Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 23-08-2003, 11:35   #341
Stefano
TBB Family
 
Benutzerbild von Stefano
 
Registriert seit: Aug 2000
Ort: Hessen
Beiträge: 8.226
Angry

hola,

ich habs ja geahnt

Tollhaus Eintracht

24 Stunden vor dem heutigen Spiel (15.30 Uhr) gegen Hertha BSC Berlin stand bei der Frankfurter Eintracht wieder einmal alles andere als der Sport im Mittelpunkt. Denn nach der obligatorischen Pressekonferenz mit Trainer Willi Reimann bat Peter Schuster, der neue Vorstandschef der Eintracht AG, die Journalisten zum Gespräch - und vom Hertha-Spiel sprach alsbald niemand mehr.

Der Jurist aus Kelkheim sah sich genötigt, zur gescheiterten Verpflichtung von Eintracht-Legende Bernd Hölzenbein als Manager Stellung zu nehmen. Hölzenbein, so legte der 60-Jährige dar, habe als "Projektleiter Nichtabstieg" verpflichtet werden sollen, um sich "hauptsächlich um die Spielersichtung" zu kümmern; eine Arbeit, die bei der Eintracht indes bereits seit Jahren verrichtet wird: durch Rekord-Bundesligaspieler Karl-Heinz Körbel. Hölzenbein sollte nur einen befristeten Vertrag bis Ende Januar erhalten. Zudem, fuhr Schuster unbekümmert fort, hätte Willi Reimann bei Spielerverpflichtungen das letzte Wort behalten. Der Eintracht-Trainer soll sich von Anfang an gegen eine Rückkehr Hölzenbeins in die Verantwortung ausgesprochen haben.

Wie überhaupt Hölzenbein den Verdacht nicht los wird, dass es sich bei der Offerte der Eintracht "um eine Alibi-Veranstaltung" gehandelt habe. "Wenn ich das Angebot angenommen hätte, dann hätte ich hinterher nicht mehr in den Spiegel schauen können", sagte der Weltmeister von 1974 gestern der FR. "Was hätte ich denn machen sollen bis Januar?", fragt sich Hölzenbein, "die Transferliste ist bis dahin ja geschlossen". Schuster habe im Gespräch mit ihm ständig betriebswirtschaftliche Anglizismen verwendet und ihm nach seiner Absage wissen lassen, dass er persönlich enttäuscht vom Ex-Profi sei. Hölzenbein dagegen fühlte sich nach nunmehr monatelangem Hin und Her um seine Person "befreit", das Angebot sei ohnehin seiner Meinung nach nicht wirklich ernst gemeint gewesen.

Diese Vermutung erscheint nachvollziehbar, zumal Schuster Hölzenbeins Angebot zur Güte, ihn statt mit einem Fünf-Monats-Vertrag mit einem Kontrakt bis zum Saisonende auszustatten und diesen bei Klassenerhalt mit einer Option für die kommende Saison zu versehen, rundheraus ablehnte. Hölzenbein empfindet das Verhalten des Vorstandschefs als "Missachtung meiner Person", als "Respektlosigkeit, die in der Bundesliga in dieser Form wohl ohne Beispiel ist". Schuster habe ihm überdies vermittelt, er, Schuster, besitze ohnehin genügend Fußball-Kompetenz. Der Eintracht-Fahrensmann, schwant einem Eintracht-Insider, sei "bewusst bloß gestellt worden, um später eine andere Lösung durchsetzen zu können".

Schuster indes zeigte sich überrascht von Hölzenbeins Absage: "Das führe ich auf die Meinung seiner Frau zurück. Dabei hätte es für ihn bestimmt ein Anschlussprojekt gegeben." Er habe Hölzenbein, der bei der Eintracht schon als Vizepräsident und Manager wirkte, den Unterschied zwischen variablen und fixen Kosten zu erklären versucht. "Das haben während meiner Tätigkeit für die Hoechst AG auch die Rotfabriker verstanden", ätzte Schuster. Urteil eines darob empörten Eintracht-Mannes aus dem "Inner Circle": "So tritt man nicht mal einen Dackel." Das Binnenklima, hört man aus dem Aufsichtsrat, sei durch die unerträgliche Arroganz und Selbstüberschätzung von Schuster "erheblich vergiftet". Schuster, so die Kritik, habe keine Ahnung, was in der Fußball-Bundesliga gefragt sei, unter anderem zum Beispiel ein Gefühl für die Emotionen der Fans und langjährigen Wegbegleiter wie Hölzenbein.

Trotz des bizarren Stellenprofils ist sich Schuster sicher, bis September einen qualifizierten Kandidaten für den Posten zu finden. Er sei ja "kein eiskalter Wirtschaftfachmann". Und überhaupt kenne er sich bei der Eintracht, für die er in der Jugend spielte, genau aus: "Deshalb muss ich hier neue Management-Techniken reinbringen." Wie die aussehen sollen, bleibt bislang sein Geheimnis. Dafür gab's Nachhilfe aus der Abteilung fortgeschrittenes Personalwesen: "Vor unseren Verhandlungen hätte ich mir von Herrn Hölzenbein, den ich für einen exzellenten Fußballfachmann halte, gerne erklären lassen, wie er 1974 den Elfmeter herausgeholt hat."

Dabei sieht sich Schuster, erst seit zwei Wochen im Amt, derzeit eher mit Defensivaufgaben betraut. Nicht zuletzt, weil das Ende der Transferfrist am 31. August heraufzieht, versteht er sich als "Feuerwehr" bei der Eintracht. Der erste Löscheinsatz galt einem guten Bekannten: Andreas Möller. Schuster bestätigte, dass Interesse an einer Verpflichtung des Ex-Nationalspielers besteht, der im Sommer seine Karriere beendet hat. Noch aber hat der bei der Freiwilligen Eintracht-Feuerwehr nicht angefragt: "Herr Möller hat mich noch nicht angerufen", sagte Schuster.
q: ehp
__________________
Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
Stefano ist offline   Mit Zitat antworten