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Alt 29-06-2009, 12:46   #1567
Börsengeflüster
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Uwe Lang, der Börsenpfarrer spricht...bitte lauschen


Wer besiegt die Rezession schneller?

Schaffen es die USA zu aller
Überraschung eher als Europa und
Japan, aus der Flaute herauszukommen?
Unter dem Strich hat es am Aktienmarkt in
den vergangenen zwei Wochen
beträchtliche Kursverluste gegeben, vor
allem in Europa. Eine große Enttäuschung
war der vergangene Donnerstag, als trotz
fester Wall Street die Kurse hierzulande
nicht mitzogen. Ob London, Paris, Zürich
oder Frankfurt: Allerseits überwogen die
Kursverluste. Offenbar sind viele Anleger
der Meinung, die Regierung Obama gehe
die Folgen der Finanzkrise entschlossener
an, und die USA würden die Rezession
schneller überwinden als Europa.
Doch sollte man sich vor zu schnellen
Schlüssen hüten. Vereinzelte Meldungen
besagen noch nicht viel. Sicher ist, dass
die konjunkturelle Lage immer noch
Gewinnrückgänge der Unternehmen
erwarten lässt.
Was den Aktienmarkt betrifft, ist das trotz
der jüngsten Verluste noch keine
Trendwende nach unten und vor allem
auch kein Hinweis darauf, dass der
Aufschwung seit März nur ein Strohfeuer
in einem intakten Abwärtstrend gewesen
sei. Wenn im Juni 97% aller Welt-
Aktienindizes über ihrer 200-Linie lagen
(auch jetzt sind es noch 91%, siehe
Graphik Seite 7!), dann ist das eine
Aktienhausse und der Beweis, dass die
Baisse schon Anfang März beendet war.
Das Gerede von dem „intakten
Bärenmarkt“, der nur durch eine kurze
Aufwärtsrally unterbrochen worden sei, ist
absoluter Unfug. Wer nach 40%
Kursgewinn im DAX seit dem Tief von
Anfang März immer noch davon spricht,
die Aktienmärkte befänden sich noch in
der Baisse, sollte einmal klar sagen, was
denn seiner Meinung nach geschehen
muss, damit er zugibt, dass der
Aktienmarkt gedreht hat.

Bitte Aktientrends und Konjunkturtrends trennen!

Ich habe schon häufig erwähnt, dass Charttechniker
immer ihre Kurven im Nachhinein wunderbar
erklären, aber je mehr es darum geht, eine klare
Prognose für den künftigen Trend zu stellen,
versehen sie diese mit vielen Wenn und Aber.
Richtig ist freilich, dass die Rezession noch nicht
beendet ist, sondern dass es zu derer Überwindung
noch erheblicher Anstrengungen bedarf. Und wir
dürfen uns auch nicht wundern, wenn es im Sommer
immer wieder zu vorübergehenden Kursverlusten in
konjunkturabhängigen Branchen kommt. Das liegt
daran, dass viele Medien und in ihrem Gefolge die
Anleger nicht zwischen Gegenwart (schwache
Konjunktur) und der Zukunft, die in den
Aktienmärkten widergespiegelt wird, trennen.
Während der tiefen Weltrezession 1975 legten der DAX
und viele andere Indizes rund 40% zu!
Man darf die Konjunktur aber nicht mit dem
Aktienmarkt verwechseln! Der Aktienmarkt läuft der
Konjunktur immer ein gutes Stück voraus.
Und so betrachtet läuft es doch auch jetzt ganz
lehrbuchmäßig ab. Ist die Rezession da, steigen die
Kurse wieder. Die Rezessionsjahre 1975, 1983 und
1993 brachten europäischen Aktien Kursgewinne um
30 bis 40 Prozent. Seit März 2009 sind die Aktien so
schnell gestiegen, dass eine kleine Verschnaufpause
auch nötig ist. Ob aus dem Rücksetzer, der vor allem
die europäischen Börsen Mitte Juni ereilt hat, eine
stärkere Abwärtsrally wird, werden die kommenden
Wochen zeigen. Ich persönlich glaube nicht daran.
Es gibt Gründe für einen Konjunkturaufschwung
im Jahr 2010
Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt haben die
Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft
herausgefunden, dass der Abstand zwischen langund
kurzfristigen Zinsen ein ganz wichtiger
Frühindikator für die Konjunktur ist. Dieser
Zinsabstand ist seit Ende Februar positiv. Die
langfristigen Zinsen sind seither wieder höher als die
kurzfristigen, mit steigender Tendenz. Dies verfolgen
wir jetzt auch regelmäßig auf Seite 3. Das heißt, dass
sich die Konjunktur bald wieder ins Plus drehen wird.
Auch die OECD rechnet bereits ab 2010 wieder mit
einem leichten Wirtschaftswachstum in Europa. Und
nachdem die Aktienmärkte so etwas rund ein Jahr
vorweg nehmen, ist es doch ganz klar, dass die
Aufwärtsbewegung seit März 2009 keine bloße
Reaktion in einem Abwärtstrend war, sondern dass
sich hier eine echte Wende vollzogen hat!
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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