Eintracht schlägt KSC im Heimdebüt
Einen ordentlichen Auftakt legte die Eintracht am Sonntag Nachmittag vor
26.800 Zuschauern zur Heimpremiere der Saison 2004/2005 hin. Man schlug den KSC durch schöne Tore von Torben Hoffmann (47.) und Benjamin Köhler (51.) mit 2:1 (0:0). Den Anschlusstreffer erzielte der Karlsruher Abderrahim Ouakili kurz vor Ende der Partie in der 88. Minute.
Vor dem Spiel ehrten die besonders treuen Fans unter den 26.800 Zuschauern noch einmal den im Sommer nach Eschborn gewechselten Uwe Bindewald mit einer Choreographie, bei der eine riesige Leinwand mit anderen Größen aus dem "Eintracht-Olymp" zu sehen war und deren Höhepunkt das Überreichen einer großen Fahne, die ein Bindewald-Trikot zeigt, von Zico an die Fans war.
Zu Beginn des Spiels suchte die Eintracht häufig Arie van Lent mit langen Bällen. Dieser wurde von Eggimann zunächst gut bewacht, konnte aber mit zunehmender Spieldauer einige Zweikämpfe für sich entscheiden. So wurde es deutlich, dass es vor allem für die jungen Spieler in der Verteidigung eine Hilfe zu sein scheint, den kopfballstarken Angreifer als Anspielstation für lange Bälle für den Notfall vorne zu wissen.
Van Lent hatte auch die erste Chance der Partie: Stefan Lexa hatte den Ball nach Doppelpass mit Köhler in die Gasse gespielt, aber der Ball war etwas zu steil und der Angreifer konnte keinen Druck mehr hinter den Ball bringen. Es entwickelte sich zunächst ein Spiel wie beim Handball. Einmal kamen tatsächlich fast alle elf Spieler an den Ball, bevor er wieder verloren ging, aber der Abschluss wurde zu selten gesucht. Nach einer Viertelstunde hatte Kapllani für den KSC die erste Gelegenheit. Seinen Aufsetzer aus großer Distanz konnte Markus Pröll entschärfen. Dann wieder die Eintracht: einen Freistoß von Lexa setzte Alex Schur mit dem Hinterkopf am Tor vorbei. Nach einer halben Stunde kam van Lent nach einer Flanke von Mehmet Dragusha frei zum Kopfball, doch Keeper Markus Miller parierte bei dieser größten Chance in der ersten Hälfte glänzend. Wenig später ging ein Freistoß von Dragusha über das Tor.
Anschließend kam es zum Bruch im Spiel der Gastgeber, für den symbolisch die Leistung von Lexa stand. Der Österreicher wurde nachlässig und vertändelte einige Bälle. Insgesamt stockte der Spielfluss nun und das Spiel plätscherte bis zur Pause vor sich hin - abgesehen nur von einem Versuch des starken Patrick Ochs aus 45 Metern, bei dem sich Miller aber nicht überlisten ließ. Die Eintracht hatte in der ersten Hälfte mehr vom Spiel, war aber unter dem Strich kaum gefährlicher als die Gäste bei ihren gelegentlichen Kontern.
Nach dem Seitenwechsel kamen die Adler zunächst deutlich schwungvoller aus der Kabine, was sich auch an der Person von Dragusha festmachen lässt. Der Albaner zeigte im ersten Durchgang fast nichts, wirbelte aber nun vom Anpfiff weg und holte gleich eine Ecke heraus, die er auch selber trat. Hoffmann stand genau richtig und köpfte aus 6 Metern zum 1:0 ein. Der werdende Vater jubelte mit dem Wiegen-Symbol. Wenig später auch schon das 2:0 durch eine schöne Einzelaktion von Köhler, der im Strafraum seinen Gegenspieler vernaschte und den Ball rechts oben ins Eck schlenzte. Der junge Angreifer spielte bemüht und mit großem Laufpensum, wirkte bis zu seinem Treffer, der ihm fortan merklich Selbstbewusstsein gab, aber glücklos.
Die Eintracht spielte nun befreit auf, wurde aber nach einer guten Stunde Spielzeit vom besten Karlsruher Quakili durch einen Lattenkracher aus 25 Metern in die Realität zurückgeholt. Zwar kam Köhler nach einer Flanke von Dragusha noch zu einer spektakulären Aktion mit der Hacke, aber insgesamt begann der KSC nun, mehr Druck auszuüben. So musste Schur einen Kracher von Florian Dick mit vollem Einsatz abblocken. Eine Viertelstunde vor Schluss scheiterte der eingewechselte Abdul Iyodo, der mit seiner Quirligkeit ein ständiger Unruheherd war, mit einem Kopfball an Ochs, der auf der Linie retten konnte. Ein Schuss von Männer aus dem Gewühl wurde noch wenig später über das Tor abgefälscht. Auch Masmanidis kam zum Schuss, der noch zur Ecke abgeblockt wurde. In dieser Phase wurden die Konter durch Ochs und den eingewechselten Du-Ri Cha leichtfertig vertendelt. Aber Frommer kam aus spitzem Winkel zehn Minuten vor dem Ende zum Schuss, nachdem Köhler am zweiten Gegenspieler hängen geblieben war, und zielte über das Tor.
Es ging nun auf und ab: wenig später forderten die Gäste-Fans Elfmeter, als Hassa nach einer Direktabnahme zu Fall kam, aber der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Köhler spielte auf der anderen Seite einen Traumpass auf Meier, dessen Flachschuss aus 11 Metern Miller im Nachfassen hielt. Für die Eintracht rettete der aus dem Tor herausstürzende Pröll vor dem heraneilenden Iyodo. Dann bekam van Lent die Chance: er nahm eine Flanke von Frommer mit der Brust an, doch ein Verteidiger spitzelte ihm noch den Ball weg. Dann kam der KSC gefährlich über links: Jan Männer passte überlegt nach innen zu Quakili, der mit seiner Routine den Ball an Pröll zum verdienten 2:1 vorbeischlenzte. Zu einer weiteren Chance kamen die Gäste nicht mehr. Im Gegenteil bemühte sich die Eintracht nun verstärkt, den Ball vom eigenen Tor wegzuhalten und kam noch zu einem Eckball. Im Anschluss wurde abgepfiffen.
Fazit: Man konnte in einigen Phasen des Spiels deutlich erkennen, dass sich die neue, jugendliche Eintracht-Mannschaft noch finden muss. Andere Phasen ließen aber erkennen, dass das Team dazu auch in der Lage ist. Man spielte bemüht und engagiert und kam so zu einem in dieser Höhe genau verdienten 2:1-Erfolg. Allerdings müssen die Chancen künftig besser verwertet werden und es sollte in Zunkunft gelingen, Drangperioden wie die der Karlsruher gegen Ende besser zu überstehen.
Das sagten die Trainer:
Lorenz-Günther Köstner (Karlsruher SC):
"Wenn man verliert, darf man aus unserer Sicht eigentlich nicht viel sagen. Man hat einfach die Schnauze zu halten, Mund abzuputzen und nach Hause zu fahren. Das mal grob gesagt.
Bei so vielen unerfahrenen Spielern kann ein Fehler hinten mal passieren, aber nach vorne muss einfach viel mehr laufen. Das war katastrophal. Es war in der ersten Halbzeit einfach ein "Ping-Pong-Spiel" mit vielen Fehlpässen - auf beiden Seiten. Auch unsere Stürmer waren zu wenig in Bewegung. Trotz des Doppelschlages hat die Mannschaft dann aber doch weiter gefightet. Aber die Eintracht hatte auch ohne Ende Konterchancen.
Mit dieser jungen Mannschaft können wir sehr zuversichtlich sein, weil sie sich einfach den Arsch aufreißt."
Friedhelm Funkel (Eintracht Frankfurt):
"So viele junge Spieler, wie beide Mannschaften auf dem Feld hatten, gibt es nur wenig im Fußball. Und da darf man auch mal Fehler auf Grund der Unerfahrenheit eingestehen. Wir sind dann 2:0 in Führung gegangen und daraufhin fehlte uns einfach die Cleverness unsere Chancen zu nutzen. Der leichtfertige Ballverlust von Cha, der zum 2:1 führte, darf natürlich keinesfalls passieren. Daraufhin sind wir noch mal ins Schwitzen gekommen und ich war heilfroh als das Spiel vorbei war.
In Köln wird uns eine gigantischere Kulisse als am Aachener Tivoli mit doppelt so vielen Zuschauern erwarten. Das wird ein hartes Spiel, da es für den FC jetzt schon um einiges geht. Außer Acht darf man das vorherige Pokalspiel bei Rot-Weiß Erfurt nicht lassen.
Mit diesen schweren Aufgaben können die jungen Spieler aber nur wachsen.
Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben. Die Zuschauerzahl mit knapp 27.000 war einfach phantastisch. Auch die Geduld und die super Unterstützung der Zuschauer für die junge Mannschaft war enorm!"
Das sagte Uwe Bindewald:
"Das vor dem Spiel mit der Choreographie war überwältigend. Auch die neue Mannschaft hat mir gefallen. Die Jungs haben alle gegeben und sind 90 Minuten marschiert. Der Sieg war sehr wichtig."´
Das sagte Heribert Bruchhagen:
"Es ist schon ein Grundstein nach zwei Spielen vier Punkte zu haben. Das ist einfach erfreulich."
Das sagten die Spieler:
Mehmet Dragusha: "Dieses Spiel hat mir wieder einen Schub an Selbstvertrauen gegeben. Ich hoffe es wird noch besser. Der Trainer vertraut mir und ich werde ihm und den Fans das Vertrauen zurückzahlen."
Benjamin Köhler: "Das war mein zweites Profitor. Es war wichtig, gleich den ersten Heimsieg einzufahren. Das befreit. Die Atmosphäre hier und die tollen Fans, das alles ist super!"
Arie van Lent: "Das mit der Abstimmung untereinander muss noch besser klappen. Aber jeder läuft und kämpft für jeden. Das ich heute wieder nicht getriffen habe macht nix. Dann klappt's halt beim nächsten Mal."
Torben Hoffmann: "De Standards haben wir einstudiert. Bei der super Ecke von Dragusha musste ich nur noch den Kopf hinhalten. Mein erstes Tor in diesem Stadion und vor diesen Fans hat mich total glücklich gemacht. Es war ein total geiles Gefühl."
Andree Wiedener: "Die Mannschaft hat gut gekämpft und findet immer besser zueinander. Unnötig aber war, dass wir am Ende noch einmal Druck bekommen haben."
Das sagten die Fans:
Rainer Walz (37) aus Riedstadt: "Die Mannschaft hat sich nach der Pause enorm gesteigert. Die neue Eintracht spielt schneller und frischer, wie in der letzten Saison."
Ralf Schwob (38), Riedstadt: "Es ist sehr gut gelaufen. Die jungen Leute haben mich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie schon so abgezockt spielen."
Heike Schleich (33), Kelkheim: "Die Mannschaft hat viel Potenzial. Es sind viele junge Spieler da, die noch lernen müssen. Grundsätzlich ist es aber noch zu früh, um ein genaueres Urteil abgeben zu können."
Gerd Weimer (39), Darmstadt: "Super, die jungen Leute. Sie haben überraschend stabil in der Abwehr gestanden. Benjamin Köhler hat klasse gespielt. Ich freue mich schon aufs nächste Heimspiel."
Meiko Weiß (13), Bad Hersfeld: "Stefan Lexa war der absolute Hammer."
Sven Gerhard (6), Dreieich: "Super, dass die Eintracht gewonnen hat. Mein Lieblingsspieler ist Markus Pröll."