Die Fugger sind ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht, das seit der Einwanderung Hans Fuggers aus Graben
im Jahr 1367 in der Freien Reichsstadt Augsburg ansässig war. (...) Aufstieg und Fall der Fugger fanden also über rund 300 Jahre statt,
etwa im Zeitbereich 1367 - 1657.
Die Geschichte begann also im Spätmittelalter (reicht von ca. 1250 bis 1500) und erstreckt sich bis hinein in die Frühe Neuzeit (ab ca. 1500 bis ca. 18. Jahrhundert) - wenngleich Nachkommen der damaligen Fugger auch heute noch leben und auskömmlich leben können.
Die Geschichte der Fugger ist lehreich wegen der offensichtlichen - und erstaunlichen -
wirtschaftlichen Parallelen zur heutigen Zeit.
Mein Fazit:
- Banken verdienen im Mittelalter wie in der heutigen Zeit an und mittels Krediten an Staaten enorm (Staatsanleihen, privilegierte Behandlung der Bankeninteressen durch die politisch Herrschenden) - bis die Staaten irgendwann bankrott gehen und damit auch das Geschäftsmodell der Banken kollabiert
- Am Ende gewinnt derjenige, der 1) rechtzeitig vor Eintritt des Staatsbankrotts das bislang hochprofitable Geschäft mit den politisch Herrschenden aufgibt und 2) sein Kapital retten kann in Sachwerte.
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die nach 1540/50 wachsende Gefährdung von Finanzunternehmen durch die zunehmende Staatsverschuldung aufgrund der Misswirtschaft und des skrupellosen Geschäftsgebarens der spanischen Krone unter Kaiser Karl V. und König Philipp II. noch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs.
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Zitat:
Spätestens seit 1550 versuchte Anton Fugger, den Handel zu liquidieren.[6] Doch Kredite an Kaiser Karl V. wegen des Schmalkaldischen Kriegs (1546/47) und wegen des Fürstenaufstands (1552) sowie immer weitere Kreditforderungen der spanischen Krone sorgten für eine zunehmende Verschuldung der Habsburger, die zudem ihre Rückzahlungen mit immer neuen Kreditforderungen verbanden. Mit dem ersten spanischen Staatsbankrott begann „Die Zeit der internationalen Finanzkrisen“ (Ehrenberg), unter anderem mit zwei weiteren spanischen Staatsbankrotten (1575 und 1607).
Nach Anton Fuggers Tod sollten sein Neffe Hans Jakob Fugger und Antons ältester Sohn Markus die Firma leiten. Doch schon 1564 musste Hans Jakob Fugger wegen privater Zahlungsunfähigkeit aus der Fuggerfirma ausscheiden. Seine Brüder ließen sich in den späten 1570er-Jahren auszahlen.[8] Markus (auch: Marx) Fugger führte die alte Firma als Gesellschaft „Marx Fugger und Gebrüder“ fort und erzielte seit Beginn der 1560er-Jahre wieder Gewinne. Der Schwerpunkt dieser Firma lag im Quecksilber- und Zinnoberbergbau in Kastilien sowie im Silberbergbau in Tirol. Noch um 1600 war die Firma außerdem stark im internationalen Wechsel- und Kreditgeschäft tätig. Maximilian Fugger gründete 1618 eine Firma für den Export von Barchent (Einschub Benjamin: ein Mischgewebe aus Baumwoll-Schuss auf Leinen-Kette) nach Spanien, bis die Spanier die Einfuhr von Textilien aus Schwaben unterbanden.
Philipp Eduard und Octavianus Secundus Fugger gründeten ein zweites Fugger‘sches Familienunternehmen. Die Firma „Georg Fuggerische Erben“ beteiligte sich am Gewürzhandel mit der portugiesischen Krone und arbeitete dabei eng mit den Welsern zusammen. Diese Firma betrieb darüber hinaus Kreditgeschäfte.[8]
1647 beendeten die Fugger die Pacht für den Quecksilber- und Zinnoberabbau in Spanien. 1646/47 tauchte die Fuggerfirma letztmals im Verzeichnis der deutschen Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi in Venedig auf. Graf Leopold Fugger gab 1657 eigenmächtig und ohne Funktion in der Leitung des Handels die Tiroler Bergwerksanteile der Familie entschädigungslos an die Tiroler Landesherrn zurück. Damit war die Fuggerfirma erloschen.[6]
Der Gesamtverlust, den die Fugger auf ihre Forderung an die Habsburger bis Mitte des 17. Jahrhunderts hinnehmen mussten, lag bei acht Millionen Gulden. Im Gegensatz zu ihren bedeutendsten Augsburger Konkurrenten, den Welsern, die 1603 zahlungsunfähig wurden, ging die Fuggerfirma jedoch niemals bankrott. Und im Gegensatz zu den Welsern haben die Fugger – so urteilte der Wirtschaftshistoriker Richard Ehrenberg – mehrfach „durch ihre Geldgeschäfte den Gang der Weltgeschichte beeinflusst“.
Für Grundherrschaften und den Erwerb von Eigengütern – vor allem im heutigen bayerischen Schwaben und in Baden-Württemberg – gaben die Fugger mehr als 2,5 Millionen Gulden aus. Die Renditen aus dem Grundbesitz waren zwar vergleichsweise gering, Grund und Boden waren jedoch sichere Geldanlagen mit hohem Sozialprestige. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde allerdings der schwäbische Grundbesitz ab 1632 massiv verwüstet und mehrere Schlösser der Fugger wurden von schwedischen Truppen zerstört. Besitzungen im Elsass wurden von den Franzosen okkupiert.
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Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fugger_von_der_Lilie
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Zitat:
...äußerst lukrative Beziehung mit den Habsburgern. Das Geschäftsmodell war einfach: Die Fugger beschafften das Geld und bekamen immer neue Sicherheiten wie Berg- oder Schürfrechte und Handelsprivilegien, an deren Ausbeutung sie klotzig verdienten.
Ulrich Fugger und seine Nachfolger finanzierten Päpste und Bischöfe, Kaiser und Fürsten. Das lief dann etwa so ab wie beim Herzog von Tirol, Sigismund. Der wurde der "Münzreiche" genannt, weil er zahlreiche Silbergruben besaß. Doch führte er auch kostspielige Feldzüge. Nach einem verlorenen Konflikt mit Venedig im Jahr 1487 musste er 10 000 Gulden Schadensersatz zahlen. Jakob Fugger, der als größtes Wirtschaftsgenie der Dynastie gilt und den Beinamen "der Reiche" erhielt, finanzierte ihn, und ließ sich dafür die Schürfrechte der Gruben einräumen. Zu ihren Glanzzeiten beherrschte die Familie außerdem den Handel mit Tiroler Silber, den weltweiten Kupferhandel und verfügte über ein Quecksilbermonopol.
Doch nicht nur im Kreditgeschäft reüssierten die Fugger. Sie nahmen auch Einlagen auf - natürlich nicht von jedermann. Sie besorgten sich Geld für die Kreditvergabe bevorzugt von Bischöfen, Kardinälen und Päpsten - die kassierten trotz des kanonischen Zinsverbots üppige Zinsen. Europaweit tätig waren die Fugger auch in einer anderen Spielart des Bankgeschäfts, dem Wechselverkehr. Dank ihres weiten Netzes konnten sie Wechselgeschäfte von Dänemark bis Portugal abwickeln.
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Quelle:
Die Fugger auf der Suche nach dem alten Glanz, von: Christian Potthoff (Handelsblatt), Datum: 14.01.2005 10:09 Uhr,
http://www.handelsblatt.com/unterneh...z/2464288.html
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Zitat:
Die Grundlage seines und des Hauses Fugger Reichtums legte er, als er in den Abbau von Silber in Südtirol einstieg.
Fugger war nicht nur in der Lage, das nötige Kapital aufzubringen, sondern verstand es auch, den Abbau durch den Einsatz neuester Verfahren wirtschaftlich zu gestalten. Mit den Überschüssen aus seinen diversen Minen gründete Fugger seine Bank. Hauptgeschäftsfeld war das Kreditgeschäft. Hauptabnehmer waren die Fürsten und Könige jener Zeit, vorrangig jedoch das Haus Habsburg, das für seine Kriegsführung permanent auf Kapital, auf Kredite angewiesen war. So entstand über die Jahre eine gegenseitige Abhängigkeit. Fugger wäre ohne die Habsburger nie so reich geworden, die Habsburger hätten ihre Macht ohne Fugger nicht erringen und erhalten können.(...)
Nach Jakobs Tod übernahm sein Neffe Anton Fugger die Geschäfte. Anton führte über die Jahre seinen eigenen Geschäftsstil ein, der sich z.T. deutlich von dem seines Onkels unterschied, ohne dabei weniger erfolgreich zu sein. Anders als sein Onkel investierte Anton große Teile des Vermögens in Immobilien und Ländereien. Noch heute profitieren die Nachkommen der Fugger von dieser wegweisenden und vorausschauenden Entscheidung. Nach dem Tod Anton Fuggers begann jedoch der schleichende Abstieg der Fugger aus der ersten Reihe der Kaufmannsgeschlechter.
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Quelle:
Sonntag, 15. Februar 2015, Die Geschichte der Fugger - Bankiers, Kaufleute und Unternehmer des Mittelalters, Von Ralf Keuper,
http://bankstil.blogspot.de/2015/02/...-bankiers.html
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Zitat:
Der Erfolg der Fugger beruhte wesentlich auf einer Ausweitung des Geschäftsmodells: Neben den Warenhandel trat der Einstieg in die Förderung von Edelmetallen; außerdem wurden die katholische Kirche und das damals mächtigste Herrscherhaus Europas, die Habsburger, zu bevorzugten Kunden der Fugger.
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Zitat:
Die Macht, der Reichtum, der legendäre Ruf - sowie der spätere Niedergang - der Fugger beruhten wesentlich auf ihren Finanzgeschäften und hier besonders auf ihrer engen Verbindung zu dem geldhungrigen Haus der Habsburger.
Die erste Bank des Vatikans
Ihr großes Rad drehten die Fugger wie jede Bank nur zu einem geringen Teil mit eigenem Geld, sondern überwiegend mit Einlagen von Kunden, die sie dann als Kredit an Nehmer wie die Habsburger ausreichten. Überlegen waren die Fugger ihren Konkurrenten vor allem in der Fähigkeit, Einlagen betuchter Kunden anzuziehen.
Ihr wichtigster Geldgeber wurde der Fürstbischof (später Kardinal) von Brixen in Südtirol, Melchior von Meckau, der zu Geld gekommen war, nachdem man in seinem Reich Erze entdeckt hatte. Meckau hatte zeitweise mehr Geld in dem Unternehmen als die Fugger selbst, was den Augsburgern beinahe zum Verhängnis geworden wäre, als Meckau während eines Aufenthalts in Rom starb, der Papst sich kurzerhand zum Erben erklärte und das Geld Meckaus aus der Fugger-Firma abziehen wollte.
Meckaus Anlagepolitik wurde dennoch zur Mode: Auch andere Kirchenobere vertrauten den Fuggern diskret hohe Beträge an - ebenso wie weltliche Fürsten und reiche Bürgerfamilien. Die engen Verbindungen zur katholischen Kirche hatten eine Beteiligung der Fugger am Handel mit Ablässen begünstigt.
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Zitat:
Letztlich kam die Geschäftsbeziehung beiden zugute. Maximilian, der den Beinamen „der letzte Ritter“ trug, erhielt dringend benötigtes Geld, das er unter anderem für seine verschwenderische Hofhaltung und die Bezahlung von Soldaten brauchte.
Im Gegenzug profitierten die Fugger von der politischen Macht der Habsburger, die ihre schützende Hand über das von Konkurrenten angefeindete und von weiten Teilen der Bevölkerung als Preistreiber verachtete Unternehmen hielten und ihnen einträgliche Geschäftsmöglichkeiten eröffneten. Maximilian verlieh Jakob Fugger obendrein den Grafentitel. Somit sah das Geschäft auch für die Fugger gut aus. Nur musste ein Katastrophenfall ausbleiben: Die Habsburger durften nicht zahlungsunfähig werden.
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Quelle: Finanzdynastien (10): Die Fugger
Augsburger Bankiers der Krone und der katholischen Kirche, 14.08.2008, von Gerald Braunberger,
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1551190.html
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Zitat:
Die Habsburger verschwendeten das Geld für Kriege und Hofhaltung
Wer hier Parallelen zur Gegenwart sucht, wird weiter fündig. Die Kreditnehmer der Fugger, allen voran die politisch mächtigen spanischen Habsburger, verwendeten das aufgenommene Geld aus ökonomischer Sicht auf eine nicht sehr angebrachte Weise. Zu jenen Zeiten wurde es vor allem für Kriege und eine sehr aufwendige Hofhaltung ausgegeben, und diese Verschwendung machte das Geschäftsmodell der Finanziers ab Mitte des 16. Jahrhunderts angreifbar. Weitsichtige Unternehmer wie Anton Fugger, der Nachfolger Jakobs, oder der Fugger-Rivale Bartholomäus Welser (1484 bis 1561) erkannten die wachsenden Gefahren und fuhren ihre Geschäfte zurück.
Die spanischen Habsburger erklärten in den Jahren 1557 und 1575 gleich zweimal den Staatsbankrott. Viele Banken brachen daraufhin innerhalb kurzer Zeit zusammen. Andere Häuser wie das der Welser überlebten noch ein paar Jahrzehnte, blieben aber schwer angeschlagen. Die Fugger waren zwar auch hart getroffen, schafften aber noch einmal ein vorübergehendes Comeback, dessen Bedeutung erst die jüngere Forschung erkannt hat.
Insgesamt aber zeigte sich, dass im Verhältnis zwischen Staat und Finanzwirtschaft der Staat am längeren Hebel sitzt. Finanziers wie Jakob Fugger mochten 1519 die Wahl Karls V. gekauft haben. Im Moment des Staatsbankrotts Jahrzehnte später zeigte sich aber, dass ein Staat nach einem Bankrott oft einfach weitermachen kann. Häufig erholte sich die Wirtschaft rasch nach einem Bankrott. Viele Finanziers gingen dagegen unter.
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Quelle: 30.07.2011, von Gerald Braunberger: Fugger - Die Finanziers der europäischen Fürsten,
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaf...ten-15777.html
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Unten angehängt: Zitat aus dieser Quelle:
Staatsbankrotte, Wirtschaftliche Und Rechtliche Betrachtungen Taschenbuch – 27. Juni 2013, von Manes Alfred (veröffentlicht ursprünglich wohl 1919),
https://www.amazon.de/Staatsbankrott...ankrotte+Manes