So ein klein wenig muss er sich wie im Märchen vorkommen. "Na ja", konstatiert Thomas Doll etwas verlegen, "vielleicht ein bisschen." Das war es dann aber auch schon, mehr ist dem Trainer nicht zu entlocken. Er redet nun mal höchst ungern über seine eigene Person. Das überlässt er lieber anderen. Und den Fakten: Sechs Mal trat der HSV unter Dolls Regie in der Bundesliga an, vier Mal gewann er bei einem Remis und einer Pleite (17:4 Tore). Eine Bilanz, die zum Träumen anregt. Ist dieser HSV sogar stark genug für den UEFA-Cup?
Es sind nicht allein die Resultate sondern in erster Linie die fußballerischen Darbietungen, die verzücken. Seit nunmehr fünf Wochen spielt der HSV so gut, so zwingend wie seit Jahren nicht mehr. Die interne Sprachregelung ist dennoch geklärt. Bis zur Winterpause gilt das Augenmerk den unteren Regionen. Dietmar Beiersdorfer gibt den Ton vor: "Wir wollen uns eine gute Ausgangsposition verschaffen." Ganz gewiss nicht für einen Verbleib im Mittelmaß. Das sagt der Sportchef nicht, aber er wird so denken.
Raphael Wicky wird deutlicher. "Wenn wir so weitermachen, werden wir noch eine Riesensaison spielen", soder Mittelfeldmann. In der Tat gibt es genügend Anzeichen, die den HSV zu einem Anwärter auf das europäische Geschäft machen.
Mit Gladbach (A), Hannover (H) und Bochum (A) warten bis zur Winterpause drei lösbare Aufgaben. Durchaus realistisch, dass der Anschluss nach oben in Kürze hergestellt wird.
Das Team wirkt über alle Maßen gefestigt. Nach dem 1:2 gegen Schalke folgte das 6:0 in Rostock. Auch den frühen Rückstand gegen Wolfsburg (nach 16 Sekunden) steckten die Profis weg.
Die Reservisten machen Druck. Romeo knipst, wenn er kommt. Benjamin marschiert. Moreira überzeugt. Zudem kommt Mpenza diese Woche zurück. Und in der Rückrunde steht auch Benny Lauth zur Verfügung. Ein Konkurrenzkampf, den sich jeder Coach wünscht.
Der Respekt der Großen wächst. In Dortmund gewonnen, in Bremen gepunktet, gegen Schalke weitestgehend und Wolfsburg komplett dominant - die Liga hat den HSV wieder auf dem Zettel.
Gute Gründe dafür, dass dem HSV noch eine tolle Saison bevorstehen könnte. Auch wenns fast niemand sagt.
