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Alt 09-07-2005, 08:35   #7
Stefano
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Aus für offenen Uni-Zugang

Der freie Zugang zu den heimsichen Universitäten für Österreicher ist Geschichte.

Kurz nach dem EuGH-Urteil, das die bisher geltende positive Diskriminierung österreichischer Studenten außer Kraft gesetzt hat, zeigen sich bereits die ersten Auswirkungen: An der Medizin-Uni Wien wurden bereits 700 deutsche Interessenten registriert.

Das Parlament reagierte rasch auf das - erwartete - Urteil: Der Nationalrat ermöglichte am Freitag in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause mit Koalitionsmehrheit den Hochschulen die Möglichkeit, in acht populären Fächern wie Medizin, Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Publizistik Beschränkungen einzuführen.

Damit ist der freie Zugang für Österreicher an den heimischen Unis Geschichte.

"Run" auf Medizin-Unis

Die ersten Meldungen von der Wiener Medizin-Uni deuten unterdessen darauf hin, dass es bis zum Herbst einen echten "Run" aus dem Ausland - insbesondere aus Deutschland - geben wird.

Die Vorerfassung (700 deutsche Studenten sind bereits registriert) ist zwar noch keine Inskription. Zunächst muss noch die Studiengebühr eingezahlt und der Weg zur Zulassungsstelle angetreten werden. Doch es zeigt das enorme Interesse.

Bereits alle Plätze reserviert

Mit den rund 700 Voranmeldungen aus Deutschland, 300 Voranmeldungen aus Österreich und rund 900 fix inskribierten Studenten wäre das Kontingent von 1.560 Kleingruppenplätzen an der Medizin-Universität Wien bereits ausgeschöpft. Für die 1.000 Vorangemeldeten beginnt nun ein Wettlauf um die Plätze nach dem Motto: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."

Die Med-Uni kündigte an, dass das kritisierte System "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" im kommenden Jahr in einen Eignungstest umgewandelt werden soll.

Halbierung der Studentenzahl

Allerdings waren sich Rektorat, Senat und studentischer Universitätsvertretung in einer gemeinsamen Krisen-Sitzung einig, dass dafür die Zahl der Studienanfänger noch einmal halbiert werden sollte. Im Gegenzug soll auf das derzeitige Auswahlverfahren vor dem zweiten Abschnitt verzichtet werden.

Gleiches Recht für alle

Das EuGH-Urteil hat Studenten aus dem Ausland den Weg an die heimischen Unis - die als einzige EU-weit bisher keine Beschränkungen hatten - geebnet. Bisher durften EU-Bürger praktisch nur dann in Österreich studieren, wenn sie in ihrem Heimatland einen Studienplatz vorweisen können.

Das hielt vor allem deutsche Studenten ab, die durch den dortigen Numerus clausus (NC) gehindert waren, ins Nachbarland zu wechseln.

Dies wird nun anders: Sie haben die gleichen Rechte wie ihre österreichischen Kollegen, weswegen in den NC-Fächern Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Biologie, Psychologie, Pharmazie sowie in den überlaufenen Gegenständen BWL und Publizistik Grenzen eingezogen werden.

Nicht nur Anfänger betroffen

Entgegen ersten Ankündigungen können die Beschränkungen nicht nur Studienanfänger betreffen, sondern alle Studierenden der betroffenen Fächer - etwa beim Umstieg von Bakkalaureat- auf Magisterstudien bzw. von Magister- auf Doktorat-Studien. Die acht Studienrichtungen werden derzeit von etwa 70.000 Studenten belegt.


Verschiedene Möglichkeiten

Die Selektion kann per Gesetz durch Auswahlverfahren vor der Zulassung - wie in Medizin geplant - oder bis zu zweisemestrige Eingangsphasen umgesetzt werden. Schulnoten dürfen dabei herangezogen werden, allerdings nicht als alleiniges Kriterium.

Zusätzlich ist eine Befristung der Regelung auf zwei Jahre vorgesehen. SPÖ und Grüne konnten sich im Parlament nach langen Verhandlungen nicht entscheiden, der Vorlage zuzustimmen. Ihr Argument: Es werde nicht sichergestellt, dass für österreichische Studenten zusätzliche Plätze geschaffen würden.

Mehr Geld für Österreicher?

Kein einziger zusätzlicher Cent für die Unis stehe im Gesetz - "Schämen Sie sich", meinte Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen. SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal ärgerte sich außerdem darüber, dass unnötig viele Fächer von den Zugangsbeschränkungen betroffen seien.

Auch die Hochschülerschaft machte ihrem Ärger im Parlament Luft: "Lebenstraum geplatzt" stand auf einem auf der Besuchergalerie geschwenkten Plakat, den Abgeordneten wurden Seifenblasen entgegengepustet.

Gehrer verteidigt Gesetz

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) verteidigte ihrerseits die Änderung des Uni-Gesetzes. Viele Anregungen seien berücksichtigt worden - etwa die Forderung nach einer zunächst zweijährigen Befristung der Zugangsbeschränkungen.

Auch trage die Koalition die Verantwortung dafür, dass der freie Hochschulzugang in allen anderen Fächern erhalten bleibe.

Hotline eingerichtet

Das Bildungsministerium hat eine kostenfreie Hotline für Erstsemestrige eingerichtet. Unter 0800/311650 werden wochentags von 09.00 bis 16.00 Uhr Fragen zum Urteil beantwortet.
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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