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Alt 21-01-2009, 07:50   #10
621Paul
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Tageskommentar von Michael Winkler

Haben Sie sich den Nachmittag freigehalten? Ab 17:00 Uhr wird die Krönungsmesse des Messias' übertragen. Die Hoffnungen der ganzen Welt schreiten unter Hosianna-Rufen ins neuzeitliche Jerusalem, ein Palmsonntag für die ganze Welt. Das Original wurde fünf Tage später ans Kreuz genagelt, um am folgenden Sonntag wieder aufzuerstehen. So weit sind die Planungen der US-Regierung meines Wissens aber noch nicht gediehen.

Gut, man kann auch Roland Koch in ein langes, wallendes Gewand aus groben Leinen stecken und ihn von einem Esel nach Wiesbaden tragen lassen, und doch wird er immer Roland Koch blieben. Mit Barack Obama verhält es sich nicht anders. Er unterscheidet sich nicht wirklich von Roland Koch, auch wenn man ihm im Moment die Nummer mit dem Esel abnehmen würde. Er ist ein ebenso arrangierter Politiker, wie jeder Parteifuzzi, der bei uns herumläuft.

Das Regierungssystem der USA hat sich über Jahrhunderte hinweg in einer Weise entwickelt, daß Unfälle nicht mehr vorkommen. John F. Kennedy war der Letzte, der es gewagt hatte, aus der für ihn vorgesehenen Rolle auszubrechen. Er hatte die Kuba-Krise recht gut gemeistert, wollte dann aber das Recht zur Geldschöpfung getreu der US-Verfassung wieder dem Kongreß zurückgeben, was jenen Leuten, die sich mit der Zentralbank so bestens eingerichtet hatten, nicht in den Kram paßte. Was dazu führte, daß er einer Bleikugel in den Weg fuhr.

Barack Obama wurde über Jahrzehnte hinweg aufgebaut. Wer Senator werden möchte, also eine Position, die es für gerade mal 100 Leute gibt, wird gründlich ausgesiebt. Er muß dafür jeder Stelle, die irgendwie Einfluß besitzt, seine Loyalität versichern. Ein Sohn armer Leute kommt nur durch Förderung nach oben, und das nicht ohne Gegenleistung. US-Universitäten sind teuer, wer dort ohne reiche Eltern studieren möchte, muß wie Obama ein viel versprechender junger Mann sein. Oh, das ist nicht die neue Rechtschreibung, der Begriff "vielversprechend" ist hier nicht gemeint.

Nach seiner Ausbildung muß der junge Mann seine Versprechen einlösen, um sich der Gunst seiner Förderer zu versichern. Die Kampagne für den Senat kostet bereits Millionen und die bekommt ein unbekannter Kandidat nicht von kleinen Leuten gespendet, sondern von reichen und mächtigen Leuten, die eine Gegenleistung erwarten. Und nur, wenn diese Gegenleistung geliefert wird, geht es weiter nach oben, ansonsten endet die Karriere nach einer Amtsperiode.

Präsident zu werden kostet noch viel mehr und benötigt noch mehr gute Freunde, denen sich der Kandidat verpflichten muß. Ob nun die jüdische Lobby, die Geldmagnaten der Ostküste, der militärisch-industrielle Komplex - der Kandidat muß ihnen genehm sein. Deshalb gibt es keinen Messias, sondern nur einen Mann, der zum Messias aufgebaut worden ist. Hier wird ein kleines Strohfeuer der Hoffnung entfacht, die aber nicht zu erfüllen ist.

Ein Spiel mit dem Feuer ist immer gefährlich. Die Hosianna-Rufer hatten ganz bestimmte Erwartungen, die Errichtung eines irdischen Königreiches, statt eines himmlischen. Da Jesus Christus sie enttäuschen mußte, haben dieselben Leute "Ans Kreuz mit ihm!" gerufen. Wie lange werden sie bei Obama brauchen, bis sie entdecken, daß dieser Messias das nicht vermag, was alle erhoffen?


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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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