles mit Rang und Namen dabei. Viele andere Mannschaften haben mehr Klasse als wir, das müssen wir durch unsere Einheit wettmachen. Da wir auswärts wohl nicht mehr so oft siegen werden, müssen wir unsere Heimspiele gewinnen. Egal, ob Leverkusen oder Bayern.

Das lässt sich leicht sagen, aber wie wollen Sie das auf dem Rasen schaffen?

Wir müssen in jedem Spiel 120 Prozent geben müssen. Mindestens. Die Gegner haben anderes Kaliber. Es ist nicht mehr so, dass Mannheim oder Lübeck kommt, wo wir drei Punkte schon vorher fest einplanen konnten. q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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