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Alt 16-09-2003, 13:58   #1
crazy_coco
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Wisst Ihr noch, damals ?

Hi all

hier mal was Nachdenkliches dies ist nur für etwas ältere, junggebliebebe Semester gedacht , ich gehöre wohl auch in diese Kategorie



Wisst Ihr noch, damals ?


Wir haben es tatsächlich geschafft. Kaum zu glauben, aber es ist so..

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber
und die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns
täglich vorbeten und verbieten, müssten wir alle, die in den
Sechzigern bis Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot
sein.


Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und
Formaldehyd sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom
Tapetenleim, dem Kleber des Linoleums oder den PVC-Dämpfen des
Stragula. Wasserfeste Filzstifte hatten Ausdünstungen die benebelten
und wer erinnert sich noch an den leicht salzigen Geschmack des
abzuleckenden
Tintenkillers?


Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch
nicht kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar
verboten, aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten
um es zu glauben.


Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und
Helme.
Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns
unbekannt!
Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen Sicherheitsgurt, noch
an Airbags, Kopfstützen, ABS oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen im
Wagen meines Vaters.


Man saß zwar hinten, aber an einem heißen Sommertag gab es doch nichts
schöneres als seinen Kopf aus dem Fenster (das man damals noch
komplett runterkurbeln konnte) des fahrenden Autos zu stecken und sich
den Fahrtwind ins Gesicht blasen zu lassen, daß man kaum noch Luft
bekam.


Wasser haben wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus
einer Flasche. Wahnsinn!


Wir aßen fettige Schmalznudeln und frischgebackenes Brot mit
fingerdick Butter drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder
künstlich gefärbtes TriTop. Zu fett geworden sind wir deswegen nie,
weil wir immer draußen waren.


Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist
tatsächlich keiner daran gestorben.


Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten oder ähnlichen
Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und splitterigem
Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit
runtergebrettert nur um
festzustellen, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Nachdem wir ein
paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir gelernt auch dieses
Problem zu lösen.


Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt,
höchstens unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein,
als es dunkel wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen
konnte. Wir waren nicht zu erreichen. Keine Handys!


Wenn es regnete spielten wir bei Freunden Monopoly oder Mensch ärgere
dich
nicht, Mühle oder Dame und bauten mit Matchbox Autos ganze Städte auf.
Wir hatten weder Playstations oder Nintendo, X-Boxen oder Videospiele,
keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle oder Surround Anlagen.


Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und
das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab noch Vorfilme,
die immer eine Überraschung waren, weil keiner wußte was zu erwarten
war und
wenn zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film dabei war, hatte
man das ganz große Los gezogen.


Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns diese Freunde
gesucht.. Wir haben Fußball gespielt mit allem was sich kicken ließ
und wenn einer einen echten Lederball hatte war er der King und durfte
immer mitspielen, egal wie schlecht er war.


Um im Verein mitspielen zu dürfen gab es Aufnahmeprüfungen, die nicht
jeder bestanden hat. Wer es nicht geschafft hat, lernte mit der
Enttäuschung
umzugehen.Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat es
weh, wenn man abgeworfen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern
gestürzt,
haben uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen
und Zähne ausgeschlagen. Wir hatten Unfälle! Es waren einfach Unfälle
an denen wir Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür
verantwortlich halten konnte und vielleicht sogar noch vor den Kadi
zerrte.
Wer erinnert sich noch an Unfälle? Unsere Knie und Knöchel waren von
Frühjahr
bis Herbst lädiert und ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht.


Wenn wir uns an Brennesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke
gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt, oder den Nachbars
Hund drüber lecken lassen oder drauf gepinkelt. Geholfen hat alles.


Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau
geprügelt und gelernt damit zu leben und darüber weg zu kommen. Wir
haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen
gefochten und Würmer gegessen. Und obwohl es uns immer wieder
prophezeit wurde, haben wir uns kaum ein Auge ausgestochen und die
Würmer haben auch nicht in uns überlebt.


Wir sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür geläutet und sind
dort geblieben nur um mit ihm zu reden. Manche Schüler waren nicht so
schlau wie andere, also haben sie eine Klasse wiederholt. Sie sind
nicht durchgefallen, sondern wurden von den Lehrern einfach
zurückgestuft.. Zensuren bei Proben wurden nie manipuliert, egal aus
was für Gründen.


Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich. Konsequenzen
waren immer zu erwarten, wenn wir Scheisse gebaut hatten.
Der Gedanke, daß ein Elternteil uns rausklopft wenn wir mit dem Gesetz
in
Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern
stellten sich auf die Seite des Gesetzes.


Stellen Sie sich das einmal vor! Unsere Generation hat einige der
größten Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren eine wahre
Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und Zwang,
Erfolg und
Misserfolg. Verantwortung und Konsequenz. Und wir haben gelernt damit
umzugehen. Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist und Du wirst
sehen, was unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern einmal ein Auge
zudrückten, anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken.
Unsere Eltern trauten uns zu die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Meistens hat es geklappt. Die paar Mal, die daneben gingen zählen
wir zu unseren Lebenserfahrungen.




Zur Erinnerung an die
Zeit, als Kinder noch Kinder waren und noch keine Anwälte mit
Schadensersatzklagen und Regierungen mit kinderfeindlicher Politik
unseren Alltag bestimmten.



P.K. Ja Ja , die Zeiten ändern sich halt, Mann was waren wir damals für harte Jungs
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liebe Grüße von Coco
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