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Alt 04-07-2003, 11:10   #232
Stefano
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hola,

Eintracht zwischen Warten und Hoffen
Trainer und Spieler sind der "Kracher-Diskussion" überdrüssig / Jones wegen verschleppter Verletzung in der Kritik


FRANKFURT A. M. Zocker setzen auf Ottmar Hitzfeld. Oder Jupp Heynckes. Aber nicht auf Willi Reimann. Auf den wetten höchstens Hasenfüße. Denn wenn sich Bayern München oder Schalke 04 als allererster der 18 zum erlauchten Zirkel gehörenden Vereine dazu entschließt, seinen leitenden Angestellten von der Trainerbank direkt auf die Straße zum Arbeitsamt zu befördern, rappelt es auf dem Girokonto der Zocker: Für 1000 Euro Einsatz gibt's 51 000 Euro (Hitzfeld) oder 41 000 Euro (Heynckes) raus. Und für Willi Reimann ? 5000 Euro. Lächerlich ! Mit dieser Quote (5,00) hat sich der Trainer des Last-Second-Aufsteigers Eintracht Frankfurt allerdings nur auf den zweiten Rang der Rauswurfliste gesetzt, knapp geschlagen von Hannovers Ralf Rangnick (4,00). Reimann, der Konservative, findet "solche Spielchen" gar nicht lustig. "Ich frage mich, in welcher Gesellschaft wir leben", sagt er, setzt aber hinzu: "Ich würde die Liste mit den 18 Namen aber anders aufstellen." Wie, will er nicht verraten.

Für viele ist Reimann gar der Top-Favorit auf die erste Trainerentlassung der Saison: die Mannschaft zu schwach, das Auftaktprogramm zu hart. Hinzu kommt der böse Streit mit Aufsichtsratschef Jürgen Neppe. Wer den Trainer mit derlei Behauptungen konfrontiert, sieht ein süffisantes Lächeln um seine Mundwinkel spielen, die Augen scheinen den Gesprächspartner verspotten zu wollen. Gerne sagt der Wortkarge dann Sätze wie: "Die Bewertung Außenstehender ist für mich als Praktiker nicht wichtig." Und: "Wir haben das Potenzial, die Klasse zu halten." Oder: "Nur weil jemand anderer Meinung ist, spielen wir doch nicht mit einem eckigen Ball in Frankfurt."

Reimann, Platz 14 als Ziel ausgebend, ist von seinem mit acht Spielern aufgepäppelten Ensemble überzeugt, selbst wenn er eingesteht, dass die neu verpflichteten Fußballer auch bei einem Verbleib im Unterhaus der Balltreterei zur Eintracht gekommen wären. "Wir mussten früh planen, deshalb haben wir alles so angelegt, dass die Spieler in beiden Ligen unser Vertrauen haben."
Kapitän Jens Keller pflichtet seinem direkten Vorgesetzten bei. Dem Abwehrchef, laut Ex-Vorstandschef Volker Sparmann der beste Organisator der ersten Liga, hängt das Gerede von dem in Frankfurt zum Unwort mutierten "Kracher" zum Halse raus. "Welcher andere Verein hat denn Kracher geholt ?", fragt der überragende Mann der abgelaufenen Runde rhetorisch, "Köln, Freiburg, Rostock ?" Ein Club wie Eintracht Frankfurt mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten gehe genau den richtigen Weg: "Wir haben gute, ordentliche Spieler geholt." Vor allem menschlich, sagt Keller, passten sie hervorragend in das Kollektiv, "da ist keiner dabei, mit dem man nicht auskommen könnte". Und auch auf dem Fußballplatz, nicht ganz unwichtig, könne der eine oder andere die Eintracht voranbringen, "die Jungs haben was drauf".

Das Sprachrohr der Mannschaft stört sich nach wie vor an dem desaströsen Bild des Frankfurter Vereins: "Hier gibt es ein paar Leute, die jetzt in unserem Licht glänzen wollen. Wo waren die vor einem Jahr, als es uns schlecht ging ? Da hatten sich alle verpisst." Auch Reimann schlägt in diese Kerbe: "Man sollte uns ruhig arbeiten lassen. Noch ist kein Ball gerollt, aber schon heißt es: ,Der ist gegen den und der gegen den.' Was soll das alles ? Jetzt ist man in der ersten Liga und will alles kaputt reden."
In jedem Fall sind die Profis physisch schon ganz gut beieinander. Das hat der am Dienstag durchgeführte und mittlerweile ausgewertete Laktattest gezeigt, dessen Ergebnis den gestrengen Trainer angenehm berührt hat. Die Spieler haben sich offenbar allesamt gut auf die Vorbereitung vorbereitet, in der fußballfreien Zeit ihren Trainingsplan eingehalten. Im Vergleich zum Vorjahr seien "deutliche Unterschiede" zu erkennen, sagt Reimann, "da liegen Welten dazwischen". Markus Kreuz hat sich besonderes hervorgetan, der Neuzugang vom 1. FC Köln weist die besten Werte aller Berufsfußballer in Reihen der Hessen auf. Du-Ri Cha wird den Test nachholen müssen, der Sohn des früheren Frankfurter Spielers Bum-kun Cha ist gestern um 17 Uhr mit seinen Eltern auf Rhein-Main gelandet. Heute verhandelt die Eintracht mit Bayer Leverkusen noch einmal über die Modalitäten des Leih-Geschäfts.

Unterdessen ist Jermaine Jones, der über Schmerzen im operierten Mittelfußknochen klagt, gestern mit den eigens für ihn angefertigten Laufschuhen erstmals joggend über den Platz getrabt - schmerzfrei. In den nächsten Tagen soll er mit ebenfalls extra angepassten Fußballschuhen ins Training einsteigen. Reimann ist aber noch immer sauer auf den Angreifer, der nach dem letzten Spiel gegen Reutlingen über Schmerzen klagte, aber dennoch zur U 21 gereist war, sich danach in den Urlaub verabschiedete und sich erst kurz vor Trainingsbeginn wieder gemeldet hatte: "Es war sein Fehler, dass er uns nicht vorher informiert hat", sagt Reimann. "Er hätte seine Verletzung auskurieren müssen, dann wäre er jetzt voll belastbar." q: e-hp
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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