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Alt 28-04-2006, 18:05   #1650
stronzzo
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11 Millionen Euro - Rückzahlung bis 2010
Super-GAU verhindert - oder nur vertagt
Der FC Bayern ist seit gestern alleiniger Gesellschaft der Stadion GmbH. Die Löwen haben ihre 50 Prozent an der Allianz Arena für 11 Millionen Euro verkauft, können die Anteile aber bis 30. Juni 2010 zu den gleichen Bedingungen zurückzukaufen. Der Zinssatz beträgt 6,5 Prozent, die Summe wird in Raten ausgezahlt. Bleibt 1860 länger in der zweiten Liga, würde sich die Garantiesumme für die Businessseats ab der Saison 2008/2009 von 3,0 auf 1,0 Millionen reduzieren. Bei einem Abstieg in die Regionalliga wären es nur noch 500 000. Auch die Differenzbeträge müssten die Löwen in vier Jahren ausgleichen.

Wo will 1860 das Geld hernehmen?

Etwa 18 bis 19 Millionen Euro werden die Löwen bis 2010 auftreiben müssen. Ziffzer stellt klar, dass es den Löwen nicht möglich sein wird, gleichzeitig die Finanzen in Ordnung zu bringen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die aufsteigen kann und "dann auch noch 2,50 Euro" für den Rückkauf der Arena-Anteile zurückzulegen. Er regt an, Aktien an der KGaA herauszugeben, die "unsere sehr emotionalen und leidensfähigen Fans und Mitglieder erwerben könnten". Auch auf einen steigenden Absatz von Businessseats hofft er. Dazu brauche man allerdings das Vertrauen der Fans. Hoeneß springt ihm zur Seite: "Die Transaktion ist ein Wechsel auf die Zukunft im Vertrauen auf die zwei Personen." Er meint Ziffzer und Manager Stefan Reuter.

Sind die Löwen dauerhaft gerettet?

"Das Geld reicht, um die Insolvenz abzuwenden", sagt Ziffzer. "Es reicht nicht, um in 34 Tagen die Bedingungen der DFL für die Lizenzerteilung zu erfüllen." Manager Stefan Reuter deutet an, dass man nicht umhin kommen werde, Spieler zu verkaufen.

Wie groß ist das Risiko für den FC Bayern?

Hoeneß sagt: "Wir wollten 1860 helfen, aber wir wollten auch uns helfen. Wenn es 1860 im bezahlten Fußball nicht mehr gibt, hätten wir mit dem Stadion einen Klotz am Hals, an dem sich auch der FC Bayern verschlucken könnte." Nun kommt Rummenigges Pest-und-Cholera-Vergleich ins Spiel. Hoeneß: "Wir hatten die Wahl, dass es jetzt zum Super-GAU kommt oder - vielleicht - in vier Jahren." Der neue Vertrag gewährt den Bayern Aufschub. Bis 2010 können sie nach Alternativen Ausschau halten, wie die Arena ohne die Sechziger zu finanzieren ist.

Misswirtschaft und schwarze Löcher

Ziffzer bemühte sich um Sachlichkeit, doch seine Schilderungen lassen erahnen, wie bei den Löwen in der Vergangenheit gehaushaltet wurde. Der Schuldenstand beläuft sich bis zum Saisonende auf 7 Millionen Euro. Weitere 3 Millionen würden nächstes Jahr hinzukommen. Es klingt, als seien sämtliche Zusatzeinnahmen in schwarzen Löchern verschwunden. Die 2005 gezahlten 6,5 Millionen von Vermarkter IMG? Ziffzer: "Das Geld ist weg". Die 2,5 Millionen aus einem 2003 geschlossenen Vertrag mit einem Telekommunikations-Unternehmen? Ziffzer: "Das Geld ist weg."

Muss Bayern jetzt beim Team sparen?

Man nehme für die Löwen-Hilfe keinen Kredit auf, stellt Bayerns Finanzvorstand Karl Hopfner klar, das Geld komme "von der anderen Seite" der Banken - aus der Festgeldabteilung. Hoeneß: "In den nächsten drei, vier Jahren beeinflusst das die sportliche Seite des FC Bayern überhaupt nicht. Nur wenn 1860 ganz wegbräche, wäre es eine neue Situation."

Altlasten aus der Ära Wildmoser

Die Bayern nehmen den zurückgetretenen 1860-Präsident Karl Auer ausdrücklich in Schutz (Hoeneß: "Er ist ein guter Kerl, vielleicht war er etwas überfordert"), schieben die alleinige Schuld an der Finanzmisere dessen Vorgänger in die Schuhe. "Die Ära Wildmoser war für den Verein eine Katastrophe", betonte Hoeneß einmal mehr. Er sagt auch: "Herrn Wildmoser hätten wir diese Hilfe nicht gegeben." Da die Bayern Einblick in die Bilanzen und Bücher des Partners hatten, weiß Hoeneß ziemlich genau Bescheid. "Die Sechziger müssten jetzt locker den Zweitligabetrieb aufrecht erhalten können", sagt er, "es sei denn, es taucht wieder ein Herr Shao auf, der nur mit 100 000 Euro angezahlt wurde" - und jetzt 1,5 Millionen Nachschlag koste. "Oder ein Costa." Dieser Satz lässt den Schluss zu, dass es 1860 nicht ungelegen kam, dem Brasilianer kündigen zu können.

Bayern-Spitzen gegen Löwen-Aufsichtsrat

Rummenigge lobt Löwen-Sanierer Ziffzer in den höchsten Tönen: "Er ist der Erste, der hier seit Jahren Licht in den Tunnel gebracht hat." Die Vorgänger hätten stets "vorgegaukelt, dass die Finanzen in Ordnung" seien. Mit allen Funktionären scheinen die Bayern jedoch nicht zufrieden zu sein. Hoeneß empfahl dem Bayerischen Rundfunk gallig, "wieder einen aus dem Aufsichtsrat der Löwen in ihre Sendung einzuladen". Gemeint war Sepp Hilz, Vorsitzender des Kontrollgremiums, der am Montagabend einen unvergessenen Auftritt hatte. Man munkelt, dass auch eine Umbesetzung auf gewissen Positionen Gegenstand der Verhandlungen war.
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Das Glück zwinkert oft nur mit einem Auge. Gruß Stronzzo
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