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Alt 12-03-2003, 12:21   #105
Stefano
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Lightbulb So langsam kommt auch bei Reimann Euphorie auf

hola,

hoffentlich heben sie net ganz ab...die nächsten beiden heimspiele gegen die alemania und den namnesvetter aus trier müssen erst gewonnen werden

Eintracht Frankfurt unterstreicht mit einer starken Leistung die Aufstiegambitionen

Zum guten Schluss ist Willi Reimann in die Fankurve gelaufen und hat zweimal zwei Finger gespreizt: Victory. Es sah ein bisschen unbeholfen aus, weil man das so gar nicht gewohnt ist von dem Mann, der seine Emotionen gepflegt zu zügeln weiß. Dazu hat der Trainer gelächelt. Es war ein schönes Bild.

Minutenlang wirkte Willi Reimann richtig gelöst und locker. So locker wie kurz zuvor Eintracht Frankfurt den 2:0-Erfolg beim eher harmlosen MSV Duisburg nach Hause geschaukelt hat, und deutlich entspannter als vor Wochenfrist. Da hatte sich der Fußballlehrer nach einem Heimsieg in der anschließenden obligatorischen Pressekonferenz nur zu einem dürren Sätzchen durchringen können. Dieses Mal schien es so zu sein, als falle dem Mann im blauen Trainingsanzug eine Last von den Schultern - selbst die Verletzung seines letzten verbliebenen Stürmers Markus Beierle, Muskelfaserriss, links, Oberschenkel, zwei Wochen Pause - nahm er mit der gebotenen Leichtigkeit: "Nun sind mir alle Stürmer ausgegangen."

Nun ist es aber so bei Reimann, dass der Einzelne wenig gilt, die Mannschaft aber alles. Und in die stürmende Rolle von Beierle wird eben ein anderer schlüpfen, Dino Toppmöller oder Bakary Diakité etwa, Hauptsache: Das Gefüge ist intakt. "Heute", sagt Reimann, und das ist aus seinem Munde der Ritterschlag, "hat die Mannschaft wieder funktioniert." Das ist das ganze Geheimnis des überraschenden Frankfurter Höhenflugs: Die mannschaftliche Geschlossenheit, in der jeder seinen Egoismus zugunsten des großen Ganzen zurückstellt. Und das auch noch als selbstverständlich empfindet.

Tatsächlich war das Frankfurter Spiel von - für Zweitligaverhältnisse - beeindruckender Qualität; zeitweise lief der Ball wie auf Schienen durch die Reihen, zudem sprühte die Elf geradezu vor Spiellaune. Als ungemein ballsicher entpuppte sich das Frankfurter Kollektiv bienenfleißiger Dauerläufer, das dem Gegner in allen Belangen turmhoch überlegen war. "Das war fast schon Bayern-München-mäßig", lobte Scout Karl-Heinz Körbel vielleicht eine Nuance zu laut. Trotzdem war unverkennbar: Da steht eine Mannschaft auf dem Feld, die sehr genau weiß, dass es nur konzentriert, nur gemeinsam, nur an einem Strang ziehend geht, womöglich bis zum ganz großen Ziel: "Wenn wir weiterhin diese Leistung abrufen, werden wir bis zum Schluss oben bleiben", sagt der neuerlich überragende Kapitän Jens Keller, Abwehrstabilisator, Spielgestalter, guter Geist der Elf und am Montag auch Torschütze in Personalunion.

Es war die Art und Weise, wie Eintracht Frankfurt bei den eigentlich stärker eingeschätzten Duisburgern auftrat, die bemerkenswert war: So sicher, souverän, fast selbstverständlich sicherten sich die Hessen den Sieg, der praktisch nach dem Tor des bärenstarken Jean-Clotaire Tsoumou-Madza feststand, denn danach bekam der MSV kein Bein mehr auf den Boden, "clever runtergespielt", lobte denn auch MSV-Trainer Norbert Meier. So abgebrüht, abgeklärt und ausgebufft agierte die Elf, dass selbst Keller fand, dass "es besser nicht laufen kann." Nach dem 2:0 "war die Messe gelesen" (Reimann), da waren gerade 52 Minuten absolviert.

Und Eintracht Frankfurt macht offenbar aus der Not Tugenden: Angesichts des Mangels an angreifendem Personal erzielten eben Abwehrspieler die Tore. "Improvisieren war immer unsere große Stärke", sagt Keller. Also nutzte man zwei Standardsituationen zu den zwei Toren, "Bayern-München-mäßig" eben. Dazu ist der geschlossene Defensivblock mit einem halben Dutzend Spielern (Bindewald, Keller, Tsoumou-Madza, Wiedener, davor Schur und Montero) richtig schwer zu überwinden: Es kostet den Gegner viel Kraft und Konzentration, einen halbwegs gefährlichen Angriff zu starten. "Wir lassen kaum was anbrennen", sagt Keller, weswegen die Eintracht auch die beste Auswärtsmannschaft (mit 22 Punkten) ist. "Wir spielen kein Harakiri, sondern wir bewahren die Geduld", sagt Reimann.

Und das Team hat offenbar auch seine kleine Krise nach der Winterpause überwunden, als es so aussah, als ginge ihm die Puste aus. "Es macht uns riesig Spaß, da oben zu stehen", sagt Reimann, und er spricht inzwischen auch immer unverhohlener vom Aufstieg. "Wir hätten nichts dagegen." Tatsächlich hat sich die Ausgangslage der Frankfurter zehn Spieltage vor Saisonende am 25. Mai mit diesem "überzeugenden Sieg" (Reimann) deutlich verbessert: Sechs Heimspiele (Aachen, Trier, Lübeck, Berlin, Mannheim und Reutlingen) stehen vier Auswärtsspiele (Ahlen, Braunschweig, Mainz, Oberhausen) gegenüber, 15 Punkte müsste die Eintracht zum Aufstieg wohl noch auf ihr Konto (46 Punkte) scheffeln. Das ist keine ganz schlechte Perspektive. Womöglich kann Reimann bald wieder Finger spreizen. q:e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!

Geändert von Stefano (12-03-2003 um 12:32 Uhr)
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