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Alt 06-04-2005, 15:03   #5
Stefano
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Das Wirtschaftsministerium sieht es etwas anders

quelle: aus FTD von 19.03.2005

Österreich verzichtet auf Ostdeutsche

Österreich will künftig weniger ostdeutsche Arbeitslose im Tourismus beschäftigen. Mittelfristig stehen die österreichischen Tourismusbetriebe allerdings trotz Rekordarbeitslosigkeit vor ernsthaften Personalproblemen.

"Die Jobvermittlung an Ostdeutsche ist angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich problematisch", sagte ein Sprecher der Arbeiterkammer der FTD. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Wien ist die nationale österreichische Arbeitslosenquote zuletzt auf einen Rekordwert von 8,9 Prozent gestiegen. Daher häufen sich die Stimmen, die an Ostdeutsche vergebenen Jobs durch Österreicher zu ersetzen.

In der Wintersaison zieht es vor allem Menschen aus den neuen Bundesländern nach Österreich. Sie finden in den Skiregionen als Stubenmädchen und Kellner Arbeit. Derzeit sind nach Schätzungen der Wiener Wirtschaftskammer über 5500 Ostdeutsche in österreichischen Fremdenverkehrsunternehmen tätig. Und das, obwohl es im Land 20.500 Arbeitslose im Tourismus gibt. Doch nun regt sich Widerstand gegen die billigen Gastarbeiter aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

Beseitigung von Arbeitslosigkeit in Österreich

Das Arbeitsmarktservice (AMS) in Vorarlberg, einem Pendant der deutschen Arbeitsagentur, hat angesichts der öffentlichen Kritik die Jobvermittlung an Ostdeutsche eingestellt. "Wir wollen nicht die Chancen österreichischer Arbeitssuchender schmälern", sagte ein Sprecher der Wiener Tageszeitung "Wirtschaftsblatt". Laut Eigendefinition soll das AMS in erster Linie zur Beseitigung von Arbeitslosigkeit in Österreich beitragen.

"Viele Österreicher würden die Jobs, die den Ostdeutschen angeboten werden, nicht nehmen", gibt Rudolf Kaske, Chef der österreichischen Gewerkschaft für Hotel- und Gastgewerbe, zu bedenken. Die Einstiegsgehälter für Stubenmädchen liegen bei 1100 Euro netto. Hinzu kommen schwierige Arbeitsbedingungen mit dichten Arbeitszeiten in einsamen Bergdörfern.

Die Arbeitskräfte aus Ostdeutschland haben auch deswegen zugenommen, weil Österreich sich zuletzt mit jahrelangen Übergangsfristen von Arbeitssuchenden aus den neuen osteuropäischen EU-Ländern abgeschottet hat. "Wir bekommen keine Genehmigungen für Arbeitskräfte aus Ungarn, Tschechen oder Slowenen", klagte eine Tiroler Hotelchefin. Mehrere Arbeitsagenturen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen organisieren jeden Oktober in Zusammenarbeit mit dem österreichischen AMS so genannte "Aktionstage", bei denen sich Hotelbetriebe und Fremdenverkehrsverbände vorstellen.

Ernste Personalprobleme

Die Arbeitsagenturen haben sich die Urlaubsgebiete aufgeteilt. Während Magdeburg mit dem Land Salzburg zusammenarbeitet, kooperiert Dresden mit den Skigebieten in Vorarlberg. "Wir können den Bedarf nicht mit regionalen Arbeitskräften decken", sagte ein Sprecher des Arbeitsmarktservice in Imst. Auch Lehrlinge werden gesucht. Für die Ostdeutschen werden von einer Innsbrucker Fremdenverkehrsschule Schnell-Einführungskurse veranstaltet. Dort lernen die Saisoniers, Topfen statt Quark zu sagen. Und Wiener Würstchen heißen in Österreich Frankfurter.

Der Werbestopp dürfte aber wenig nutzen. Angesichts der tristen Arbeitsmarktlage in Ostdeutschland werden die Jobsuchenden ihren Weg auch alleine finden. Laut dem Vorsitzenden der Hotel-Gewerkschaft könne man sich nur noch einige Jahre mit Saisoniers aus Ostdeutschland behelfen. Sollten sich die Löhne und Arbeitszeiten mittelfristig nicht verbessern, stünden Österreichs Tourismusbetriebe ernste Personalprobleme bevor.
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Ciao Stefano

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