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Alt 12-08-2003, 09:09   #308
Stefano
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hola,

Das Los des Aufsteigers
Die Frankfurter Eintracht bekommt schmerzlich zu spüren, dass Fehler in der Bundesliga bestraft werden / Keller erlitt nur Knorpelabsplitterung


Ein bitteres Lachen kann sich Du-Ri Cha, das höfliche Kraftpaket im Dienste von Eintracht Frankfurt, nach der zweifachen kalten Dusche bei 40 Grad nicht verkneifen. Der südkoreanische Stürmer bürstet mit der Handfläche über die raspelkurzen Stoppelhaare, zuckt mit den Schultern und sagt treuherzig, er fühle sich jetzt, da das 1:2 des hessischen Aufsteigers gegen Bayer 04 Leverkusen eingetütet ist, als sei er ein Zeitreisender in Sachen Fußball. Mit Bielefeld habe er im Abstiegskampf des vergangenen Jahres viele solcher Spiele erlebt wie die Eintracht nun dieses sonntägliche gegen Leverkusen. "Wir waren auch immer nahe dran", sagt der 23-Jährige, "und haben dann auch immer so saublöde Tore kassiert." Cha erinnert an ein Spiel beim FC Schalke 04, als die Arminia bis zur 90. Minute höchst abgebrüht auftrat und 1:0 führte, ehe "Schalke in der Nachspielzeit - zack - das 1:1 gemacht hat." Aus heiterem Himmel, "aus dem Nichts", sagt Du-Ri Cha und fügt ratlos an: "Das ist das Los des Aufsteigers."

Der Bundesliga-Rückkehrer vom Main ist nach der bitteren Pleite gegen die eher mauen Rheinländer im Keller des Oberhauses aufgeschlagen; eben da, wo er nach Meinung der Hobby-Teamchefs auch hingehört: auf dem letzten Platz. Rudi Völler, im Hauptberuf Teamchef der deutschen Auserwählten in Stollenschuhen, kann die Panikmache nicht verstehen, der in Hanau geborene erste Mann in Fußball-Deutschland findet es nicht "dramatisch", dass die Eintracht bei diesem harten Auftaktprogramm noch null Punkte auf dem Konto hat. Gegen Leverkusen, findet er, hätten die Frankfurter aber mindestens einen Zähler verdient gehabt. Da aber nicht bekannt ist, dass der Konjunktiv schon jemals auch nur ein Tor erzielt hat, glaubt auch der Teamchef, dass die Eintracht nicht mehr ganz so fahrlässig mit ihren Torchancen umgehen darf wie in der ersten Halbzeit. "In der Bundesliga", sagt Völler, "ist das tödlich."

Es ist gerade der erste Abschnitt, der zu ambivalenten Ausflüssen der verbalen Art im Lager der Eintracht führte: Ja, klar, gut gespielt, die Leverkusener durcheinander gewirbelt, lange nicht gesehene Kombinationen zelebriert - aber diese verflucht miese Chancenverwertung. "5:0", wirft der neue Vorstandsvorsitzende Peter Schuster ein, "5:0 hätten wir führen müssen." Setzt aber glücklicherweise hinzu, als Fan zu sprechen. Vereinspräsident Peter Fischer hätte zur Pause ganz gerne eine 4:0-Führung gesehen: "Dann hätten wir den Ball in der zweiten Halbzeit immer schön auf die Tribüne bolzen können." Auch eine Möglichkeit. Ervin Skela, der kleine Virtuose, hadert da viel lieber mit dem Fußballgott, der aber schon ein paar Mal gnädig war zum Verein vom Main: "So grausam ist Fußball." In der Eliteliga werde jeder kleine Fehler sofort bestraft, "man darf einfach nicht locker lassen". Auch Hannover 96 habe am Anfang der letzten Saison furios aufgespielt - aber fast alles verloren: "Das muss für uns ein abschreckendes Beispiel sein."

Von der Qualität der Mannschaft sind indessen sowohl Vereins- als auch AG-Chef inzwischen überzeugt. Sagen sie zumindest offiziell. Fischer, normalerweise zum Pathos neigend, stellt nüchtern fest: "Wir haben eine ganze Menge guter Fußballer in den Reihen." Schuster legt, ein wenig forscher, nach: "Ich habe keinen Anlass zur Sorge, dass wir den Klassenerhalt nicht schaffen." Weshalb er dann mit Trainer Willi Reimann über etwaige Neuverpflichtungen sprechen möchte, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall, sagt Fischer, müsse die Eintracht am Samstag in Rostock etwas Zählbares mit nach Hause bringen: "Die Jungs brauchen dringend ein Erfolgserlebnis."

Kapitän Jens Keller wird den Frankfurtern dabei nicht helfen können. Mannschaftsarzt Christoph Seeger diagnostizierte bei dem Abwehrchef, gegen Leverkusen nach heftigem Schmerz im linken Knie frühzeitig ausgetauscht, gestern eine Absplitterung am Knorpel. In den nächsten Tagen muss sich Keller einer Kniespiegelung unterziehen, in der das Knorpelteilchen entfernt werden soll. Erst danach, so Seeger, werde er sagen können, wie lange der 32-Jährige ausfallen wird: "Wir sollten nicht spekulieren." Keller war am Sonntag der Schreck in die Glieder gefahren, weil er vor geraumer Zeit am linken Knie schon einen Riss des hinteren Kreuzbandes verkraften musste.
q: hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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