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Alt 23-08-2003, 11:38   #343
Stefano
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hola,

EINWURF: Kleines Karo

Peter Schuster spricht von Meilenstein-Monitoring. Yeah! Hört sich verdammt gut an. Genauso wie Balanced Scorecard, Due Diligence, Benchmarking oder - schon leicht abgegriffen - Shareholder Value. Noch ein Yeah! Nein, ein vierfaches! Mit Begriffen dieser Art, Marke Erstsemester BWL, kann man Eindruck schinden, zumindest bei jenen, die von den globalen Netzwerken der Wirtschaft keinen Schimmer haben. Andere lassen sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen und attestieren hohles Management-Chinesisch mit nervenden Anglizismen. Wenn Peter Schuster, Vorstandschef der Eintracht Frankfurt Fußball AG, also von Meilenstein-Monitoring spricht, meint er: Er studiert die Tabelle (vermutlich im verhassten Sportteil der Tageszeitung) und liest ab, wie viele Zähler die Eintracht aufs Punktekonto geschaufelt hat. Sind es zu wenige, werden gegebenenfalls Ziele revidiert. Chapeau!

Mit solch tiefen Einsichten und herrischem Gehabe hat der 60-Jährige, ein promovierter Jurist, nun auch Bernd Hölzenbein brüskiert. Schuster, der den Weltmann mimt, indes mehr als 20 Jahre bei der Hoechst AG als Syndikusanwalt die Ärmelschoner abwetzte, bot Hölzenbein - über dessen Verpflichtung sehr wohl zu streiten ist - einen Vertrag bis 31. Januar an. 2004, wohlgemerkt. Fünf Monate! Im schnelllebigen Geschäft rund um die Balltreterei, da Schuster selbst Kontinuität das Wort redet, zeugt das von unglaublicher Weitsicht.

Schlimmer noch: Schuster hat den Weltmeister von 1974, ein bodenständiger Mann aus Diez, vorgeführt, hat ihn im Gespräch mit englischen Einträgen aus dem Wirtschafts-Lexikon bombardiert, um dann abzuwinken, frei nach dem Motto: So einen Provinz-Heini kann ein expandierendes mittelständisches Unternehmen wie die Eintracht nicht brauchen. Nicht nur Hölzenbein vermutet, dass Schuster ihn in vollem Bewusstsein der Lächerlichkeit preisgegeben hat. In jedem Fall ist Schusters Vorgehen nicht nur provinziell, der Neue aus Kelkheim trägt auch noch erbärmlich kleines Karo.

In weiten Teilen des Vereins löst der Name des blasierten Hobby-Kickers Schuster, der mit seinem Fachwissen hausieren geht wie Zeugen Jehovas mit dem "Wachtturm", inzwischen ohnehin blankes Entsetzen aus. "So schlimm war die Situation noch nie", sagte ein Eintracht-Insider, "Schuster ist eine Katastrophe für die Eintracht." Der denkwürdige Auftritt vor der Frankfurter Sportpresse am Freitagmittag passt wunderbar ins Bild. Von oben herab, schier platzend vor Selbstgefälligkeit, dozierte der selbst ernannte Business Angel über Fußball und Wirtschaft und offenbarte dabei eine erschütternde Weltfremdheit. "Der Job bei der Eintracht ist ein Kinderspiel gegen das, was ich sonst mache", tönte der Unternehmensberater. Er wäre nicht der erste, der erkennen muss, dass sich die Gesetze des Marktes nicht leichterdings auf die Fußball-Bundesliga übertragen lassen.

Aber der Mann ist gut positioniert. Die Aufsichtsräte Franz Josef Jung (CDU) und Achim Vandreike (SPD) sowie Hauptsponsor Fraport haben sich für ihn verwandt. Warum auch immer.
q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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