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Alt 22-01-2005, 11:01   #13
simplify
letzter welterklärer
 
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ja es ist schon toll, wenn die chinesen auch mal etwas bei uns kaufen, dann kann man berichte wie diese leichter übersehen.


Peking / Berlin (7. Dezember 2004) - Die Missachtung der Menschenwürde, Demütigung und Folter sind der Preis für besonders billige Produkte. Denn "Made in China" bedeutet leider sehr oft auch "made in labor camp", kritisierte am heutigen Dienstag in Berlin die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Die in Frankfurt ansässige Menschenrechtsgesellschaft weist anlässlich der China-Reise von Bundeskanzler Gerhard Schröder darauf hin, dass nicht nur das politische System, sondern auch die chinesische Wirtschaft untrennbar mit menschenrechtsverletzenden Praktiken verknüpft sind. Der Kanzler solle daher bei seinen Gesprächen deutlich für die Menschenrechte eintreten, so wie dies in der Vergangenheit Bundespräsident Rau und Außenminister Fischer getan haben, forderte Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.

In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass die Wirtschaftsbeziehungen ausgebaut wurden, obwohl führende deutsche Politiker Menschenrechtsverletzungen kritisiert hatten. Lessenthin: "Partner mit Prinzipien werden in Peking mehr geachtet als solche, die ihre Überzeugungen schneller verkaufen als ihre Produkte. Deutschland und die EU müssen daher am Waffenembargo festhalten wie an den Menschenrechten".

Zahlreiche Waren, die auch ins Ausland verkauft werden, stammen aus Zwangsarbeit. Dabei handelt es sich längst nicht nur um Kinderspielzeug, Feuerwerkskörper, Textilien, tibetische Teppiche oder Sportartikel. Die Zwangsarbeitsprodukte werden von Gefangenen hergestellt, die unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Nicht nur Produkte, die mit "Made in China" gekennzeichnet sind, sondern auch Waren von ausländischen Firmen werden teilweise oder komplett in chinesischen Zwangsarbeitslagern gefertigt.

Die Produktionsmethoden und Produktionsstätten sind in der VR China zum Staatsgeheimnis erklärt worden. Wegen des oft konkurrenzlosen Preises gefährden Laogai-Produkte Arbeitsplätze in Staaten ohne Zwangsarbeit. Betroffen sind in erster Linie Arbeiterinnen und Arbeiter in Entwicklungsländern. Da die Herkunft der Laogai-Produkte systematisch verschleiert wird und oft mehrere Zwischenhändler beteiligt sind, ist es schwierig, "saubere" Ware von Produkten aus Zwangsarbeitslagern zu unterscheiden.

Heute werden in der VR China jede zweite Digitalkamera, jedes dritte Handy und jede vierte Waschmaschine weltweit produziert. "Wandel durch Handel" heißt es immer, wenn deutsche Politiker für wirtschaftliche Interessen nach China reisen. "Der Handel hat China Arbeitsplätze, Konsumgüter und auch mehr Wohlstand gebracht. Ein positiver Wandel hin zu Meinungsfreiheit, Demokratie und Menschenrechten ist jedoch nicht in Sicht", kritisiert IGFM-Sprecher Lessenthin.

In der Volksrepublik China leben 1,3 Milliarden potentieller Konsumenten. Dieser lukrative Absatzmarkt kann Politiker und Wirtschaftführer dazu verleiten, Menschenrechtsverletzungen in China zu "übersehen" oder zu beschönigen. Insbesondere die Zustände in den Arbeitslagern könnten bagatellisiert werden.

IGFM: Opfer werden ohne rechtsstaatliches Verfahren zu Zwangsarbeit gezwungen

Die IGFM kritisiert: "China unterhält mit dem sogenannten Laogai das weltweit größte System von Umerziehungs- und Arbeitslagern. Die chinesische Wirtschaftspolitik kalkuliert den Profit durch die Ausbeutung von Arbeitssklaven in den Lagern fest ein. Die Gefangenen müssen Höchstquoten erfüllen, um ihre tägliche Nahrung zu erhalten. Sie arbeiten unter menschenverachtenden Bedingungen, werden auf vielfältige Art misshandelt und ausgebeutet. Viele Zwangsarbeiter sind gefangen, obschon ihnen kein rechtsstaatlicher Prozeß gemacht wurde, es keine Anklage gab und keine Verteidigung. Dies gilt besonders für die in China beherrschten Tibeter und Uiguren, für chinesische Christen, Falun Gong-Praktizierende, Demokraten und Gewerkschafter."

Am Beispiel der ehemaligen Zwangsarbeiterin Wei Xiong dokumentierte die Menschenrechtsgesellschaft, dass der Weg ins Zwangsarbeitslager von den Machthabern in Peking aus politischen Gründen vorbestimmt ist und den Prinzipien eines Rechtsstaates widerspricht.

Der chinesische Bürgerrechtler Harry Wu, selbst 19 Jahre lang Gefangener in verschiedenen chinesischen Arbeitslagern, leitet die Stiftung "Laogai-Research-Foundation" in den USA und ist Mitglied des IGFM- Kuratoriums. Die Stiftung untersucht und dokumentiert Verbrechen sowie andere Menschenrechtsverletzungen in den Lagern. Harry Wu erläutert, wie die billigen Zwangsarbeitsprodukte vermarktet werden können: "Wegen der komplexen, internationalen Marktstrukturen und des zirkulierenden Systems von Subunternehmen ist es sehr schwer zu erkennen, ob es sich um ein Produkt aus Zwangsarbeit handelt. So könnte ein Markenunternehmen mit Import-Export-Unternehmen kooperieren, die mit einem legitimen chinesischen Textil-Betrieb zusammenarbeiten, der seinerseits Unter-Aufträge an Arbeitslager vergibt."

quelle www.igfm.de
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