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Alt 03-03-2012, 23:41   #2
Benjamin
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Derzeit sind an vielen Märkten aufgrund der Entschuldung von privaten und öffentlichen Haushalten deflationäre Tendenzen zu beobachten.

Unter Deflation ist ein sinkendes Preisniveau zu verstehen, das im Extrem sogar zu einer Depression führen kann.

Als Paradebeispiel für eine Wirtschaft, die sich in einer Deflation befindet, gilt seit langem Japan. Nach dem Platzen einer Immobilienblase zu Beginn der 1990er Jahre geriet das Land in einen deflationären Teufelskreis, aus dem es sich nicht befreit hat. Die extrem niedrigen Zinsen, weitere geldpolitische Massnahmen wie quantitative Lockerungen und Interventionen am Devisenmarkt, um die Exportwirtschaft zu stärken, haben die Wirtschaft daraus nicht befreit. Die Staatsverschuldung ist bis zum 2. Quartal 2011 auf 226% des Bruttoinlandprodukts gestiegen. Es sieht so aus, als ob die Geldpolitik in Japan trotz «Doping» den Kampf gegen die Deflation verloren hat.

Auch in der Euro-Zone droht die Schulden- und Bankenkrise gemäss Ökonomen der Bank Sarasin einen Teufelskreis auszulösen. Mit der Vergabe von Liquidität über 500 Mrd. € für drei Jahre an die Banken vor Weihnachten habe die Europäische Zentralbank (EZB) diesen vorerst durchbrochen – zumindest kurzfristig habe die EZB die Krise so etwas gelindert. Gemäss Swisscanto-Vertreter Liebi hat die Zentralbank damit klar signalisiert, dass sie keine der grossen europäischen Banken fallenlassen wolle. Der europäische Bankensektor sei zwar keineswegs gesund, aber er sei so vollgepumpt mit «Geld-Infusionen», dass er gar nicht kollabieren könne. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat wegen der massiven Zunahme der Deflationsgefahr ihre Liquiditäts-Vergabe stark ausgeweitet.

Was bedeuten die Szenarien für Anleger?

In einer Deflation sind Investoren mit Anleihen und Cash am besten bedient. Die Wissenschafter Dimson, Marsh und Staunton von der London Business School haben über 111 Jahre die Performance von Aktien, Obligationen und Cash in 19 Ländern berechnet. In Zeiten mit starker Deflation mit Preiseinbussen von 3,5% entwickelten sich Bonds besonders stark – sie erzielten eine reale Rendite von im Schnitt 20,2% pro Jahr. Aktien hinkten da klar hinterher, dasselbe gilt für Gold.

In Zeiten höherer Inflation, allenfalls sogar mit zweistelligen Raten, sah es dagegen anders aus. Anleger sollten den Effekt der Inflation nicht unterschätzen. Wie die London Business School aufzeigt, hatte ein Dollar 1900 dieselbe Kaufkraft wie $ 26.30 heute, auch wenn sich die zugrundeliegenden Warenkörbe sehr unterscheiden. Für Inflationsszenarien empfehlen Banken – nicht uneigennützig – oft Aktien als gut geeignet. Gemäss Dimson, Marsh und Staunton lässt der Inflationsschutz von Aktien aber auch zu wünschen übrig – vor allem in Zeiten mit sehr hoher Inflation. Zwar seien die nominalen Renditen von Aktien in Inflationszeiten höher, sie reichten aber oft nicht, um die Teuerung auszugleichen. Anleihen sind bei Inflation noch viel weniger geeignet: die Teuerung frisst die Erträge schnell auf. Das als guter Inflationsschutz geltende Gold erzielte laut den Wissenschaftern in Zeiten hoher Inflation eine Realrendite von rund 0%. Dies sichere dem Edelmetall eine potenzielle Rolle im Portfolio eines risikoaversen Investors, schreiben sie. Jedoch gibt es bei Gold keine Dividenden- oder Couponzahlungen, zudem ist seine Entwicklung sehr volatil.

Eine Lanze brechen die Wissenschafter für das Eigenheim. Auf sehr lange Sicht hätten sich die Index-Preise für Wohnhäuser von den untersuchten Ländern in Australien am besten entwickelt (2,03% pro Jahr), vor Grossbritannien (1,33%). In Frankreich waren es 1,18% pro Jahr, in den USA aber nur 0,09%. Beim Kauf von Immobilien sollten Anleger beachten, dass die Preise in der Schweiz zuletzt in vielen Gegenden immens gestiegen sind. Allenfalls könnten auch Immobilien in anderen Ländern, etwa in prosperierenden Regionen in Deutschland, aufgrund ihres Realwert-Charakters eine interessante Anlage sein.

Quelle: http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtsc....15083601.html
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