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Alt 28-05-2002, 16:31   #1
arpad
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Post Anleihen Ticker

Für die 21. Kalenderwoche 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Telekom, Telekom, Telekom. Es gibt für den Bondmarkt momentan kaum etwas anderes als dieses Thema. Die Sorgen und Ängste der Investoren sind in der Regel berechtigt. Zu viele Unternehmen haben sich in den letzten Monaten als reine Geldvernichtungsmaschinen herausgestellt. Bei manchen steckte schlicht und einfach Unvermögen dahinter, aber bei viel zu vielen Unternehmen waren kriminelle Subjekte am Werk. Die Gerichte werden sicherlich noch Jahre damit beschäftigt sein, alle Ansprüche und Vorwürfe im Detail zu klären.

Zu den wichtigsten Meldungen dieser Woche:

Qwest ist auf Junk Niveau gefallen. Die angeschlagene Qwest Communications International hat am Mittwoch ihren Investmentgrad bei Standard & Poor's verloren. Weder unerwartet, noch unberechtigt. S&P ging bei Qwest auf "BB+", allerdings nur unter der Voraussetzung, daß der Verkauf der Gelben Seiten wie geplant durchgeht. Ansonsten fällt das Rating weiter. Die Anleihen stürzten in der Folge auf Rekordtiefs. Gestern konnte dann eine eilig einberufene Investorenkonferenz wieder für etwas bessere Stimmung sorgen: Das Management versicherte, daß alle in diesem Jahr fälligen Schulden getilgt werden und die darüber hinaus anstehenden Verbindlichkeiten durch Vermögensverkäufe gedeckt werden sollen. Das einzulösen wird Qwest schwer fallen, denn in der jetzigen Situation ist es unwahrscheinlich, daß das Unternehmen auch nur annähernd die Preise erzielen kann, mit denen sie in der Bilanz stehen.

KPN überrascht die Börse mit geringeren Verlusten. Der niederländische Telefonkonzern meldete für das 1. Fiskalquartal 2002 einen Nettoverlust von 348 Mio. Euro, nachdem der Verlust im Vorjahresquartal noch bei 539 Mio. Euro lag. Gleichzeitig stieg der Umsatz von 2,96 Mrd. Euro auf 3,26 Mrd. Euro. Beim operativen Ergebnis, vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen (EBITDA), blieb KPN zudem mit 1,06 Mrd. Euro deutlich über der eigenen Prognose von 938 Mio. Euro. Eine strengere Kontrolle der Kosten war für das höhere EBITDA ausschlaggebend. Allerdings wird KPN im laufenden Quartal die Beteiligung an KPNQwest (39,9%) vollständig abschreiben dürfen, denn:

KPNQwest hat Gläubigerschutz beantragt. Der Vorstand hat sich komplett verabschiedet mit den Worten, daß nicht mehr viel zu tun sei. KPNQwest, die im Februar 2000 noch eine Marktkapitalisierung von 42,8 Mrd. Euro erreichten, wird nun voraussichtlich in kleine Stücke zerschlagen und an Interessenten verkauft. Das Unternehmen verfügt über ein Glasfasernetzwerk in Europa, das insgesamt eine Strecke von 25.000 km umfaßt. Mögliche Interessenten sind Colt Telecom oder Worldcom. Um gleich beim Thema zu bleiben:

Es wird Zeit, die Worldcom-Anleihen zu verbilligen. Nachdem das Management einen wichtigen Schritt bei den Verhandlungen mit den Banken vorangekommen ist und kurz danach die Streichung der Trackingaktien bekannt gab, hat der Bondmarkt sofort mit Kurssteigerungen reagiert. Ich hatte Ihnen angekündigt, daß ich die Anleihen verbilligen werde, sobald der gewaltige Sell-Off vorüber ist. Selbstverständlich kann ich auch noch zu diesem Zeitpunkt weitere Risiken nicht ausschließen, aber wenn sich Worldcom erholen wird, wonach momentan alles den Anschein hat, sind die Anleihen ein Schnäppchen, bleiben aber nur wenige Tage so überverkauft. Daher wage ich diesen sehr risikoreichen Schritt und ziehe meinen Einstandskurs herunter.


Quelle:Fmresearch
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arpad
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