Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 30-05-2010, 09:53   #205
Börsengeflüster
TBB Family
 
Benutzerbild von Börsengeflüster
 
Registriert seit: Apr 2004
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 4.953
Auf Inflation folgt Deflation



Weil dieses Thema seit der Jahrtausendwende hochaktuell ist, widme ich auf meiner Börsenseite hierzu eine extra Seite, auch um etwas Licht in das Dunkel der Deflation zu bringen.



Auf Inflation folgt Deflation

Allein schon die Deflation selbst, das völlig Ungewohnte fallender Preise, dieses Gegenstück zur vertrauten Inflation, bleibt zunächst ganz unbegreiflich. Kann es so etwas wie Abwesenheit von Inflation überhaupt geben? Ist Preisstabilität, sind fallende Preise nicht etwas rundum gutes, etwas Begüßungswertes?

Es kommt eine Katastrophe, ein Crash, ein Gau der Weltwirtschaft, wenn die Kartenhäuser der Schulden einstürzen.
Auf Inflation folgt Deflation, dies ist ein Gesetz, so schrieb es schon Johann Philipp Freiherr von Bethmann im Juni 1986 in Frankfurt am Main.


Deflation ist schlimm, aber sie muss sein, wenn Inflation vorausging. Die Inflation war da, jahrelang, hartnäckig und nicht zu knapp. Deflation ist das grosse Aufräumen, der Abbau der in der Inflation entstandenen, nicht mehr nutzbaren Überkapazitäten auf allen Gebieten. Deflation, das ist der Abbruch der überall im Lande herumstehenden Inflationsruinen. Deflation, das ist die späte Stabilisierung mit noch mehr Pleiten, noch mehr Arbeitslosigkeit und am Ende mit einem harten Währungsschnitt.



Die Zinsen muessen fallen

Die erste erkennbare Zivilisationskrankheit der fortgeschrittenen Wohlstandsgesellschaft ist die Stagflation. Stagflation ist Inflation und Rezession mit Arbeitslosigkeit zugleich. Stagflation ist kranke Konjunktur oder Konjunktur mit vielen Kranken. Stagflation zerstört die Wurzeln der freien Wirtschaft. Aus der Stagflation führen nur zwei Wege heraus, zwei Wege in ganz entgegengestzter Richtung.
Der eine Weg heisst verstärkte Inflation mit ungesundem inflationären Wachstum. Der andere Weg heisst verstärkte Rezession, Krise mit Rückkehr zur Stabilität.
Kommen wird eine solche Krise nach inflationären Tendenzen immer, ohne sie gibt es keine Rückkehr zur Stabilität. Es kommt nur darauf an, ob sie unter politischer Aufsicht kommt, oder angesichts politischer Ohnmacht als unbrechenbares Schicksal grassiert.
Wenn die politische Steuerung des Wirtschaftsprozesses nicht gelingt, hat das Ende der freien Wirtschaft begonnen. Konjunkturpolitik ist die Nagelprobe der freien Wirtschaft und damit der freien Gesellschaft. Mit dem Erfolg oder Mißerfolg der Konjunkturpolitik ist die Existensfrage der freien Wirtschaft gestellt.

Die Notenbanken sind wie eine Feuerwehr, die einen Brand bekämpfen und nicht weiß, daß sie Benzin statt Wasser in den Schläuchen hat, mit ihrer angewendeten monetaristischen Geldpolitik. Es ist nämlich ein fataler Irrtum zu glauben, das Geld in der Wirtschaft ließe sich von einer Notenbank oder von den Notenbanken in der Welt mengenmäßig unter Kontrolle bringen und unter Kontrolle halten. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Jeder Versuch der Geldverknappung bringt wegen der Eigengesetzlichkeit des Geldes das Gegenteil, bringt Geldvermehrung. Angedrohte Verknappung vermindert nicht, sondern verstärkt die Nachfrage nach Geld, vermehrt die Schulden und treibt ausserdem noch die Zinsen nach oben.Länger andauernde exotische Zinsen bringen gewaltige Schuldenausweitung und damit inflationäre Geldvermehrung.
Die Geldpolitik ist die Achillesferse der Konjunktur. Existens und Fortbestand hängen davon ab, ob wir eine Wirtschaft mit freien Märkten beherrschen und ob wir das Blut der freien Wirtschaft, das Geld, gesund erhalten.
Die Zinsen müssen runter, müssen tief stehen, nur so können wir zur Stabilität zurückkehren, nur so können wir die Voraussetzung, können wir die Grundlage wieder schaffen für eine wirkliche, dauerhafte Erholung der Wirtschaft und damit für die Erhaltrung eines Wohlstands für alle, den wir der Marktwirtschaft verdanken.
Was erreicht wurde mit der Marktwirtschaft, ist grossartig, aber die Gefahr ist auch gross, alles wieder zu verspielen.
Immerhin, die Zinsen gingen zurück und mit ihnen die Preisinflation. Aber weiter wuchsen die Schulden. Was blieb, war die Schuldeninflation. Die Schuldeninflation brachte immer mehr Überschuldung. So kam es zur Schuldenkrise. Schuldeninflation ist aber zugleich auch ungehemmte Geldvermehrung. Die Schulden sind immer die Rückseite des Geldes. So bescherte uns die Politik der versuchten Geldverknappung die größte Geldvermehrung aller Zeiten. Das Gebirge von Geld und Schulden, von Geldschulden und Schuldengeld aber kommt nur auf einem Wege wieder aus der Welt,- nur mit Deflation, mit nichts anderem.


Hierzu schreibe ich auf meiner Börsenseite nach und nach mehr in den nächsten Tagen und Wochen.
__________________
Zitat:
.............................................

Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


<br>
Börsengeflüster ist offline   Mit Zitat antworten