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Alt 14-06-2005, 20:09   #46
Starlight
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Der "King of Pop" ist frei… und in Geldnot

Michael Jackson ist ein freier Mann. Das heißt nicht, dass der „King of Pop“ auf einen Schlag alle Sorgen los ist. Im Gegenteil: Jacksons Image ist ruiniert, seine Gesundheit angeschlagen, das Konto leer… letzteres nicht zuletzt wegen der hohen Gerichtskosten einschließlich sechzig eigens für den Prozess geschneiderter Kostüme.
Wie sinnvoll die Investition in maßgeschneiderte Kostüme für jeden neuen Gerichtsauftritt ist, lässt sich schwer einschätzen. Vorgeschrieben ist solch extravagantes Verhalten vor kalifornischen Gerichtshöfen nicht, auch die Norm sieht anders aus. Doch gehören derlei Macken untrennbar zur Kunstfigur Michael Jackson. Und die hat Pflege nötig, denn sein Show-Talent könnte letztlich der letzte Strohhalm für den mittlerweile 46-jährigen Popstar sein, der zwar höchstwahrscheinlich nicht pleite ist, aber doch dringend Geld braucht.

Jacksons Problem: Ihm fehlen liquide Mittel. Die bekam er zuletzt von der Bank of America, die dem Popstar zwei Kredite über insgesamt 270 Millionen Dollar gewährte. Erst vor einem Monat veräußerte die Bank diese Kredite allerdings an einen New Yorker Hedgefond der Fortress Investment Group, die ein unnachgiebiger Gläubiger sein dürfte. Einer der beiden Kredite, nach Angaben von CNN im Wert von 200 Millionen Dollar, soll im Dezember dieses Jahres in voller Höhe fällig sein.

Jackson muss nun hoffen, dass sein Freispruch im Mißbrauchs-Prozess Geldgeber zu neuen Krediten ermuntert, mit denen er zumindest seinen kurzfristigen Verpflichtungen nachkommen und einen Verkauf seiner nicht-liquiden Anlagen verhindern könnte. Gelingt Jackson eine solche Restrukturierung nicht, müsste er unter Umständen seinen Anteil an einem Joint Venture mit der Plattenfirma Sony veräußern, mit der er die Rechte am Beatles-Katalog hält. Die Verwertungsrechte für Hits wie „Yesterday“ und „Seargent Pepper“ hatte Jackson 1985 für 47,5 Millionen Dollar ersteigert – und dabei seine Freundschaft mit Ex-Beatle Paul McCartney verraten. Heute wird der Wert seines Investments auf 400 bis 500 Millionen Dollar geschätzt.

Jacksons eigener Katalog wird von Experten auf einen Wert von 75 Millionen Dollar geschätzt. Die Rechte daran hält der Sänger über sein Unternehmen Mijac Music. Dass ihm sein eigenes Repertoire finanziell aus der Klemme helfen könnte, bezweifeln Experten allerdings. Der Verkauf von Jackson-Alben ist in den vergangenen Jahren stark eingebrochen, in Fernsehen und Radio taucht seine Musik ebenfalls seltener auf. Die Tantiemen nehmen ab.

Auf bis zu 600 Millionen Dollar schätzen Experten den Wert von Jacksons Immobilien-Besitz. Den größten Teil davon macht Neverland aus, die etwa 1100 Hektar große Ranch in Kalifornien, auf der neben dem Jacksons herrschaftlichem Haus auch sein Freizeitpark und Zoo untergebracht sind.

Was diese immobilen Anlagen langfristig gefährdet, ist Jacksons bekanntlich unkontrollierter Lebensstil. Den hat John Duross O’Bryan bewertet, der als investigativer Buchprüfer auch im jüngsten Prozess gegen Jackson als Zeuge gehört wurde. O’Bryan schätzt, dass der ehemalige Weltstar jährlich 20 bis 30 Millionen Dollar mehr ausgibt als er einnimmt.

Ganz aussichtslos ist die Lage für Jackson allerdings nicht. Obwohl der Sänger mit Sicherheit nie mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen kann – „Thriller“ ist mit 45 Millionen verkauften Expemplaren bis heute das meistverkaufte Album der Welt –, sieht mancher den Popstar noch lange nicht am Ende seiner Karriere. Anthony DeCurtis, Redakteur beim Musikmagazin Rolling Stone, etwa glaubt, dass Jackson durchaus den Sprung zu einem reiferen Musiker findet kann, der mit einem neuen Album und einer Tour wieder die Herzen der Fans erobert.

Die Fans hatten zuletzt nicht viel Grund, optimistisch zu sein: Die letzten musikalischen Versuche von Michael Jackson floppten, zuletzt war das Album „Invincible“ mit nur 2,1 Millionen verkauften Exemplaren ein Ladenhüter. Weniger als eine Million Exemplare verkauften sich seit 2003 von „Number Ones“, einer Sammlung ohne neue Songs. Das lässt fast schon wieder hoffen: Denn so loyal wie MJ-Fans auch die alten Hits noch kaufen, so loyal dürften sie weltweit die Stadien stürmen, sollte der „King of Pop“ doch noch einmal zu einer Live-Audienz bitten. Jacksons letzte Europa-Tournee spielte immerhin 90 Millionen Dollar ein – Geld das der Star jetzt dringend gebrauchen könnte.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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