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Alt 16-10-2003, 21:40   #82
cade
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Der Fall Gerresheimer

Gekauft: Finanzinvestoren übernahmen den Glashersteller für 15 Euro je Aktie.
Geprüft: Laut Gutachten war jedes Papier 16,12 Euro wert.
Genutzt: Auch die Gerresheimer-Vorstände verdienen an der Übernahme.


Ein echter Experte für das Herausquetschen freier Aktionäre ist die Hamburger WP-Gesellschaft Susat & Partner. Bereits bei zehn Squeeze-outs hat Susat die Firmenbewertung erstellt - als Gutachter fungierten die Hamburger sogar in rund 30 Fällen.

Häufig tragen die Schriftstücke die Unterschrift von Peter Bartels, einem der Gesellschafter von Susat. Bartels, ein viel beschäftigter Mann, der nebenbei auch Richter in Sachen Firmenbewertung schult, kann in der engen Verzahnung von Bewerter und Gutachter kein Problem erkennen. Etwaige Differenzen würden bereits im Verlauf der Prüfung angesprochen; eine korrekte Unternehmensbewertung sei trotz Zeitdruck stets sichergestellt.

Aktionärsvertreter sind da ganz anderer Ansicht - mit nachvollziehbaren Argumenten. Immer wieder werden die Ertragsaussichten der Unternehmen sehr ungünstig eingeschätzt und mit üppigen Risikozuschlägen abgezinst. Folge der großzügig ausgenutzten Spielräume: Der errechnete Firmenwert - und damit die Abfindung der freien Aktionäre - ist oft erstaunlich niedrig.

Nahezu jeder deutsche Squeeze-out landet deshalb vor Gericht. Egal ob Mannesmann, Dresdner Bank, Edscha oder Gerresheimer - regelmäßig versuchen Anlegervertreter die Abstandssumme in so genannten Spruchverfahren aufzustocken. Ihre Erfolgsbilanz spricht für sich. In rund 90 Prozent aller Verfahren, schätzen Experten, erhöhen die Richter im Nachhinein die Abfindung. Allerdings vergehen auf dem zähen Weg durch die Instanzen manchmal mehr als zehn Jahre. Ein neues Gesetz, das im September in Kraft tritt, soll den Prozess nun beschleunigen.





Gut möglich, dass auch im Fall Barilla/ Kamps ein Spruchverfahren in Gang kommt. Auch wenn es auf den ersten Blick aussieht, als ob die Italiener die Kleinaktionäre fair behandelt haben - der Squeeze-out-Preis von 12,14 Euro liegt deutlich über dem von Susat errechneten Ertragswert von 7,19 Euro pro Aktie -, blieben auf der Hauptversammlung einige Fragen offen.

Haben die Barilla-Brüder tatsächlich viel zu viel Geld für einen heruntergewirtschafteten Backkonzern bezahlt? Oder ist der Laden am Ende doch mehr wert, wie einige Kleinaktionäre mutmaßen? Im Zweifel wird wieder ein Gericht die Preisfrage entscheiden
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viele grüsse

cade
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