Für die 25. Kalenderwoche 2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den USA sehen wir eine Flucht in Qualität. Die Renditen der Treasury-Bonds, vor allem im Bereich der mittleren Laufzeiten, sind in den letzten drei Wochen deutlich gefallen. Angesichts der mittel- bis langfristig steigenden Zinstendenz halte ich diese Bewegung jedoch nur für eine temporäre Erscheinung. Die läßt sich ohne weiteres auf den herrschenden Pessimismus am Aktienmarkt zurückführen, der momentan einen bisher nicht bekannten Höhepunkt erreicht hat.
Im Gegensatz zum US-Anleihenmarkt haben die Märkte in Südamerika wieder den Rückwärtsgang eingelegt:
Argentinien hat seinen Weg noch nicht gefunden. Zu Recht kritisitiert der Internationale Währungsfond (IWF), daß die argentinische Regierung die falschen Mittel einsetzt, um ein Ende der Rezession herbeizuführen. Momentan fokussiert die Regierung ihre Bemühungen zu stark auf eine Beendigung der Abwertung des Peso gegenüber dem Dollar.
Die Regierung hat die falschen Prioritäten gesetzt. Um eine Abwertung des Peso zu verhindern, ist es den Bürgern weiterhin verboten, beliebig über ihre Bankguthaben zu verfügen, um eine Abwanderung in den Dollar zu verhindern. Abgesehen davon, daß das eine Entmündung der Bürger ist, zerstört diese Liquiditätsrestriktion das komplette Wirtschaftsleben in Argentinien. Auf der anderen Seite verkauft die Regierung jeden Handelstag am Devisenmarkt 60 Mio. Dollar gegen Peso, um den Peso zu stützen. Für den Devisenmarkt ist das ein Tropfen auf den heißen Stein und ändert überhaupt nichts am Kurs des Peso. Für Argentinien sind 60 Mio. Dollar pro Tag (!) dagegen eine Menge Devisen. Die Reserven des Landes sind in diesem Jahr schon um ein Drittel auf 10 Mrd. Dollar zusammengeschrumpft.
In Argentinien wird erst Ruhe einkehren, wenn die Ziele sich geändert haben. Die Versuche des IWF, der Regierung die Vorteile einer frei konvertierbaren Währung zu erklären, stoßen noch auf taube Ohren. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Druck so groß wird, das Argentinien gewzungen wird, echte Reformen einzuleiten.
Derweil stürzt auch Uruguay in die Lambada-Krise. Entgegen dem Willen des Präsidenten Jorge Batlle wurde das Währungssystem, das den Uruguay-Peso in einem festen Abwertungsregime gegenüber dem Dollar gehalten hatte, Mitte der Woche beendet.
Die Landeswährung fiel um rund 30% und offenbart damit den wirklichen Wert gegenüber der US-Währung. Gleichzeitig mit der Freigabe der Währung fielen auch die Anleihen, die vorwiegend auf Dollar lauten, auf Rekordtiefs, denn die frei konvertierbare Währung wird zwar Uruguay's Export ankurbeln, da die Produktionskosten nun fallen, aber gleichzeitig auch den Schuldendienst erschweren, da die Devisenkosten erheblich gestiegen sind.
Die Devisenreserven von Uruguay sind in diesem Jahr bereits um 50% auf 1,6 Mrd. Dollar gesunken. Maßgeblich dafür verantwortlich sind argentinische Kunden, die ihre Konten leergeräumt haben. Es ist zudem zu erwarten, daß die laufende Krise das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Staaten weiter entzweien wird. Bereits Anfang des Monats hatte Präsident Batlle die argentinischen Nachbarn für die Wirtschaftskrise in seinem Lande verantwortlich gemacht und die Argentinier wörtlich "einen Haufen von Diebe" genannt. Mal sehen, was er nun nach der Abwertung des Uruguay-Peso verlauten läßt.
Der Sturz von Uruguay erhöht den Druck auf Brasilien zusätzlich. Viele Investoren fürchten, daß es, wie im Nachbarland Argentinien, zu einem Ausfall des Schuldendienstes kommen wird. Die jüngste Inanspruchnahme von 10 Mrd. Dollar eines 15 Mrd. Dollar Kredites des IWF milderte die Sorgen verständlicherweise keineswegs.
Ich werde die Lage in Südamerika im kommenden Anleihen-Compass 07-02 komplett aufrollen und Ihnen die möglichen Perspektiven und Optionen, die sich aus der Krise ergeben, darstellen.
Quelle:fmresearch
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Schöne Grüße
arpad
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