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Alt 24-10-2007, 18:19   #764
Starlight
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Durchschnitts-Ami fürchtet eine Rezession

Während sich die Optimisten auf dem Parkett der New Yorker Börse nicht geschlagen geben, sondern sich auch bei unzähligen schlechten Nachrichten gegen Kursverluste stemmen, sind sie im breiten Volk rar geworden. Laut einer aktuellen Umfrage sehen 46 Prozent der Amerikaner die US-Wirtschaft zur Zeit in einer Rezession.

Damit ist wohlgemerkt weniger die Hälfte an Bord. Und immerhin 51 Prozent sehen die Situation weniger schlimm. Aber 46 Prozent sind doch deutlich mehr Amerikaner als bisher das „R-Wort“ aussprechen wollten.

Besonders pessimistisch sind die Schwarzen: Von ihnen sehen 69 Prozent Amerika auf dem Weg bergab, während es bei den Weißen nur 42 Prozent sind. Dieser Vergleich ist umso interessanter, als er wieder einmal auf das wirtschaftliche Ungleichgewicht in den USA aufmerksam macht, das immer mehr eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schafft.

Experten sind in der jüngsten Zeit davon abgekommen, eine Rezession stur nach der früheren Formel zu definieren, als dafür zwei aufeinanderfolgende Quartal mit negativer Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes nötig waren. Vielmehr erklärt der Nationalverband der Wirtschaftsforscher eine Rezession als „ein deutliches Nachlassen wirtschaftlicher Aktivitäten, das sich in der ganzen Konjunktur bemerkbar macht, mehr als ein paar Monate dauert und am ehesten im Wirtschaftswachstum, Einkommen, Arbeitsmarkt, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen zu spüren ist.“

So gerechnet ist eine Rezession nicht unbedingt dramatisch, sondern rein zyklisch bedingt: Immerhin beginnt sie jedes Mal wenn die Konjunktur eine Wachstumsphase abbricht und endet mit den ersten Anzeichen einer Expansion. Letztere wohlgemerkt sollte der Normalzustand sein – und war es in den letzten Jahren in den USA auch. Rezessionen gab es seit der großen Depression in den Zwanziger- und Dreißigerjahren wenige und immer nur kurz.

So sorgen sich die Wirtschaftsexperten auch nicht allzusehr um die Ergebnisse der jüngsten Umfrage. Umso mehr schwitzen die Republikaner. Denn Insider fürchten, dass sich die wachsende Meinung, Amerika sei in einer Rezession, auf die Umfragewerte für Präsident George W. Bush auswirken könnten. Die deuten zur Zeit auf eine ohnehin schwache Zustimmung von nur 36 Prozent, bei den Schwarzen von nur 15 Prozent.

Das wiederum dürfte den Republikanern den laufenden Wahlkampf deutlich erschweren. Denn neben den radikal konservativen Themen Familie, Moral und Glaube war es immer auch die Wirtschaft, mit der die Partei in der Vergangenheit punkten konnte.

© Wall Street Correspondents Inc.




Hey, Boss, ich brauch mehr… Zuneigung

Geld allein macht nicht glücklich. Das ist eine alte Weisheit, doch scheint sie noch immer zuzutreffen. Laut einer aktuellen Studie wären viele amerikanische Konzerne profitabler, wären nur ihre Mitarbeiter glücklicher. Doch die suchen nicht etwa Gehaltserhöhungen, sondern vielmehr Anerkennung von oben. In Deutschland sieht es ähnlich aus.

In den USA sind 29 Prozent der Angestellten in ihrem Job „engagiert“. Experten definieren das über die Bereitschaft, extra hart zu arbeiten und notfalls auch einmal ein paar Stunden länger zu bleiben. Weitere 43 Prozent sind mit ihrem Job zufrieden, zeigen aber weniger Aufopferung. Und ganze 28 Prozent fühlen sich irgendwo zwischen „frustriert“ und „fehl am Platz“. In Deutschland sind es immerhin 36 Prozent, die in diese letzte Kategorie fallen.

Die Unternehmensberater von Towers Perrin, die 90 000 Angestellte in 19 Ländern zu ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz befragt haben, sehen die dringende Notwendigkeit für Unternehmen, die Stimmung zu heben. Denn „engagierte“ Mitarbeiter sind in der Bilanz bares Geld wert.

Das wiederum geht aus dreijährigen Studien hervor, in denen man das Wohlfühl-Level der Mitarbeiter mit der Entwicklung von Umsatz und Gewinn verglichen hat. Das erstaunliche Ergebnis: In Unternehmen mit „engagierten“ Mitarbeitern sind die Bruttomargen im Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 3,7 Prozent gestiegen und der Gewinn um 2 Prozent. In Unternehmen mit einem hohen Anteil an frustrierten Mitarbeitern sind beide Maßstäbe gefallen.

Während dieser Zusammenhang noch einleuchten mag, kamen die Forscher zu einem unerwarteten Ergebnis in der Frage, wie Mitarbeiter motiviert und „engagiert“ werden können. Die meisten streben nämlich nicht nach der Gehaltserhöhung, die auf den ersten Blick wie ein Allheilmittel aussah. Im Gegenteil: Mehr Geld fällt nicht einmal in die Top Ten der Lösungsansätze, die Angestellte genannt haben.

Vielmehr wünschen sich Mitarbeiter zu allererst, dass das Management mehr ehrliches Interesse am Wohlbefinden der Angestellten zeigt und Zuneigung auf einem persönlicheren Niveau demonstriert. Ferner wünscht man sich Fortbildungsmaßnahmen, ein gewisses Engagement des Unternehmens in sozialen Belangen und eigenen Einfluss auf Entscheidungen in der Firma. Wichtiger als die Gehaltserhöhung ist Angestellten auch der persönliche Kontakt und eine gute Beziehung zu direkten Vorgesetzten.

Unternehmensberater sehen eine Menge Möglichkeiten für Konzerne, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Der mittlerweile klassische „Google-Weg“ mag der beste sein. Die erfolgreiche Suchmaschine ist dafür bekannt, Mitarbeitern am Arbeitsplatz Raum für private Entfaltung zu lassen und im Arbeitsalltag alle möglichen Freizeitangebote unterzubringen.

Wer als Chef seinen Mitarbeitern nicht gleich Tischtennisplatten und Segway-Roller in den Hausgang stellen will, der kann oft schon mit verbesserter Kommunikation nachhelfen: Schon eine monatliche Email des CEO, in dem er die Mitarbeiter über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens informiert, kann das Verhältnis von Angestellten zu ihrem Arbeitsplatz fördern – und der schleppenden Bilanz auf die Beine helfen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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