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Alt 22-08-2003, 14:11   #340
Stefano
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hola,

"Viele haben die Hosen voll"

Frankfurter Rundschau: Die 0:3-Pleite in Rostock konnten Sie nur auf Premiere verfolgen. Ist Ihnen die Fernbedienung aus der Hand gefallen?

Jens Keller: Nach 20 Minuten habe ich zur Konferenz umgeschaltet, weil es mir weh getan hat, wie wir gespielt haben und ich nicht das Gefühl hatte, dass wir eine Chance haben würden.

Welche Gründe hatte die Niederlage?

Die kann ich nicht benennen. Für mich zählt auch nicht, dass ich verletzt bin, das ist eine zu einfache Ausrede. Verletzt war ich gegen Leverkusen auch, aber da haben wir überragend gespielt.

Haben Sie in irgendeiner Weise Verständnis für David Montero?

Darüber möchte ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen. Es war so, dass sich das ganze Team für ihn eingesetzt hat. Der Mannschaftsrat hat dafür gesorgt, dass er überhaupt weiterspielen konnte, sonst wäre er vergangenes Jahr schon geflogen. Deshalb ist die Enttäuschung auch in der Mannschaft sehr groß. David ist an seiner Situation selbst schuld. Wir haben ihm jegliche Hilfe angeboten, aber er war immer erhaben über diese Sache. Deshalb kann ich die Entscheidung des Trainers voll verstehen. Wenn er in dieser Sache irgendwelche Kompromisse macht, würde er die Gemeinschaft schwächen, weil sich dann jeder gewisse Dinge herausnehmen könnte. Es kann nicht sein, dass so etwas vier Mal im Jahr passiert. Was David gemacht hat, ist Egoismus pur. So etwas zeigt den Charakter des Spielers. Dass er sich nach so einem Spiel zuknallt, egal, ob er gespielt hat oder nicht, und in der Öffentlichkeit feiert, verstehe ich nicht.

Sportlich schwächt der Verzicht die Eintracht zusätzlich, oder?

Dass unser Kader dadurch in der Defensive zu dünn ist, ist klar. Deshalb muss man handeln.

Sie haben schon vorher geäußert, dass das Team erfahrene Verstärkung braucht, für die aber kein Geld da ist.

Ich würde es bitter finden, wenn wir absteigen, denn dann hätte der Verein finanziell schwer zu tragen. Man hat in Rostock und auch in der ersten Hälfte in München gesehen, dass etwas fehlt und der Respekt auswärts bei uns zu groß ist. Viele haben die Hosen voll, unter anderem ein Spieler wie Jones, der die Gegenspieler mit offenen Mund begrüßt. Wenn man Angst hat, ist es unheimlich schwer, Leistung abzurufen. So etwas bekommt man am ehesten weg, wenn man erfahrene Spieler hat, die das Geschäft jahrelang kennen. Wir haben bei uns einfach zu wenig Spieler mit Bundesligaerfahrung. Dass die Jungs kicken können, haben sie gegen Leverkusen gezeigt.

Wie sollen sie ihr Können besser umsetzen?

Das ist eine Kopfsache, die man so schnell nicht wegbekommt. Aber wenn der Verein kein Geld hat, kann man nichts machen. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen.

Jermaine Jones beklagt, dass in dieser Saison jeder Spieler mitreden wolle.

Das sehe ich nicht so, denn auch unsere acht Neuzugänge haben sich wunderbar eingefügt. Dass Jermaine nicht zufrieden ist, weil er auf der Bank sitzt, ist klar, aber er muss erst mal überprüfen, ob seine Leistung gestimmt hat.

In "Sportbild" hat er den Trainer kritisiert.

Das Interview zeigt sein Alter. Jermaine muss lernen, auch mit Negativschlagzeilen umzugehen. Wenn er das nicht kann, braucht er auch keine große Lippe zu riskieren. Als er ständig mit seiner Boygroup in der Zeitung stand, fand er das auch ganz toll. Er wird noch viel lernen müssen und viel auf die Ohren kriegen in seinem Leben. Jones redet erst mal, bevor er Leistung bringt.

Er findet offene Ohren.

Das Problem ist auch durch die Medien bedingt. Jonsi wird als Hoffnungsträger für die WM 2006 hingestellt. Dabei hat er noch kaum was erreicht. Er hat im vergangenen Jahr fünf Tore gemacht, was ist das? Er war ja nicht der überragende Stürmer in der zweiten Liga. Dass so ein Junge abhebt, ist normal. Ich weiß nicht, ob man ihm da einen Vorwurf machen kann. Dass er Qualität hat, habe ich immer gesagt. Aber dass er solche Aussagen machen kann, dafür muss er Leistung über einen längeren Zeitraum gezeigt haben.

Hat ihm das mal jemand gesagt?

Ich habe schon probiert, ihm das klarzumachen, aber anscheinend lernt er nicht. Seine Aussagen werden wie ein Bumerang zurückkommen. Sie zeigen, dass der Junge noch nicht reif genug ist. Bevor ich solche Aussagen mache, gehe ich zum Trainer und frage, wieso ist das so oder so? Wenn ich in der Zeitung große Sprüche machen kann, muss ich auch die Courage haben, mit dem Trainer zu reden.

Wie sind die Aussichten gegen Hertha?

Da sehe ich eine Riesenchance, weil Hertha auch extrem unter Druck ist. Der ist noch größer als bei uns. Das müssen wir ausnutzen und couragiert ins Spiel gehen. Wenn die merken, dass die Fetzen fliegen, glaube ich, dass denen mehr die Flatter geht als uns.

Und wann spielen Sie wieder?

Ich werde mir keinen Druck machen und zu früh anfangen, denn dann kann ich meine Karriere an den Nagel hängen. Dafür bin ich aber noch zu jung.
q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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