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Alt 23-12-2006, 19:12   #36
PC-Oldie-Udo
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Arm trotz Arbeit

Wie Firmen ihre Arbeitnehmer ausbeuten

Oft haben sie mehr als ein Einkommen - und trotzdem kein Auskommen: Immer mehr Menschen arbeiten Vollzeit und fallen trotzdem unter die Armutsgrenze. Was seit Beginn der 90er Jahre in den USA ein bekanntes Phänomen ist, nimmt auch hier zu Lande zu; immer weniger Beschäftigte können in Deutschland von ihrer Arbeit leben.


Auf 2,5 Millionen wird die Zahl derer geschätzt, die von Löhnen zwischen 3,50 bis 4,00 Euro pro Stunde leben müssen. Die "working poor" ("arbeitende Arme") verdienen ihr geringes Gehalt vor allem in Dienstleistungsberufen wie im Gastgewerbe, an der Supermarktkasse, oder sie schuften bei einem privaten Post-Unternehmen.

Arbeiten und trotzdem zu wenig Geld zum Leben zu haben: das ist tägliche Erfahrung von immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft - und ihrer Partner und Familien.

Dies ist Folge der Deregulierung auf dem Arbeitsmarkt: immer mehr geringfügige und befristete Jobs, die schlecht entlohnt werden und unzureichend oder gar nicht abgesichert sind.

Darüber hinaus erschweren bürokratische Vorschriften den Neustart aus der Arbeitslosigkeit oder dem Sozialhilfebezug heraus, für viele scheint dies die Endstation.

Definiert man Armut so, dass Menschen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens haben, sind immer mehr Frauen, Männer und Familien arm trotz Arbeit.

Die Betroffenen haben zwar in der Regel ein Dach über dem Kopf, aber sind unterversorgt in so wichtigen Bereichen wie Ernährung, Bildung und Kultur.

Wer dies beklagt, will nicht eine Luxusausstattung, sondern einen würdigen Mindeststandard im Alltag von Menschen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen.





Wie sieht der Alltag der Betroffenen konkret aus?

In den letzten Monaten hat die Initiative gegen Armut im Bistum Aachen etliche Menschen interviewt, die sich trotz Arbeit als arm empfinden und es offensichtlich auch sind.

Ein Teil dieser Interviews sind als so genannte Lebensbilder verschriftet und veröffentlicht worden. Interessierte finden sie in der Dokumentation der Kampagne Arm trotz Arbeit.

Es lassen sich mehrere rote Fäden erkennen. Der wichtigste: Kinder machen - materiell - arm. Fast alle Befragten haben Kinder und äußern auch ihre größte Sorge um die Kinder.

Wenn noch weitere „Benachteiligungen“ hinzukommen, etwa, die Kinder alleine zu erziehen oder aus einem fremden Land zu stammen, ist häufig trotz Schufterei noch Sozialhilfe angesagt.

Andere stecken noch in Verpflichtungen, etwa gegenüber Banken, dem Sozialamt oder einem Ex-Partner. Trennungen stehen neben Arbeitslosigkeit als Hypothek ganz vorne.

Das Leben der Betroffenen ist von ausgeprägten Zwängen dominiert: jeden Cent dreimal umdrehen, nur das Billigste kaufen, Kleidung sehr lange tragen, die Kinder kommen meist zuerst.

Viele haben noch nicht „am sozialen Netz verzweifelt“, wie es eine Interviewte ausdrückte. Sondern sie suchen weiter nach besser bezahlter, fester, abgesicherter Arbeit.
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Es grüßt euch
Udo

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