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Alt 23-03-2007, 17:56   #642
Starlight
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Der größte Sprung der Heuschrecke

Eine Woche lang wurde darüber spekuliert, jetzt ist es amtlich: Die Blackstone Group, der größte amerikanische Privatinvestor, geht an die Börse. In den Unterlagen der Börsenaufsicht SEC wird der Marktwert auf 40 Milliarden Dollar geschätzt, ein IPO soll 4 Milliarden Dollar einbringen.

Dass die Blackstone Group überhaupt an die Börse geht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Immerhin ist das Unternehmen darauf spezialisiert, börsennotierte Unternehmen zu privatisieren und entweder zu restrukturieren oder anderweitig mit Gewinn zu verkaufen. Blackstone ist die größte „Heuschrecke“, wie Franz Müntefering die Investoren einst nannte.

Wie groß, wie schwer, all das wusste man bisher nicht genau.Doch aus den ersten öffentlichen Unterlagen gehen einige Details hervor, die die Wall Street aufhorchen lassen. Danach haben die 770 Mitarbeiter von Blackstone im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet – der Gewinn pro Kopf ist damit fast neun Mal so hoch wie bei Goldman Sachs, dem erfolgreichsten Finanzriesen der Wall Street.

Für die 770 Mitarbeiter wird sich bei einem IPO vor allem eines ändern, worüber auf dem Parkett heftig diskutiert wird: Wessen Interesse ist bei künftigen Deals höher zu bewerten? Das der Investoren, die einzelne Deals finanzieren, oder das der eigenen Aktionäre, die Blackstone-Papiere gezeichnet haben. Im Management reflektiert sich diese Spaltung in verschiedenen Deals im Übergang von der privaten zur öffentlichen Firma:

So soll Blackstone-Chef Stephen Schwarzman seine aktuellen Anteile in Optionen umwandeln, die über vier Jahre reifen. Er bekommt ein Gehalt von 350 000 Dollar gezahlt, dazu Performance-Beteiligungen an den Investitionen der Gruppe. Die übrigen Partner werden direkt mit Aktien an der Blackstone Group vergütet und werden an den Investitionen der Firma beteiligt.

Eine Analysten an der Wall Street fühlen sich an das Modell von Berkshire Hathaway erinnert. Die Finanz- und Investmentholding von Warren Buffet ist seit Jahrzehnten an der NYSE notiert – und dort mit einem Kurs von mehr als 10 000 Dollar pro Aktie das mit weitem Abstand teuerste Papier.

Ob Blackstone eine ähnliche Kursentwicklung bevorsteht, bezweifeln einige Kritiker. Das Time-Magazin sieht das IPO beispielsweise viel zu spät. Auf dem Höhepunkt des Aktienmarktes könne zwar Blackstone viel Geld machen, der Anleger aber langfristig nicht mehr. „Das ist als würden Sie gegen Ende der zweiten Halbzeit noch Karten zum vollen Preis verkaufen“, mahnt Time – die Rallye der letzten Monate sei ja einem Ende nahe.

Die Privatinvestoren hingegen scheinen ihre Liebe zur Börse gerade erst entdeckt zu haben. Während das IPO von Blackstone unter anderem von Morgan Stanley und Citigroup unterschrieben ist, fehlen einige namhafte Banken. Auffallend ist die Abwesenheit von Goldman Sachs, aber auch der UBS und J.P. Morgan. Die dürften, so spekuliert ein New Yorker Beobachter, bereits am nächsten Börsengang arbeiten, möglicherweise für Kohlberg Kravis Roberts, die Nummer Zwei der Branche.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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