Papst ruft Lehmann nach Rom
Nach der Papstwahl in Rom stehen offenbar auch in der deutschen katholischen Kirche weit reichende personelle Veränderungen bevor. So will der neue Papst Benedikt XVI. angeblich den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann in die Kurie nach Rom berufen. Das berichtet die "Bild"-Zeitung und beruft sich auf Kirchenkreise. Ein Mainzer Bistumssprecher bezeichnete den Zeitungsartikel am Samstag als "reine Spekulation". Es werde nicht einmal genannt, welches Amt Kardinal Lehmann denn angeblich in Rom künftig bekleiden solle.
Lehmann einst Kritiker Ratzingers
Der 68-Jährige galt bislang innerhalb der Kirche als Reformer und Kritiker des bisherigen Kardinals Joseph Ratzinger. Der Mainzer Bischof Lehmann will sich bis Montag entscheiden, ob er dem Ruf nach Rom folgt, will die "Bild"-Zeitung erfahren haben.
Spitzenpersonal bleibt im Amt
Der Vatikan hatte erst am Donnerstag bekannt gegeben, dass sich Papst Benedikt XVI. zunächst auf das Spitzenpersonal seines Vorgängers Johannes Paul II. stützen will. Die Regierung des Vatikanstaats bleibt demnach zunächst im Amt. Es war allgemein erwartet worden, dass der Papst zu Beginn seines Pontifikats auf umfassende personelle Neuerungen verzichtet. Unklar war aber noch, wer das Amt als Präfekt der Glaubenskongregation übernimmt. Dieses hatte Ratzinger zuvor inne.
Lehmann: Dem Papst nicht vorgreifen
Kardinal Lehmann wollte sich nicht an der Diskussion über mögliche Nachfolger Ratzingers an der Spitze der Glaubenskongregation beteiligen. Er wolle der Entscheidung des Papstes "auch durch unverbindliche Namensnennungen" nicht vorgreifen, sagte er dem "Tagesspiegel". Der Mainzer Kardinal wandte sich zudem gegen das öffentliche Bild des als konservativ geltenden Papstes in Deutschland. Dieses sei "schon lange sehr verzerrt", sagte er. Er habe dagegen immer protestiert.
"Augenmaß für das, was echt katholisch ist"
Am Vortag hatte Lehmann erklärt, er halte eine baldige Zulassung von wieder verheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten für eher unwahrscheinlich. "Benedikt XVI. hat Augenmaß für das, was echt katholisch ist", sagte der Bischof der "Allgemeinen Zeitung Mainz". Joseph Ratzinger werde von bestimmten Positionen sicher nicht abrücken. Es müsse zum Beispiel für jede Geschiedenen-Seelsorge klar sein, dass lebenslange Treue in der Ehe eine bleibende zentrale Größe sei. Wenn daran kein Zweifel bestehe, könnten in einzelnen Situationen konkrete Wege gefunden werden, die von Fragen der Ehegerichtsbarkeit bis zur Kommunionszulassung gehen können. "Aber es kann nie einfach ein Automatismus sein", stellte Lehmann klar.
Treffen mit der Presse
Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Treffen mit Pressevertretern am Samstag an die Verantwortung der Medien appelliert. Nur mit einer verantwortlichen Haltung könnten sie einen positiven Beitrag in der Gesellschaft leisten. Über 5000 Journalisten begrüßten ihn mit langem Beifall. Der Papst begann das Treffen in der Audienzhalle des Vatikans mit einer kurzen Rede in Italienisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Er folgte damit dem Beispiel seines Vorgängers Johannes Paul II., der ebenfalls wenige Tage nach seiner Wahl mit den Medien zusammentraf.
Beginn einer neuen Ära
Joseph Ratzinger wird am Sonntag auf dem Petersplatz feierlich in sein Amt eingeführt. Drei Wochen nach dem Tod von Johannes Paul II. tritt der 78-Jährige offiziell an die Spitze der 1,1 Milliarden Katholiken weltweit. Allein aus Deutschland werden 100.000 Pilger erwartet. Über eine halbe Million insgesamt sollen den Petersplatz und die umliegenden Straßen füllen. 200 Staatsgäste aus aller Welt, darunter Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder, haben sich angesagt. Er ist der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren.
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Scharfe Sicherheitsmaßnahmen
Rund 7000 italienische Sicherheitskräfte sollen am Sonntag für den Schutz der Gäste sorgen. Wie schon bei der Beisetzung Johannes Pauls vor zwei Wochen wird der Luftraum über dem Vatikan gesperrt. Das gilt auch für den zweiten römischen Flughafen Ciampino, der nur für Staatsgäste offen bleibt. Die US-Luftwaffe stellt erneut mehrere Awacs-Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung, um einen terroristischen Angriff aus der Luft verhindern zu helfen. "Wir appellieren an den Bürgersinn und die außerordentliche Großzügigkeit der Römer", sagte Bürgermeister Walter Veltroni angesichts der bevorstehenden Behinderungen.
Benedikt XVI. gewinnt Sympathien
Der neue Papst Benedikt XVI. hat sich unterdessen weitere Sympathien bei den Menschen in der Ewigen Stadt erworben. Jedes Mal, wenn der Pontifex den Vatikan verlässt, um in seine alte Wohnung in der Nähe zurückzukehren, wird er von Tausenden stürmisch begrüßt. Die Begeisterung ist offenbar gegenseitig: "Besonders bewegend war meine erste Begegnung mit den Gläubigen auf dem Petersplatz", sagte Benedikt XVI. vor den Kardinälen der Kurie. "Nicht für die Ehre, sondern um zu dienen" habe er das Papstamt übernommen. Die Kardinäle rief er zu "großzügiger Mitarbeit" bei den künftigen Aufgaben auf.
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Ciao Stefano
Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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