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Alt 27-01-2008, 11:56   #9
Benjamin
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Konjunkturwende (1): Weltmärkte befürchten, dass die USA eine weltweite Rezession auslösen werden
USA: Tiefe Rezession oder nur Medien-Hype?

VDI nachrichten, New York, 25. 1. 08, mav -


In den USA wächst die Angst, dass die Wirtschaft in die Rezession rutscht. Verstärkt wird sie von der zeitweisen Verkaufs-Panik an den Börsen weltweit. Die US-Regierung will die Steuern senken, die Notenbank hat den Leitzins drastisch heruntergesetzt. Ob die Maßnahmen helfen oder das Signal aussenden, dass wirklich Schlimmes bevorsteht, ist noch nicht absehbar.

Die negativen Schlagzeilen haben sich in den letzten Tagen täglich überboten: Die Citibank meldete einen Quartalsverlust von 9,8 Mrd. $ der Standard & Poor''s 500 Index rutschte auf 1300 Punkte, der niedrigste Wert seit September 2006 der Dow Jones fiel unter 12 000 Punkte - der tiefste Wert seit Oktober 2006.

Auch andere US-Indizes zeigen ein bedrohliches Bild: Bauanträge für Eigenheime fielen um 25 %, der größte Einbruch seit den 70er-Jahren der Arbeitsmarkt hat im Dezember nur 18 000 neue Jobs geschaffen und der Einzelhandelsumsatz ging im wichtigen Weihnachtsgeschäft um 0,4 % gegenüber Dezember 2006 zurück.

Aus Angst vor einer von den USA ausgehenden weltweiten Rezession fiel der Ölpreis um 11 % gegenüber seinem Spitzenwert, der am 3. Januar bei 100,09 $ lag.

"Der Bericht über den Arbeitsmarkt hat unsere Befürchtungen einer aufziehenden US-Rezession klar bestätigt", sagt David Rosenberg, Chef-Ökonom bei Merrill Lynch. Er erwartet, dass die bevorstehende Rezession tiefer und einschneidender sein wird, als alles was es an Abschwung in den letzten 25 Jahren gegeben hat. "Hier braut sich eine gefährliche Mischung aus immensen Verlusten, fallenden Verbraucher-Ausgaben und steigenden Preisen zusammen - das lässt Schlimmes ahnen", lautet seine düstere Prognose.

Auch die Professoren Carmen Reinhart (Maryland) und Kenneth Rogoff (Harvard) prophezeien eine apokalyptische Wirtschafts-Situation: "Das was jetzt kommt, ist das härteste seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges", lautet ihre Vorwarnung.

Reinhart vergleicht die Situation in den USA sogar mit Japan Anfang der neunziger Jahre. "Nach dem Platzen der dortigen Immobilien- und Börsenblase hat es zehn Jahre gedauert, bis sich das Land davon wieder erholt hat. Bislang gibt es nichts, was darauf hindeutet, dass es bei uns schneller gehen könnte", lautet seine wenig zuversichtliche Analyse.

Inzwischen hat Präsident Bush ein "Stimulations-Paket" von 150 Mrd. $ angekündigt , das in Form von Steuererleichterungen gewährt werden soll. Doch die Ankündigung hatte zunächst den gegenteiligen Effekt, denn danach fielen die Aktienkurse nicht nur in den USA, sondern weltweit.

"Die US-Maßnahmen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein - das bewegt überhaupt nichts", schimpfte Najeeb Jarhom von Fraser Securities in Singapur, nachdem der dortige Index am Montag um 6,03 % gefallen war.

US-Schatzminister Henry Paulson sieht die Sache anders: "Geld bei den Verbrauchern hat bei der letzten Rezession vor sieben Jahren bestens funktioniert. Wir werden dafür sorgen, dass das Geld diesmal noch schneller und effizienter in die Haushaltskassen strömt", lautet sein Versprechen.

Ob sich aber die USA überhaupt in einer Rezession befinden, hängt davon ab, wen man fragt. Nach der wissenschaftlichen Definition ist eine Rezession dann gegeben, wenn die Volkswirtschaft mindestens sechs Monate in Folge schrumpft - doch davon ist das Land meilenweit entfernt. Gemäß dem jüngsten Bericht der Federal Reserve Bank (Fed) hat die US-Wirtschaft bis einschließlich Dezember zugelegt, wenn auch "mit deutlich fallenden Zuwachsraten."

Auch die weiteren Aussichten sind nicht negativ. Eine vom Wirtschaftsdienst Bloomberg durchgeführte Umfrage unter 62 Experten ergab eine durchschnittliche Wachstumsprognose von 1,5 % für die nächsten sechs Monate. Das ist zwar nur noch rund die Hälfte der vergangenen Jahre - aber immer noch positiv.

Fed-Chef Ben Bernanke hat dennoch gehandelt. Am Dienstag senkte er den Schlüsselzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld gleich um 75 Basispunkte auf 3,5 %. Eine solch massive Zinssenkung hat es in in den USA seit dem Jahre 1984 nicht mehr gegeben.

Der Beschluss sei wegen der zunehmend schlechteren Aussichten für die US-Wirtschaft erfolgt, teilte die Fed mit. An der New Yorker Börse konnte der Druck auf die Aktienkurse daraufhin auf ein Minus von 1,06 % beschränkt werden.

Diane Swonk von der Investment-Bank Mesirow Financials in Chicago ist dennoch skeptisch. "Es dauert erfahrungsgemäß sechs bis zwölf Monate bis sich Zinsveränderungen der Fed in der Wirtschaft bemerkbar machen."

Allerdings sind längst nicht alle Wirtschaftsexperten in den USA so pessimistisch. Die US-Wirtschaft sei robust. Eine Rezession könne allenfalls durch die Medien herbeigeredet werden. "Wall Street, die Fed, der Kongress und Bush sind alle in einer unbegründeten Panik-Stimmung", sagt etwa Prof. Allan Meltzer von der Carnegie-Mellon University in Pittsburgh.

Meltzer beobachtet schon seit vielen Jahren die Aktionen der Fed und der Regierung und kommentiert alle Maßnahmen sehr analytisch. Seiner Ansicht nach sind die jetzt im Hau-Ruck-Verfahren vorgesehenen Maßnahmen zu kostspielig, übertrieben und obendrein unnötig.

David Pearl, Chef von Epoch Investment Partners in New York, stimmt ihm im Wesentlichen zu: "Jeder Politiker redet im Moment über eine schlechte Wirtschaftslage - das sind keine guten Nachrichten für die Finanzmärkte."

Beide sehen bereits klare Anzeichen einer einsetzenden Selbstregulierung, so sind die Hypothekenzinsen mit Werten unter 6 % auf einem neuen Tiefststand. Auch die Unternehmen, die wenig im Hypothekenmarkt involviert sind, melden gute Umsätze und Gewinne.

Sogar der sonst notleidende US-Export hat aufgrund der Dollarschwäche rasant zugenommen. "Die Exportwirtschaft ist mehr als doppelt so groß wie der Immobilienmarkt, und da gibt es zweistellige Wachstumsraten", sagt Prof. Robert Gordon von der Northwestern University of Illinois. H. WEISS
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